Karin Kiefhaber (Geupel)

Crossmedia Journalistin, Politikredakteurin, Schönaich

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Frau Landrätin will Frauenbeauftragte einsparen

Die Gleichstellung von Frauen soll im Kreis Sigmaringen auch ohne Gleichstellungsbeauftragte vorangehen Dpa

Sigmaringen sz Zwischen der Vorsitzenden des DGB-Kreisfrauenausschusses, Susanne Fuchs, und Landrätin Stefanie Bürkle ist ein Streit über die Abschaffung der Gleichstellungsbeauftragten entbrannt. Bürkle will durch die Abschaffung 13000 Euro Personalkosten sparen. „Ich verstehe nicht, dass so ein Vorschlag von einer Frau kommt. Das zeigt, wie wenig Landrätin Bürkle in der Realität der Frauen im Landkreis angekommen ist", sagt Fuchs.

Nach 20 Jahren als Gleichstellungsbeauftragte übernimmt Claudia Baur ab April die Stabsstelle Bildung und Schule im Landratsamt. Wie laut Susanne Fuchs aus dem Beschlussvorschlag zur Kreistagssitzung am 16. März zu entnehmen sei, werde die freiwerdende Stelle der Gleichstellungsbeauftragten dann nicht mehr neu besetzt. Das Landratsamt begründe diesen Schritt damit, dass das Amt der Gleichstellungsbeauftragten nun nicht mehr gebraucht werde, weil sich in den vergangenen 20 Jahren im Landkreis für die Gleichstellung von Frauen vieles zum Positiven verändert habe.

Bisher wurden für das Amt der Gleichstellungsbeauftragten Personalkosten in Höhe von 20000 Euro und 5000 Euro für Projektarbeit veranschlagt. Der Beschlussvorschlag, der am heutigen Montag, 2. März, im Verwaltungs- und Sozialausschuss beraten und am Montag, 16. März, dem Kreistag zur Abstimmung vorliegt, sieht vor, dass ab April jährlich lediglich 12000 Euro für Sachmittel zur Gleichstellungsarbeit im Kreis ausgegeben werden sollen.

Wie Landrätin Stefanie Bürkle mitteilte, wechselt die bisherige Gleichstellungsbeauftrage, Claudia Baur, ab April von der 30-Prozent-Stelle der Gleichstellungsbeauftragten in eine 100-Prozent-Stelle. Die 13000 Euro, die durch die Streichung der Gleichstellungsstelle gespart werden, werden teilweise für die Finanzierung dieser 100-Prozent-Stelle verwendet.

Mehr Geld für Projektförderung

„Die Gleichstellung wird durch die neue Aufgabenverteilung auf- und nicht abgewertet", sagt Landrätin Stefanie Bürkle. Die Aufgaben der Gleichstellungsbeauftragten würden in Zukunft vor allem durch sie selbst und den Sozialdezernenten des Landkreises, Frank Veser, übernommen. Insgesamt würden so Personalkosten eingespart, um mehr Geld für die Projektförderung zu haben, sagt Bürkle. „Mir selber als Frau liegt das Thema sehr am Herzen", verspricht die Landrätin.

Laut Susanne Fuchs sei dies ein Weg in die falsche Richtung - in einem Landkreis, in dem es eine extrem hohe Rate an alleinerziehenden Müttern und immer noch erhebliche Probleme bei der Kinderbetreuung gebe. Auch in Behörden und Entscheidungsgremien wie dem Kreistag und den Gemeinderäten säßen kaum Frauen. „Es braucht einen Ansprechpartner für Gleichstellung im Landkreis, der über einen Etat verfügt, der alle Maßnahmen im Landkreis koordiniert", sagt Fuchs. Indem die Stelle der Gleichstellungsbeauftragten wegfalle, werde der Frauenarbeit im Kreis der Kopf genommen.

Landrätin Bürkle sieht das anders. Ihrer Meinung nach solle Sozialdezernent Veser von nun an Ansprechpartner und Koordinator für die verschiedenen Einrichtungen zur Gleichstellung im Landkreis sein. „Wir haben inzwischen Strukturen im Landkreis, wie zum Beispiel das Frauennetzwerk, in denen sich die über 20 verschiedenen Einrichtungen zur Gleichstellung wie die Caritas, das Frauenbegegnungszentrum und andere treffen und koordinieren. Das gab es vor 20 Jahren, als Claudia Baur ihre Arbeit als Gleichstellungsbeauftragte aufgenommen hat, noch nicht", sagt Bürkle. Sie sehe den Schritt als das Erwachsenwerden des Frauennetzwerkes an, bei dem nun auch die einzelnen Mitglieder des Netzwerkes mehr gefordert würden, eigene Ideen einzubringen.

„Das beste Aushängeschild für die Gleichstellung im Landkreis bin ich ja selbst", sagt Landrätin Bürkle. Sollte die Umstrukturierung der Aufgaben zur Gleichstellung im Landkreis nicht funktionieren, habe sie den Mitgliedern des Frauennetzwerkes bereits versprochen, in zwei Jahren noch einmal Bilanz zu ziehen.

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