- Dunkelstadt
Ein moderner Crime Noir, eine verkaterte Ermittlerin und ihr gewitzter Gehilfe, trügerische Kriminalfälle, Action und Atmosphäre - es könnte alles so schön rauchig-düster sein in "Dunkelstadt".
Ermittlerin Doro Decker: "Es ist gar nicht so schlimm, wie es aussieht."
Optisch macht die Serie durchaus etwas her: Wenn Ermittlerin Doro Decker über Hafenbrücken schleicht oder plötzlich in dunklen Kellerverließen dem Tod ins Auge sieht, kommt tatsächlich etwas Noir-Feeling auf.
"Wird Zeit, dass sich hier was tut."
In solchen Szenen kann man sich durchaus mit teuren Hochglanz-Serien messen. Doch bei Action und Cast macht die Serie bereits erste Abstriche. Und dann sind da - mal wieder - ein unverschämt plattes Drehbuch und Charakter an der Grenze zur Selbstparodie.
Allen voran die Ermittlerin mit dem Donald Duck-haftem Namen Doro Decker: raucht, trinkt, misanthropisch, ist pleite, aber irgendwie doch superschlau, keck und furchtlos - und in ihrer Klischeehaftigkeit eine Beleidigung für jede wirklich emanzipierte Frau.
Man fragt sich sorgenvoll, für wen solche Serien geschrieben werden: Für eine begriffsstutzige Zielgruppe mit schlechtem Humor und einem Faible für Verschwörungstheorien? Jeder Satz ein Wink mit dem Zaunpfahl, jeder Fall ein Unfall.
Und nur weil die Regie ihr Handwerk beherrscht und Hauptdarstellerin Alina Levshin ja nicht verantwortlich ist, für das, was sie da sagt und tut.
"Dunkelstadt" in der ZDF-Mediathek: zwiespältig- Work in Progress
Abby McEnany: "Ich habe vor, mich umzubringen..."
Die amerikanische Comedian spielt sich in der klugen Comedy-Serie "Work in Progress" einfach selbst.
McEnany: "...in 180 Tagen, wenn es nicht besser wird."
Das Konzept ist bekannt: Zum Beispiel von Pastewka oder Louis C.K. Aber so eine skurrile, sympathische, witzige, leicht depressive und zutiefst einfühlsame Heldin kriegt man selten zu sehen. Die 45-jährige Abby gerät völlig unverhofft in eine queere Romanze mit dem 22-jährigen Transman Chris. Gleichzeitig zählt und isst sie die 180 Mandeln auf dem Küchentisch bis zu ihrem vermeintlichen Suizid.
Grotesker Humor, improvisierte Szenen und Dialoge, freizügige Sexszenen - all das macht "Work in Progress" zu einem erzählerischen Vergnügen auf der Grundlage der echten McEnany.
"Work in Progress" bei Sky: empfehlenswert- Ich schweige für Dich
Eine Leiche, ein Tierkopf, eine abgebrochene Schwangerschaft und eine Fremde, die über all das Bescheid weiß:
"Sie hat gesagt, sie wäre schwanger und hat dann das Baby verloren. Das war erfunden. Sie war nie schwanger."
So schweigt in der Serie "Ich schweige für dich" letztlich eigentlich jeder für sich. Harlan Coben liefert die Mystery-Romanvorlage zu der britischen Netflix-Produktion, die ein Netz von Intrigen, Lügen und Verbrechen aufzeigt hinter der ach so heimeligen Kleinstadt-Fassade. Ja, das machen auch die Daily Soaps. Und manche Ähnlichkeit ist offensichtlich.
"Ich schweige für Dich" auf Netflix: akzeptabel- The New Pope
Ähnlichkeiten zwischen dem neuen und dem jungen Papst? Nun ja, beide kämpfen mit dem Widerspruch zwischen christlicher Moral und ihrer eigenen fehlerhaften Menschlichkeit.
Der alte, junge Papst liegt im Koma, die Kirche sucht ein neues Oberhaupt. Doch die Suche gestaltet sich schwierig, das Konklave ist gespalten. Nach einer Kampfabstimmung und einem Todesfall kommt der betuchte Brite John Brannox auf den heiligen Stuhl.
Eine Serie über den Vatikan und den Papst ist ja eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Doch dem italienischen Kultregisseur Paolo Sorrentino gelingt diese "Mission Impossible" dank seines unverwechselbaren Stils zwischen Wahrheit und Lüge, Realismus und Traum, Pop und Pathos, Plattitüde und Popanz. Gerade noch philosophiert der neue Papst über Schwäche und Zerbrechlichkeit, dann bietet er der Presse Nacktbilder an. Dabei kommt die Fortsetzung von "The Young Pope" noch radikaler und konsequenter daher. Das gleiche gilt für Hauptdarsteller John Malkovich im Vergleich zum Vorgänger Jude Law.
John Malkovich: herausragend.
The New Pope bei Sky: empfehlenswert Zum Original