Wann lernt eine Frau, ihre Mutter zu verstehen, wann hören Mütter auf, falsche Erwartungen auf ihre Töchter zu projizieren? Das sind, nicht nur am Muttertag, die großen Fragen in dieser sehr besonderen Beziehung. Vivian Gornick hat darüber offen und sehr ehrlich geschrieben; in den USA gilt ihr Roman Fierce Attachments als Klassiker der US-amerikanischen Frauenliteratur. Darin erzählt die Autorin von der sehr schwierigen Beziehung zu ihrer Mutter und dem Kampf der Tochter um ihre Unabhängigkeit. Bis zum Tod der Mutter hatten Gornick und sie einen Streitpunkt, der die beiden Frauen auf unterschiedliche Weise geprägt hat: das Frausein. Jetzt, 30 Jahre später, ist "Ich und meine Mutter" erstmals auch in deutscher Übersetzung erschienen.
ZEIT ONLINE: Hat Ihre Mutter "Fierce Attachments" jemals gelesen?
Vivian Gornick: Natürlich! Aber wie sie darauf reagiert hat, hing immer stark von ihrer Gefühlslage ab. An einem Tag sagte sie: Da hast du wirklich die Wahrheit aufgeschrieben. Und am nächsten hieß es wieder: Du machst mich lächerlich, und jetzt weiß auch noch die ganze Welt Bescheid, wie sehr du mich hasst!
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