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Der libanesische Staat im Würgegriff

Ali telefoniert ununterbrochen mit seinen Freunden. Er legt auf, wählt die nächste Nummer: "Hallo Jinan, wo bist du? - Gut, dann pass auf dich auf." Mit zusammengezogenen Augenbrauen blickt der 23-Jährige auf die Hundertschaften der Polizei. Die Beamten haben sich vor der Amin-Moschee im Zentrum von Beirut postiert. Ein Meer aus schwarzen Helmen, Schutzschilden und Schlagstöcken bildet eine Drohkulisse. Vor einer Stunde erst, erzählt Ali, wäre eine Gruppe von jungen Männern hier vorbeigekommen und habe friedliche Demonstranten wie ihn angegriffen. "Ein paar von denen hatten auch Messer dabei. Die Polizei hat nichts getan", beschreibt er die Situation. Die Angreifer seien Unterstützer von Parlamentssprecher Nabil Berri, der zur schiitischen Amal-Bewegung gehört. Sie fühlt sich offenbar durch die Proteste gegen die gesamte politische Klasse im Libanon provoziert. Erst zerstörten Mitglieder der Bewegung ein Protestcamp, dann machten sie Jagd auf Demonstranten und Journalisten.


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