Julia Adame y Castel

Journalistin, Redakteurin, Hamburg

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„Püppi" starb bei Hagenbeck: Ist der Baby-Elefant verhungert?

Am Dienstag gab Hagenbeck den traurigen Tod des kleinen Babyfanten „Püppi" bekannt. Vielen stellt sich die Frage nach dem Warum. Und wie sicher wachsen Tiere in Zoos eigentlich auf?

Erst vor zehn Tagen brachte Mama Silvana (21) den kleinen Babyelefanten bei Hagenbeck auf die Welt. „Püppi", wie die Tierpfleger den Elefanten-Nachwuchs liebevoll nannten, mauserte sich schnell zum heimlichen Star des Tierparks. Dann die traurige Nachricht: Pfleger fanden die Kleine am Wochenende tot auf.


Mutter Silvana hatte „Püppi" nicht annehmen wollen, heißt es vonseiten Hagenbecks. Bereits kurz nach der Geburt habe es Schwierigkeiten in der Mutter-Kind-Bindung gegeben, so eine Sprecherin. Damit Silvana sich an sie gewöhnen kann, wurde das Elefantenhaus zeitweise geschlossen. Offenbar ohne Erfolg.


Michael Böer, Fachtierarzt für Zoo- und Wildtiere, sieht kein fahrlässiges Verhalten aufseiten Hagenbecks. „Es ist ein vollkommen normaler Vorgang, dass nicht jedes Tier heranwächst", erklärt er. Elefantenkühe lernen ihre Mutterrolle, indem sie andere Artgenossen bei der Aufzucht von Jungtieren beobachten und nachahmen. „Hagenbeck hat dafür optimale Bedingungen." Wie in der Natur leben die Elefanten im Tierpark zusammen mit weiblichen Verwandten.


Wahrscheinlicher seien andere Faktoren wie unbemerkte Infektionen, genetische Defekte bei dem Neugeborenen oder im Verlaufe der Trächtigkeit erworbene Schäden. „Nur gesunde Babys schicken dem Muttertier über die Nabelschnur hormonelle Wehenimpulse, sobald ihr Gehirn für die Geburt herangereift ist", erklärt Böer.


Die Schwangerschaft der Elefanten-Mama dauerte ganze 691 Tage - selbst für Dickhäuter eine lange Zeitspanne. War „Püppi" also bereits im Mutterleib krank und hat Silvana deshalb nicht genug Milch produziert, sodass der Babyfant verhungerte? Eine Obduktion soll nun die Todesursache klären.


Hagenbeck möchte sich bis zur Auswertung der ersten Ergebnisse nicht zu dem Tod des Elefanten äußern. Auch die Frage, warum die Tierpfleger nicht künstlich zufütterten, ließ der Tierpark unbeantwortet.


Generell ist das Aufwachsen für Babytiere in Zoos aber sicherer als in freier Wildbahn, meint Michael Böer. „In den Zoos Europas haben wir eine Aufzuchtrate von 80 Prozent, in der Natur hingegen überleben bei den meisten Säugetieren nur 20 Prozent der Jungtiere die ersten drei Jahre." Grund dafür ist die bessere medizinische Versorgung.

Warum die in „Püppis" Fall nicht gegriffen hat, wird vermutlich Ende der Woche bekannt gegeben. Dann sollen erste Obduktionsergebnisse vorliegen.

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