Craig Johnson: Ja, sogar zum ersten Mal in Deutschland. Ziemlich aufregend!
Ich habe da etwas über einen mysteriösen Gegestand aus München gehört, den deine Eltern besitzen...Stimmt! Ich hatte eigentlich keine große Verbindung zu München, außer, dass meine allererste Platte "Rock Me Amadeus" von Falco war, da war auch dieser Song "Munich Girls" drauf. Und ich wusste, was Biergärten und Bratwürste sind. Das war's dann aber auch. An meinem ersten Tag hier in München war ich im Biergarten am Wiener Platz und habe da bemerkt, dass die Bierkrüge mit dem Hofbräu-Logo genau aussehen wie der, aus dem mein Vater früher jeden Tag Bier getrunken hat. Meine Eltern müssen ihre Flitterwochen in Deutschland verbracht haben. Mein Vater hat diesen Krug bestimmt hier gekauft! Also habe ich doch mehr Verbindungen nach München, als ich dachte.
Du hast deinen Film "The Skeleton Twins" schon beim Sundance Film Festival vorgestellt, beim Filmfest München war jetzt die Deutschlandpremiere. Wie wichtig sind Filmfestivals für dich als Filmemacher?Filmfestivals sind sehr wichtig. Viele kleine Filme werden nur bei Festivals im Kino gezeigt und kommen dann gleich ins Fernsehen oder werden auf DVD veröffentlicht. Aber manche kriegen nach den Festivals Verträge mit einem Filmverleih - und wir hatten Glück! Deshalb kommt unser Film jetzt in den USA und in Europa ins Kino. In Deutschland hoffentlich auch.
Beim Sundance habt ihr sogar einen Award für das beste Drehbuch bekommen, das du mit Mark Heyman zusammen geschrieben hast. Ihr habt daran ziemlich lange gearbeitet, oder?Craig Johnson
Wir haben die erste Fassung schon vor acht Jahren geschrieben. Mark und ich waren damals zusammen auf der Filmhochschule. Aber wir haben natürlich nicht acht Jahre am Stück daran gearbeitet. Drei Jahre lang lag der Entwurf in einer Schublade, in der Zwischenzeit wurde Mark ein sehr erfolgreicher Drehbuchautor - er hat zum Beispiel "Black Swan" geschrieben - und ich habe meinen ersten kleinen Indie-Film gedreht. Dann haben wir das Skript wieder rausgeholt und nochmal ein Jahr daran gearbeitet, bevor wir entschieden haben, den Film wirklich zu machen.
Der Film hat ja auch einen besonderen Soundtrack. Wir müssen vor allem über einen ganz bestimmten Song reden. In einer Szene singen die beiden Protagonisten Playback zu "Nothing's Gonna Stop Us Now" von Starship, einem echt kitschigen Popsong aus den 80ern. Wie kamt ihr ausgerechnet darauf?In der Szene sind die Zwillinge total entfremdet, sie haben seit zehn Jahren nicht mehr miteinander gesprochen. Im Film nähern sie sich wieder an. Deshalb wollte ich einen Song, der sie an ihre Jugend erinnert. Die Charaktere sind um die 30, waren also in den 80ern jung. Es standen viele Songs zur Auswahl, aber am Ende ist es "Nothing's Gonna Stop Us Now" geworden, weil es ein Mann-Frau-Duett ist. Das hat perfekt zum Film gepasst.
"The Skeleton Twins" ist ein ziemlich bitter-süßer Film. Bruder und Schwester wollen erst zusammen Selbstmord begehen, dann finden sie wieder zueinander. Ganz schön traurig, aber der Film hat auch viele fröhliche und lustige Momente. War es schwer, da die richtige Mischung zu finden?Das war das Schwierigste an dem Film. Aber ich glaube, es ist uns ganz gut gelungen. Wir haben einfach versucht, es authentisch zu machen. Das echte Leben ist ja auch manchmal lustig und zehn Minuten später schon wieder traurig.
Deine beiden Hauptdarsteller Kristen Wiig und Bill Hader kommen ja eigentlich beide von Saturday Night Live, also aus dem Comedy-Bereich.Wie sind die mit den daramatischen Szenen klargekommen? "The Skeleton Twins" läuft im Rahmen des Filmfest München am Freitag, 4. Juli um 17.00 Uhr im City Kino München. Den offiziellen Trailer gibt es .Sie fanden es super! Genau deswegen wollten sie den Film machen. Normalerweise kriegen sie ja immer nur lustige Drehbücher zugeschickt. Ich glaube aber, dass Comedians immer auch eine dunkle Seite haben - so wie Jim Carrey in "Eternal Sunshine of the Spotless Mind" oder Adam Sandler in "Punch-Drunk Love". Das hat eine lange Tradition.