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Was, wenn Rebecca nicht gefunden wird?

Vermisstenakten werden erst geschlossen, wenn der oder die Verschwundene lebend oder tot gefunden wird. Je mehr Zeit vergeht, desto schwieriger wird das für die Ermittler. Wie im Fall Rebecca aus Berlin.

Das Verschwinden der 15-jährigen Rebecca zeigt, wie schwierig es sein kann, die Spur eines vermissten Menschen aufzunehmen. Was ist am 18. Februar 2019, am Tag ihres Verschwindens, wirklich geschehen? Die Polizei geht davon aus, dass Rebecca getötet wurde. Mit jedem Tag wird die Chance, ein mögliches Verbrechen aufzuklären, ein wenig kleiner. Gibt es nach 48 Stunden noch immer keinen Hinweis auf den Verbleib des Vermissten, verringert sich die Erfolgsquote um 50 Prozent, lautet die Faustregel der Ermittler.


Täglich werden im Bundeskriminalamt bis zu 300 Fahndungen aufgenommen. Darunter sind Räuber, mutmaßliche Mörder und verschwundene Menschen. Laut Statistiken des Bundeskriminalamts erledigt sich etwa die Hälfte der Vermissten-Fälle innerhalb der ersten Woche. Innerhalb eines Monats liegt die "Erledigungs-Quote" bei über 80 Prozent. Der Anteil der Menschen, die länger als ein Jahr vermisst werden, bewegt sich bei nur etwa 3 Prozent. In Deutschland waren Ende 2018 rund 12.700 Vermisstenfälle in einer Datenbank gespeichert. Einige von ihnen sind seit 30 Jahren spurlos verschwunden.


Trotzdem sind die Fälle, in denen es zu keiner Aufklärung kommt, eher die Ausnahme. Wie im Fall der Familie Schulze aus Drage bei Hamburg. Seit dem 22. Juli 2015 fehlt von Sylvia und Miriam Schulze jede Spur. Den Vater Marco Schulze hatte man etwa eine Woche nach der Vermisstenmeldung tot aus der Elbe geborgen. Mutter Sylvia und ihre Tochter Miriam sind noch immer verschwunden.


Der Fall hat die Ermittler monatelang beschäftigt. Sie vermuteten, der Vater habe erst Frau und Tochter umgebracht und sich dann selbst getötet. Leichen wurden jedoch trotz intensiver Suche nie gefunden. So blieben viele Unklarheiten ohne jegliche Anhaltspunkte auf das, was geschehen war. In Deutschland wird nicht gegen Tote ermittelt, deshalb wurden die Mordermittlungen gegen den Vater eingestellt. Sylvia und Miriam Schulze sind bis heute vermisst.



Prozess ohne Leichenfund

Auch der Verbleib von Maike Thiel aus Brandenburg ist seit 1997 ungeklärt. Die schwangere 17-Jährige hatte am 3. Juli bei einer Freundin übernachtet und war dann zu einem Kontrolltermin im Krankenhaus. Danach verliert sich ihre Spur. 2016 wurde ihrem Ex-Freund, der wohl auch der Vater des ungeborenen Kindes war, und dessen Mutter der Prozess gemacht, obwohl auch Maikes Leiche nicht gefunden wurde. Mehr als ein Jahr dauerte der Indizien-Prozess, der schließlich mit einem Urteil von zweimal lebenslänglich endete.

Für die Angehörigen ist es eine besonders schwierige Situation, wenn unklar ist, was mit dem Vermissten geschehen ist. 


Wie im Fall der verschwundenen neunjährigen Peggy Knobloch aus Oberfranken. Das Mädchen verschwand 2001 auf dem Weg nach Hause. 15 quälende Jahre wusste ihre Mutter nicht, was mit ihrer Tochter passiert war, bis ein Pilzsucher durch Zufall die sterblichen Überreste des Mädchens fand. Zwar ist bis heute nicht geklärt, wie Peggy starb. Aber wenigstens gibt es über ihr Schicksal Gewissheit.


Auf der Internetseite der Polizei Berlin finden sich 13 aktuelle Vermisstenmeldungen. Rebecca ist eine davon. Die Polizei sucht nach ihr, in einem Wald in Brandenburg.

Quelle: ntv.de

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