Julia Adame y Castel

Journalistin, Redakteurin, Hamburg

2 Abos und 0 Abonnenten
Artikel

So teuer wie noch nie?: Apfel-Bauern befürchten Preis-Explosion

Apfel-Fans müssen in diesem Jahr tiefer in die Tasche greifen. Deutschlands Bauern erwarten die schlechteste Ernte seit 25 Jahren. Auch im Alten Land machen sich die Folgen von Schlechtwetter-Kapriolen bemerkbar.

„Da müssten normalerweise überall Äpfel sein", sagt Dirk Quast (48) und zeigt auf einige Reihen von fast kahlen Bäumen. Nur vereinzelt leuchtet ein roter Punkt auf. In diesem Jahr rechnet der Bio-Obsthof Königreich im Alten Land mit 50 Prozent weniger Apfel-Ertrag als normal.


„Wir sind Schwankungen von 10 bis 20 Prozent gewohnt. Aber dieses Jahr ist schon extrem", berichtet Quast. Wenn sie nächste Woche mit der Ernte beginnen, werden statt 700 bis 800 Tonnen frisch gepflückter Äpfel geschätzt nur 350 bis 400 Tonnen in Kisten und damit im Großhandel und im eigenen Hofladen landen.


Schlechtes Wetter während der Blütezeit, Frost und Starkregen haben nicht nur dem Bio-Obsthof Königreich die Ernte verhagelt. Der Deutsche Bauernverband erwartet „die kleinste Apfelernte seit 1991". Geschätzt werden demnach in diesem Jahr deutschlandweit nur rund 555.000 Tonnen des beliebten Obstes geerntet werden - 46 Prozent weniger als im Vorjahr. Besonders hart trifft es wohl die Region um den Bodensee und das Rheinland. Die Bauern dort erwarten laut der „Agrarmarkt Informations-Gesellschaft" Ertragsverluste von 65 beziehungsweise 50 Prozent. Die Ernteschätzungen für die EU liegen 21 Prozent niedriger als im Vorjahr. Auch Kirschen, Pflaumen, Birnen und Zwetschgen hatten es wegen des wechselhaften Wetters diese Saison schwer.


Dieser Obst-Mangel wird sich auch bei den Preisen bemerkbar machen, ist sich Bauer Dirk Quast sicher: „Äpfel werden mindestens 30 Prozent teurer."


Doch trotz der schlechten Ernte bleibt er optimistisch: „Wir hoffen einfach, dass dieses Jahr ein Ausrutscher war." Der 28 Hektar große Obst-Betrieb im Alten Land befindet sich seit dem 17. Jahrhundert in Familien-Besitz. Seit 1997 betreibt Dirk Quast den Hof. In der Zeit hat er schon viele wetterlich bedingte Schwankungen miterlebt. „Normalerweise ist immer ein Jahr schlecht und das nächste gut ", weiß der Obstbauer. Er hat die Hoffnung, dass im nächsten Jahr wieder mehr leckere Elster, Cox Orange und Natyra an den Bäumen baumeln.

An diesem Wochenende feiert das Alte Land den Erntebeginn mit dem „Tag des offenen Hofes". Programm und teilnehmende Höfe finden Sie unter tourismus-altesland.de/de/altlaender-apfeltage.

Zum Original