Die Preise für Wohnimmobilien steigen weiter - daran ändert auch die Pandemie nichts
Von Julian Limmer
Die Corona-Krise bremst die Wirtschaft in vielen Bereichen aus, doch der Immobilienmarkt in München erlebt eine fortwährende Konjunktur: Trotz Pandemie sind die Kaufpreise auch innerhalb der vergangenen sechs Monate weiter gestiegen. Das zeigt der aktuelle Marktbericht des Immobilienverbands IVD. Der Zuzug nach München habe nicht abgenommen - und damit sei die Nachfrage nach Wohnraum bei gleichzeitig geringem Angebot ungebrochen. Ein deutlicher Preisdämpfer sei vorerst nicht zu erwarten, heißt es im Bericht.
Dennoch lässt sich auch bei Wohnimmobilien ein Corona-Trend ablesen: Durch die Einschränkungen der Pandemie und das weggebrochene Freizeitangebot habe sich vor allem die Nachfrage vieler Käufer nach Immobilien mit Garten oder Terrasse verstärkt. Häuser mit großem Außenbereich seien deshalb begehrter denn je. "Gleichzeitig wird bei derartigen Entscheidungen auch immer mehr darauf geachtet, ob die Wohnung auch Homeoffice-tauglich ist", sagt Stephan Kippes, Leiter des IVD-Marktforschungsinstituts. Würden diese Kriterien zutreffen, spiele bei vielen der Kaufpreis nur eine zweitrangige Rolle, so die Einschätzung.
In den Zahlen des IVD zeigt sich das so: Während sich der Preisanstieg für Eigentumswohnungen und Doppelhaushälften etwas verlangsamt hat, legten die Preise für Einfamilien-, Mehrfamilien- und Reihenmittelhäuser deutlich zu. In München sind die Preise für schon bestehende Reihenmittelhäuser mit 5,7 Prozent am stärksten angewachsen. Kostete ein 120 Quadratmeter großes Objekt mit gutem Wohnwert im Herbst 2020 noch durchschnittlich 1 060 000 Euro, sind es mittlerweile schon 1 120 000 Euro. In den vergangen zehn Jahren hätten sich die Preise mehr als verdoppelt - wobei der Anstieg etwas geringer ausfällt, wenn man die Inflation mit einrechnet.
Die Quadratmeterpreise für Bestandseigentumswohnungen stiegen seit dem vergangenen Herbst um 1,9 Prozent "von unbezahlbaren 8000 Euro auf noch unbezahlbarere 8150", wie Kippes sagt. Das ist ein Plus von 163 Prozent binnen zehn Jahren. Bei neu gebauten Eigentumswohnungen erwartet er in den kommenden Monaten sogar Durchschnittspreise von mehr als 10 000 Euro pro Quadratmeter. Zurzeit sind es 9950. Der Blick auf einzelne Stadtviertel zeigt, dass die Preisspanne groß sein kann: In einem "einfachen" Stadtteil kostet der Quadratmeter für eine Eigentumswohnung mit einfachem Wohnwert, also der niedrigsten Kategorie, mittlerweile 5250 Euro. Zu "einfachen" Stadtteilen zählt die Maklervereinigung IVD etwa das Hasenbergl, Am Hart, Neuwied oder Neuperlach. In "sehr guten" Stadtvierteln wie dem Lehel, der Maxvorstadt, Altschwabing, Nymphenburg oder Bogenhausen sind die Preise pro Quadratmeter in der höchsten Kategorie um 1000 Euro gewachsen - von 14 500 auf 15 500 Euro.
IVD-Marktforscher Stephan Kippes führt den Preiszuwachs in Großstädten auch darauf zurück, dass Käufer versuchten, Negativzinsen bei Spareinlagen zu umgehen. Statt das Geld zur Bank zu tragen, investierten sie in Immobilien. Auch die Corona-Pandemie habe einen Einfluss: "Viele Kaufinteressenten versuchen pandemiebedingte Einschränkungen mit einem Immobilienkauf abzumildern", erklärte Kippes. Allerdings zeigt der Bericht noch ein weiteres Szenario auf: Sollten die negativen Folgen der Corona-Krise für die Wirtschaft in eine mögliche Entlassungswelle münden, könnte das den Preisanstieg auf dem Wohnungsmarkt stoppen oder ihn im Extremfall vorübergehend sogar umkehren.