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Sterneaktion: Geschenkeausgabe in der Kirche

„Ach schön, Dich zu sehen, wie geht es Dir?" Mit warmen Worten begrüßt Maria Palten, ehrenamtliche Helferin bei der Leverkusener Tafel, eine Kollegin, die heute bei der Weihnachtsausgabe der Tafel hilft: „Ich war ja schon zwei Wochen nicht mehr bei den Leuten, ich freue mich, sie wiederzusehen", sagt die 79-Jährige mit einem Zwinkern. Am diesem Freitag treffen sich alle Mitarbeiter der Tafel, um Pakete und Geschenke an Bedürftige zu verteilen. Maria Palten hat sich ganz besonders auf diesen Tag gefreut.

Seit der Gründung der Leverkusener Tafel Rheindorf im Jahr 2001 ist Palten am Start. Sie engagiert sich aber nicht nur für die Tafel, nebenbei ist sie auch Leih-Oma. Für ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten wurde sie im Oktober mit dem Leverkusener Taler ausgezeichnet. Heute, in der evangelischen Christuskirche in Wiesdorf, betreut sie die Sterneaktion: Bedürftige haben sich etwas zu Weihnachten wünschen können, beispielsweise Puzzle-Spiele, Toaster oder Gutscheine. Diese Wünsche wurden dann von Bayer-Mitarbeitern erfüllt. Die Beschenkten zeigen Palten ihre „Sternenummer", sie sucht dann die Geschenke mit der passenden Nummer. Akkurat übt sie diese Arbeit aus. Wenn Menschen kommen, die keinen Stern haben, erklärt Palten, dass man sich für diese Aktion schon vor einem Monat anmelden musste. Um die Abgewiesenen zu entschädigen, verweist sie mit einem Lächeln auf die Geschenke, die Schüler des Lise-Meitner-Gymnasiums für Kinder vorbereit haben.

Lange Schlangen Wartender

Nicht immer fällt es Palten leicht, die Geschenke zu holen. Ihre Schritte werden langsam, wenn sie Treppen steigen muss, um nach Geschenken mit hohen Nummern zu greifen. Aber auf die Frage, ob man ihr etwas abnehmen kann, sagt sie nur kess: „Nee, nee, das geht schon, danke." Auch wenn die Arbeit hin und wieder mühsam ist, denkt Palten nicht daran aufzuhören: „Ich mache weiter, bis ich nicht mehr kann", sagt sie.

Um sie herum wird es hin und wieder hektisch: „Nicht die Geschenke auf die Kirchenstühle stellen bitte!", hallt es von der einen Seite. Ein anderer ruft einem Beschenkten zu: „Bitte den linken Ausgang benutzen". Die Menschen tummeln sich und stehen reihenweise an. Maria Palten nimmt sich für jeden Zeit und lässt sich nicht aus der Ruhe bringen: „Das ist echt interessant: Manchmal ist es ganz ruhig und dann hat man den Eindruck, dass ein ganzer Bus auf einmal kommt." Als es wieder ruhig wird, ist es ihr langweilig: „Ich habe lieber, dass etwas los ist." Überhaupt braucht sie Beschäftigung: „Wenn ich irgendwann dasitze und nichts zu tun habe, wenn mich irgendwann keiner mehr braucht, dann werde ich alt. Eigentlich fühle ich mich manchmal einfach wie ein Teenager."

Mürrisch statt dakbar

Manche Bedürftige kommen als Familie mit Kindern, manchmal sind es Paare, manchmal einzelne Personen. Einige sind sehr herzlich und dankbar. So zum Beispiel Adelheid Zähringer (82), auch aus Rheindorf: „Ich finde die Frau Palten einfach klasse, sie ist immer höflich und freundlich." Das hilft sicherlich, wenn man bedenkt, in welch schwieriger Situation einige Menschen sind: „Ich habe mein Leben lang gearbeitet und eine achtköpfige Familie ernährt und jetzt muss ich betteln. Das tut weh!", sagt Zähringer wütend.

Nicht jeder lässt sich Dankbarkeit ansehen, manche reagieren eher mürrisch. Sind diese Menschen undankbar? Halten sie diese Hilfe für selbstverständlich? Es kann auch sein, dass sie sich einfach für ihre Lage schämen. Und so erscheint es verständlich, dass nicht jeder ein lockeres Gespräch zustande bringen kann.

Adolf Staffe, Vorsitzender der Leverkusener Tafel, sieht das gelassen: „Das Problem ist auch, dass manche nicht wissen, dass wir das ehrenamtlich machen. Unser innerer Drang zu helfen treibt uns immer an, wir lassen uns nicht aus der Ruhe bringen." Maria Palten scheint nur die positiven Dinge zu sehen: „Die Menschen sind doch hier alle glücklich, das ist doch schön." Und irgendwie scheint sie das Helfen auf eine positive Art süchtig zu machen: „Man hat Freude zu sehen, dass man gut ankommt."

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