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Islamische Anleihen: Von Gläubigen zu Gläubigern

Das Trade Centre in Dubai. Islamische Anleihen unterliegen den ethischen Regeln der Scharia.

Düsseldorf Religion und Investmentstrategien haben eines gemeinsam: Sie brauchen jemanden, der an sie glaubt. Mehr als vier Millionen Menschen in Deutschland glauben zwar an den Islam. Finanzprodukte, die den Regeln des Islams folgen, haben aber bisher kaum ihren Weg nach Deutschland gefunden.

Ein Beispiel solcher religiöser Anlageformen sind islamkonforme Anleihen, so genannte Sukuk. Mit ihnen finanzieren sich in der arabischen Welt Unternehmen und Staaten. Sukuk sind keine klassischen Anleihen. Weil das islamische Recht Scharia das Zahlen und Verlangen von Zinsen verbietet, haben sie eine Struktur, die dieses Verbot beachtet. Etwa Sukuk Al Ijara, sie ist die zweithäufigste Anleiheart und klassischen Bonds am ähnlichsten.

Dabei verkauft das Unternehmen reale Güter an den Herausgeber der Sukuk, in der Regel eine Bank. Später mietet es die Güter von der Bank zurück, zu einem höheren Preis als dem Kaufpreis. Die Bank wiederum begibt die Anleihe, um sich das für den Kauf der Güter notwendige Geld zu besorgen. Durch das Leasing-Geschäft mit dem Unternehmen entsteht ihr ein Gewinn, den sie mit den Investoren der Anleihe teilt. Zugleich werden die Investoren auch Miteigentümer der Güter, die der Anleihe zugrunde liegen. Sie haben dadurch indirekt Teil am Erfolg oder Misserfolg des Unternehmens und tragen das Risiko für die Assets.

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Das Geschäft mit Sukuk hat im vergangen Jahrzehnt ein starkes Wachstum erfahren: In diesem Jahr wurden allein im ersten Halbjahr weltweit Sukuk im Volumen von etwa 62 Milliarden US-Dollar emittiert, zeigen die Daten des Zentrum für Islamische Finanzen in Malaysia (MIFC). Rund 60 Prozent von ihnen werden in Malaysia platziert. Seinen Höhepunkt erreichte der Markt im Jahr 2012, als es Firmen und Unternehmen gelang, über 140 Milliarden Dollar über Sukuk einzusammeln.

Im laufenden Jahr ist das Wachstum zwar gebremst, im dritten Quartal wurden mit 23 Milliarden rund ein Fünftel weniger als im Vorjahr eingesammelt. Doch zum Vergleich: Noch im Jahr 2000 begaben Emittenten weltweit gerade einmal islamische Anleihen im Volumen von 400 Millionen US-Dollar.

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Privatanleger in Deutschland und Europa profitieren aber kaum vom Wachstum der religiösen Geldanlage. „Der Markt wird dominiert von institutionellen Investoren, die ihre Anleihen meist sehr lange halten", erklärt Zaid el-Mogadeddi, Leiter des Institute For Islamic Finance And Banking (IFIBAF) in Frankfurt. Sein Institut berät Unternehmen und beteiligt sich an der Zertifizierung für islamische Finanzprodukte.

Am Sekundärmarkt seien daher nur wenige dieser Anleihen handelbar. Außerdem seien sie relativ unbekannt. „Die vorhandenen Produkte werden von den internationalen Anbietern nicht aktiv vermarktet", sagt el Mogadeddi. In Deutschland ist der Markt für islamkonforme Finanzangebote daher sehr klein.

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