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Corona: Münchner Firmen machen sich bereit zum Impfen

Von Juni an könnte Impfstoff auch an Betriebsärzte der Unternehmen ausgeliefert werden - die machen sich bereit. (Foto: dpa)

Impfstraßen im Büro? Vor allem die großen Konzerne bereiten sich schon für den Tag vor, an dem es Impfstoff gibt. Wie das abläuft und wer mitmacht.

Von Julian Limmer

Elektronisch anmelden, zum Wartebereich gehen, auf eine Nummer warten, einen Stock tiefer gibt es einen Pieks, dann noch kurz in den Ruheraum - und das war es. So soll es beim Versicherungskonzern Allianz in München laufen, wenn die eigenen Mitarbeiter gegen Corona geimpft werden. 27 Impfstraßen an 15 Betriebsstätten stünden so gut wie bereit, heißt es, davon allein acht in München: in Unterföhring, in Schwabing und in der Seidlstraße in der Nähe des Hauptbahnhofs. Fehlt nur noch der Impfstoff.

Der könnte ab Juni an die Betriebsärzte der Unternehmen ausgeliefert werden, hatte Gesundheitsminister Jens Spahn am Montag angekündigt. Und auf den Tag, wenn der Impfstoff dann endlich kommt, bereiten sich viele Münchner Unternehmen schon jetzt vor - allen voran die großen Konzerne.

Die Lufthansa meldete bereits vergangene Woche, dass ein Impfzentrum für die Mitarbeiter in München einsatzbereit sei, am Mittwoch kündigte auch die Deutsche Bahn an, eines ihrer zwei ersten bundesweiten Impfzentren in München errichten zu wollen - das andere ist für Nürnberg geplant. Sobald genügend Impfstoff zur Verfügung stehe, könnten Betriebsärzte mit den Impfungen loslegen, zunächst sollen "systemrelevante Mitarbeiter" an der Reihe sein, das heißt Lokführer, Fahrdienstleiter und Zugbegleiter.

Der Autobauer BMW will für seine Mitarbeiter in Deutschland 29 Impfzentren schaffen. Wie viele davon in München stehen werden, wollte das Unternehmen nicht mitteilen. Insgesamt sollen Betriebsärzte aber 2500 Mitarbeiter pro Tag impfen können. Falls ausreichend Dosen vorhanden sind, plant BMW innerhalb nur weniger Wochen die gesamte Belegschaft von rund 90 000 Mitarbeitern in Deutschland zu impfen. Niemand solle jedoch gezwungen werden, sich impfen zu lassen - alles beruhe auf Freiwilligkeit.

Auch der Münchner Rückversicherer Munich Re richtet derzeit ein Impfzentrum in einem Bürogebäude in Schwabing Nord ein. Wie schnell die 3500 Mitarbeiter am Standort München dann aber tatsächlich ihre Spritze bekommen, hänge von den Zuteilungen und der Verfügbarkeit des Personals ab. Deshalb will das Unternehmen keine Prognosen wagen, wie schnell es gehen soll.

Auch Siemens plant Impfzentren. Die Standorte sollen jedoch dezentral entscheiden, wie die Impfungen ablaufen. Über genaue Standorte gibt das Unternehmen keine Auskunft. Alle Unternehmen betonen aber, dass sie sich bei der Priorisierung der Impfkandidaten an den dann gültigen Rahmen des Gesetzgebers halten wollen.

Britta Reichardt, Vorsitzende der Landesabteilung Bayern Süd des Verbands Deutscher Betriebs- und Werksärzte, sieht die Einbindung der Unternehmen in die nationale Impfstrategie als zentralen Baustein an, um die Pandemie langfristig zu bekämpfen. Sie wisse auch von kleineren Münchner Unternehmen, die bereits Impfprogramme vorbereitet hätten.

Bei einer Sache ist sie jedoch skeptisch: Ob wirklich bis Juni genügend Impfstoff zur Verfügung stehe, sei fraglich. Gerade aufgrund der Schwierigkeiten mit Astra Zeneca halte sie den Plan von Gesundheitsminister Jens Spahn für ambitioniert. Sie sagt: "Die Unternehmen stehen in den Startlöchern, jetzt steht und fällt alles mit den Lieferungen des Impfstoffes."

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