Karin König

WDR-Volontärin, freie Journalistin

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RN+ Hobbyfotograf macht aus Luftbildern von Schwerte 3D-Modelle markanter Gebäude

Vor ihm auf dem Bildschirm ist ein detailgetreues Abbild der Marienkirche zu sehen. Mit einem Mausklick kann Christoph Harmata das Modell drehen und es von allen Seiten anschauen. Die Aufnahmen sind so detailreich, dass man die einzelnen Steine in der Fassade erkennen kann. „Für so eine 3D-Abbildung braucht man ungefähr 250 Fotos", erklärt Harmata, der am Friedrich-Bährens-Gymnasium Latein und Geschichte unterrichtet. 

Seit drei Jahren beschäftigt er sich mit der Luftbildfotographie, auch Aerial Image genannt, seine Liebe zu schönen Bildern ist aber schon viel älter. „Fotografiert habe ich schon lange gern." 

Über seinen Bruder, der in Dortmund eine Produktionsfirma besitzt, entdeckte er vor drei Jahren sein Interesse an Luftaufnahmen. Er kaufte sich eine Drohne, absolvierte einen Flugschein und ließ sich bei Lufthansa registrieren. „Seit 2017 dürfen Drohnen über 2 Kilogramm nur noch mit Führerschein geflogen werden. Meine Drohne kommt nur auf 1,8 Kilogramm, ich habe mich aber trotzdem registrieren lassen, um professionell auftreten zu können", erklärt der Hobby-Fotograf.

Die Idee, aus seinen Bildern 3D-Modelle anzufertigen, kam ihm eher zufällig: „Ich habe im Fernsehen eine Dokumentation über Archäologen gesehen, die Drohnen zur Archivierung von Flächen verwenden. Aus den Bildern erstellten sie dann Modelle für ihre Forschung." Davon inspiriert begann Christoph Harmata, seine eigenen Aufnahmen neu zu verwerten. 


3D-Modelle der Marienkirche und des Friedrich-Bährens-Gymnasiums
 

Er legte sich die nötigen Computerprogramme zu und begann, sich mit der 3D-Technik zu beschäftigen. „Man muss auf verschiedenen Höhen um ein Gebäude fliegen, um möglichst viele Details zu erhalten. Danach kann ein PC ein genaues 3D-Modell erstellen." 

So ist es in Absprache mit der katholischen Kirche auch mit der Marienkirche in Schwerte passiert. In Zukunft möchte der geschichtsinteressierte Schwerter auch andere historische und kulturell bedeutsame Gebäude in der Stadt in 3D festhalten. „Auf diese Weise kann man sie so, wie sie jetzt gerade sind, abbilden. Die Bauwerke sind ja auch nicht für die Ewigkeit und so kann man sie auf dem Computer archivieren."

Ein bisschen Sammlerstolz gehöre aber auch dazu, gesteht Harmata. „Es hat schon seinen Reiz, verschiedene wirklich existierende Bauwerke selbst zuhause auf dem PC zu haben."

Sein aufwendigstes Projekt bisher war die Erstellung eines Modells des Friedrich-Bährens-Gymnasiums. Für jeden seiner Flüge muss er sich eine Erlaubnis von der Polizei besorgen, denn Drohnen dürfen in Städten eigentlich gar nicht fliegen. Für die Aufnahmen der Schule mussten außerdem noch Genehmigungen von der Luftfahrtbehörde, der Stadtverwaltung und der Schulleitung eingeholt werden. „Die Schwerter Polizei ist aber immer sehr nett, wenn ich Flüge anmelde." 


3D-Technik auch in den Unterricht eingebunden 

Es sollte aber nicht nur bei Außenaufnahmen der Schule bleiben: Christoph Harmata brachte die innovative 3D-Technik direkt in den Klassenraum, um Geschichte für die Schüler greifbarer zu machen. „So bekommen sie auch mal etwas anderes als ein Buch. Außerdem können sie ihre Handys auf eine sinnvolle Art nutzen."

Mit den Handys filmten die Schüler selbst gebaute Modelle von römischen Bauwerken, die sie im Unterricht angefertigt hatten. Das war allerdings nicht immer ganz einfach: Nicht jede Handykamera war für die Aufnahmen geeignet und Technikprobleme führten hin und wieder zu Frust. „Aber sie haben es immer wieder versucht und waren sehr fleißig bei der Sache", lobt der Geschichtslehrer das Engagement seiner Schüler.

Aus den Handybildern wurden am Computer 3D-Modelle von römischen Villen und Palästen bis hin zum Circus Maximus. Die Kunstwerke werden aktuell auf der Homepage des Gymnasiums in einem 3D-„Lateinmuseum" ausgestellt.

Luftaufnahmen bringen neue Sichtweise: „Schwerte ist schöner als man denkt"

Durch seine Drohne bekommt Christoph Harmata eine ganz neue Sichtweise auf die Stadt Schwerte, in der er schon seit knapp 30 Jahren lebt. „Die Stadt ist schöner als man denkt", berichtet er, ein Schmunzeln im Gesicht. Dann schwärmt er von den Aufnahmen, die er bei Dunkelheit von der Innenstadt gemacht hat. „Auf diesen Bildern kann man sehen, wie bunt Schwerte wirklich ist."

Für die Zukunft plant Harmata, die 3D-Technik noch mehr in den Schulunterricht einzubinden, beispielsweise im Kunstunterricht. Außerhalb der Schule möchte er in Zusammenarbeit mit der Stadt 2019 eine Ausstellung seiner Bilder organisieren. Wer vorher schon einen Blick auf die Arbeit von Christoph Harmata werfen möchte, kann sich durch unsere Bildergalerie klicken oder seine seine Homepage unter https://benefacta.de besuchen.

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