"Lebensmittelverschwendung findet auf vielen Ebenen der Vertriebskette statt. Oft bleibt Gemüse schon auf dem Feld liegen, weil es sich für den Bauern nicht lohnt, zu ernten", erklärt Ines Rainer, die mit ihrer Freundin Nicole Klaski einen Supermarkt plant, der "gerettete" Lebensmittel verkauft. Ihr Projekt 'The Good Food' soll durch eine Zweitverwertung helfen, die Lebensmittelverschwendung längerfristig zu reduzieren. Das Ziel ist es, Lebensmitteln nicht nur ihren Wert zurückzugeben, sondern auch der enormen Ressourcenverschwendung entgegen zu wirken und die Menschen für das Thema Lebensmittelverschwendung zu sensibilisieren.
Das könnte eben bei jenen Bauern passieren: "Dort können wir ansetzen und mit Ernteaktionen auch andere Menschen dazu bewegen, wieder aufs Feld zu gehen, um zu sehen, wo ihre Lebensmittel eigentlich herkommen. Wie viel Arbeit und Liebe in das Gemüse geflossen ist und dann festzustellen, wie absurd es ist, dieses Gemüse nicht für seinen eigentlichen Zweck, den Verzehr, zu nutzen."
Neben einem Standardsortiment wird es eine große Produktpalette von Obst und Gemüse geben, das nicht der Norm entspricht und aus diesem Grund nicht in herkömmlichen Märkten verkauft wird. Darüber hinaus sollen auch verpackte Lebensmittel nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums verkauft werden. Hierbei muss selbstverständlich die Lebensmittelsicherheit gewährleistet sein. Aus rechtlicher Sicht ist der Verkauf von abgelaufener Ware erlaubt, man muss lediglich die Kunden darauf hinweisen, dass das Produkt bereits abgelaufen ist: "Dabei empfinden wir es allerdings auch als Aufgabe, den Menschen zu vermitteln, dass sich der Wert von Lebensmitteln nicht nur über den Preis definiert", so Nicole Klaski.
Die beiden Freundinnen haben beobachtet, dass das Thema Lebensmittelverschwendung in der Gesellschaft eine immer größere Aufmerksamkeit bekommt und auch immer mehr Menschen etwas dagegen unternehmen möchten. Mit ihrer Geschäftsidee wollen sie es jedem ermöglichen, aktiv etwas gegen die immense Verschwendung zu tun und gleichzeitig bis zu 30 Prozent des Normalpreises zu sparen. Eine Besonderheit von 'The Good Food' wird das Überraschungssortiment sein, da kaum planbar sein wird, wann genau welche Lebensmittel im Überschuss vorhanden sind.
Trotzdem bekommen die Kölnerinnen auch Gegenwind. "Wir hören manchmal, dass durch das Engagement von Organisationen wie uns, zu wenig Lebensmittel für die Bedürftigen übrig blieben. Da möchten wir ganz entschieden dagegen halten", so Klaski. Bei dem Ausmaß von Lebensmittelverschwendung, wie sie in Deutschland stattfindet, sei das unmöglich: "Es ist dringend nötig, dass mehr Leute aktiv werden. Da ist genug für alle dabei! Ein Umdenken muss stattfinden und das können wir nur mit Aufklärung und Aktivismus erreichen."