Unternehmerin werden, das hat Anja Rüweling eigentlich nie gereizt. Warum sie trotzdem den Onlineshop „Wurstgeschwister" gründete - und wie ihre Familie das junge Unternehmen unterstützt.
impulse: Frau Rüweling, mit Ihrer Schwester und der Firma „Wurstgeschwister" wollen Sie online Wurst an Großstädter verkaufen. Sind da nicht viele Menschen Vegetarier?Anja Rüweling: Meine Schwester Nadine und ich haben bis vor Kurzem in Berlin und Hamburg gewohnt. Von Freunden und Kollegen wurden wir immer wieder gefragt: Wann fahrt ihr mal wieder in die Heimat und bringt Wurst mit? Oft sind wir nach einem Wochenende vollbepackt mit Paketen aus der Fleischerei unserer Eltern in den Zug gestiegen.
Aber deshalb gleich gründen?Erst wollten wir einfach nur einen Onlineshop für unseren Vater bauen. Aber dann hatten wir so viele eigene Ideen, dass wir es selbst gemacht haben. Wir wollen den Wurstkorb von früher neu auflegen. Jetzt verkaufen wir online Wurstboxen und vor Weihnachten einen Wurst-Adventskalender.
Wie kommt die Ware denn frisch zu den Kunden?Rohwürste und Mettwurst halten sich einige Wochen, wenn sie im Vakuum sind. Alle anderen Gerichte wie Suppen und Eintöpfe sind in Weckgläsern und bis zu sechs Monaten haltbar. Gekühlt werden muss davon nichts während des Versands. Nur die Halterung der Gläser in den Paketen war eine Herausforderung.
Sind Sie für die neue Firma zurück ins Münsterland gezogen?Vorerst ja. Wir haben schnell gemerkt, dass eine Gründung mit unseren Vollzeitjobs nicht vereinbar ist. Nadine hat bei einem Bildungs-Start-up gearbeitet, ich war Redakteurin. Wir dachten uns: Ganz oder gar nicht. Und haben beide gekündigt.
Was hat Ihr Vater gesagt?Am Anfang war er zurückhaltend. Er dachte wohl, dass das wieder nur eine verrückte Idee seiner Töchter ist. Aber uns ist es ernst. Wir haben alle Ersparnisse in die Firma gesteckt. Jetzt hilft uns die ganze Familie. Unsere Oma hat tagelang Etiketten geklebt. Unser Bruder Daniel ist Metzgermeister und Gesellschafter der Firma.
Wollten Sie immer schon Unternehmerin werden?Eher im Gegenteil. Wenn meine Freunde geschwärmt haben, dass sie so gern mal selber Chef sein wollen, habe ich gezögert. Ich weiß, wie viel Arbeit das ist. Wir sind im Unternehmen aufgewachsen, schon mit sechs Jahren bin ich ans Telefon gegangen und habe Bestellungen angenommen. Ich dachte immer: Angestellte sein ist doch einfacher. Jetzt sind wir von der Idee so überzeugt, dass wir es einfach machen mussten.
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