Die humanitäre Lage in Gaza spitzt sich immer weiter zu, laut Schätzungen der Vereinten Nationen ist ein Viertel der Menschen in Gaza vom Hungertod bedroht. Viele Hilfsgüter erreichen die Menschen nicht oder nur langsam. Die meisten Lkw mit Hilfslieferungen müssen den Grenzübergang Rafah passieren, durch strenge israelische Kontrollen dauert es teilweise Wochen, bis die Hilfsgüter tatsächlich in Gaza ankommen. Ende Februar hat es zudem offenbar zahlreiche Tote und Verletzte gegeben, als mehrere Lastwagen Hilfsgüter in die Stadt Gaza im Norden gebracht haben - Augenzeugenberichten zufolge hatte das israelische Militär auf die auf Hilfslieferung wartenden Menschen geschossen. Auch bei der Verteilung von Hilfsgütern über den Luftweg gibt es Probleme, so kam es vergangene Woche etwa zu einem tragischen Unfall: Fünf Menschen wurden von einem Hilfsgüterpaket aus der Luft erschlagen. Der Grund: Der Fallschirm eines Hilfspakets hatte sich nicht geöffnet und das Paket war daraufhin ungebremst abgestürzt.
Nun soll es bald einen neuen Weg geben, um Lebensmittel und Hilfsgüter nach Gaza zu bringen: nämlich per Schiff über einen See-Korridor. Gemeinsam mit der EU planen die USA einen Seeweg von Zypern bis an die Küste des Gazastreifens. Zypern ist rund 400 Kilometer vom Gaza-Streifen entfernt, die Fahrt ist nicht ungefährlich, denn im östlichen Mittelmeer wehen oft starke Winde. Die Überfahrt dauert zwischen 48 und 60 Stunden. Am Dienstagmorgen ist nun ein erstes Schiff mit Hilfsgütern aus dem Hafen von Larnaka auf Zypern ausgelaufen: Das Schiff „Open Arms" hat rund 200 Tonnen Trinkwasser, Medikamente und Lebensmittel geladen. Wo und wie das Schiff seine Ladung löschen soll, wenn es die Küste vor Gaza erreicht hat, das ist noch unklar. Das US-Militär will einen provisorischen Seehafen errichten, doch der Bau wird etwa zwei Monate dauern.
Kann ein See-Korridor den Menschen in Gaza wirklich helfen? Und welche Schwierigkeiten gibt es aktuell bei der humanitären Hilfe in Gaza? Darüber spricht detektor.fm-Moderatorin Julia Seegers in dieser Folge von „Zurück zum Thema" mit Christof Johnen, dem Leiter der Internationalen Zusammenarbeit beim Deutschen Roten Kreuz, und mit Martin Rentsch, Pressesprecher des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen. Gudrun Engel, ARD-Korrespondentin in Washington, erklärt, warum die USA nun den Seeweg für Hilfslieferungen nutzen wollen.
Redaktion: Florian Drechsler, Alea Rentmeister
Moderation: Julia Seegers
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