Jedes Jahr hält Putin eine stundenlange TV-Bürgersprechstunde ab. Tausende hoffen, dass ihre Fragen vorkommen. Was wirkt wie eine Lotterie, hat mit Zufällen wenig zu tun. Und doch fiebern viele mit.
Sachid Urasbachtin tippt in seinem Smartphone eine SMS. „Rettet Timirjasewka", schreibt der Mann im dunkelblauen Anzug, Karohemd und einer feinen Brille. „Timirjasewka" ist die älteste Landwirtschaftshochschule in Russland. Urasbaschin unterrichtet dort an der Fakultät für Gartengestaltung und Landschaftsdesign. Ende März erfuhr er, dass 101 Hektar Land nicht mehr der Hochschule gehören und bebaut werden sollen. Er beschreibt die Lage in der SMS und schickt sie ab - in der Hoffnung, dass der russische Präsident Wladimir Putin sein Wort dazu sagt. Daraufhin bekommt er ein Bild von Putin geschickt. Putin winkt ihm zu. Falls seine Frage ausgewählt werde, werde er angerufen, lautet die Antwort.
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