Jonas Gerding

freier Journalist, Kinshasa

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Reihe zur Bio-Landwirtschaft: In der Größe liegt die Zukunft

Etwas unsicher stand sie dort. Links von ihr eine Frau mit Quitten und Sonnenblumen behängt, rechts von ihr eine andere Frau voller Möhren. Hinter ihr das Bio-Siegel im Großformat. Renate Künast wusste, dass sie sich viel vorgenommen hatte - es lässt sich auf dem Werbe-Foto aus dem Jahr 2001 zumindest erahnen. Die damalige Landwirtschaftsministerin war von der Vision getrieben, mehr Bio-Produkte auf bundesdeutsche Tische zu bringen.

Heute fällt es uns - im Rückblick - leicht, das einzuordnen. Es war ein Start, mehr nicht. Doch die Grünen-Politikerin spürte, dass es dazu der richtige Zeitpunkt sein könnte. Nicht nur, weil der Rinderwahn Deutschland damals mehr als andere Lebensmittelskandale verunsicherte.

So eröffnete die Ministerin am 18. Oktober 2001 die Grüne Woche in Berlin. 20 Minuten Rede, zwischendurch klatschten die Zuschauer. In einem Agenturbericht von damals heißt es: „Leichte Unruhe und vereinzeltes Lachen löste die Einschätzung Künasts aus, in zehn Jahren beim Öko-Landbau einen Anteil von 20 Prozent erreichen zu können."

Jene Kritiker sollten recht behalten - auch wenn in den Regalen der Supermärkte mittlerweile zahlreiche Bio-Produkte stehen, ist der Marktanteil vergleichsweise gering. Statt 20 Prozent der Agrar-Fläche bewirtschaften Bio-Landwirte 6,3 Prozent. In manchen Bundesländern sind es lediglich drei Prozent, zeigen Zahlen des Umweltbundesamts. Warum ist das so?

Es sind etwa die Böden, die ohne Chemie nicht so ertragreiche Ernten einbringen. Oder der Preisdruck durch die Großhändler. Und so grün, wie sich Künast das gewünscht haben mag, ist die Politik nicht geblieben. Manche Entscheidung war den Bio-Landwirten seitdem eher Bremsklotz als Starthilfe.

Doch all diese Probleme lassen sich überwinden - überall in der Republik finden sich Landwirte, die Bio auf eine neue Wachstumsstufe heben wollen. Mit drei ausführlichen Hintergrundreportagen beleuchtet WiWo Green nun jeden Freitag, wo es hakt - und welche Lösungen die deutsche Bio-Landwirtschaft zukunftsfähig machen.

Teil1: 

Der dritte Teil der Reihe erscheint am Freitag, dem 11.11.

*** Diese Projekt entstand im Rahmen des Journalisten-Stipendiums Nachhaltige Wirtschaft. Alle Informationen zum Stipendium erhalten Sie unter diesem Link.***
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