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Ausstellungskritik: Catherine Lorents "Doom Laundry" [für Zitty Berlin]

Kunst an der Wäscheleine

 

In ihren Projekten gelingt es Catherine Lorent, Konzepte zusammenzubringen, die auf den ersten Blick nicht zusammen passen: Verspielte, an den Barock angelehnte Deckengemälde treffen auf Neonfarben, abstrakte Formen und die kantigen Linien einer Gibson Explorer, während dröhnende Klänge von Elektrogitarren durch die Ausstellungsräume schallen. Die Krome Galerie in der Potsdamer Straße präsentiert derzeit Arbeiten der luxemburgischen Nachwuchskünstlerin, die in ihren Ausstellungen großformatige Zeichnungen in Tusche, Aquarell und Pastell mit Ölgemälden, Skulpturen und Soundinstallationen verbindet.

Ihre Werke will Lorent weder in Rahmen pressen, noch hinter Glas verstecken. Stattdessen sind durch den auf zwei Seiten mit Fenstern umgebenen Ausstellungsraum bunte Wäscheleinen gespannt, an denen drei großformatige Malereien wie zum Trocknen aufgehängt sind – die „Doom Laundry“ als eine künstlerische Katharsis. Blau, Gelb und Grüntöne dominieren die Tuschezeichnungen, auf denen Schattenwürfe von elektronischen Gitarren liegen. An einer der Wände sind zwei Gibson Explorer angebracht, deren Saiten die Besucher durch Bewegungsmelder und ebows – Effektgeräte für E-Gitarren - in Schwingungen versetzen, wenn sie vor die Assemblage treten. In ihren Werken will Lorent eine Glorifizierung dieses Instruments schaffen, dass sie selbst seit ihrer Jugend spielt. Mit ihrer Band Gran Hornoveröffentlicht die promovierte Kunsthistorikerin im Mai ein Album. Anders als etwa Dieter Roth und andere zeitgenössische Künstler arbeitet Lorent in ihren Installationen aber nicht mit Aufnahmen von Musik. Stattdessen sind ihre Klanginstallationen von den Bewegungen der Besucher abhängig. Besonders eindrücklich war dies in der interaktiven Installation zu erfahren, mit der Lorent auf der Biennale in Venedig 2013 den luxemburgischen Pavillion bespielte. Somit hat Lorent als Künstlerin nur bedingt Einfluss auf das, was in ihren Ausstellungen entsteht; es sei denn, sie gibt selbst eine ihrer atmosphärisch dichten Performances. 

Die Gitarren und die damit einhergehenden Klangerzeugnisse sind ein wichtiger Teil ihres neobarocken Gesamtkunstwerks; dessen verschiedene Elemente entfalten aber auch im Einzelnen ihre starke Anziehungskraft. Lorents unkomplizierte Herangehensweise an ihre Kunst lässt vor allem ihre Tuschezeichnungen kräftig leuchten. Dabei gelingt es Lorent, die reich ausgeschmückten Formen des Barocks auf ihre eigene Art zu adaptieren: Die typischen Speckengel tragen bei Lorent Sonnenbrillen und rocken mit ihren Gitarren über die apokalyptische Welt der Leinwand. Ihre Werke entstehen in ihrem Weddinger Studio, das Lorent vor zwei Jahren bezog. Den Stadtteil sieht sie als letztes Refugium vor der Kommerzialisierung der Stadt. 

Während des Ausstellungszeitraums wird sich ihr als „work in progress“ angelegtes neobarockes Gesamtkunstwerk weiterentwickeln – durch Hinzufügen und Wegnehmen von Zeichnungen und durch spontane Perfomances, die auf der Website der Krome Galerie angekündigt werden. 

 

 

Catherine Lorent: Doom Laundry. 27. Februar bis 18. April 2015. Krome Gallery. Potsdamer Straße 98. 10785 Berlin. Donnerstags bis Samstags, 12 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung.


24. März 2015