2 Abos und 1 Abonnent
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Readly: Die Zeitschriften-Flatrate im Test

Die Zeitschriften-App Readly bietet mehr als 2.000 Magazine mit derzeit exakt 56.126 einzelnen Ausgaben zur Lektüre im Online-Browser oder per App. Durchaus ein Schnäppchen für unter zehn Euro im Monat mit freier Auswahl. Im Readly Test verraten wir, ob sich ein Abo lohnt und wie es mit der inhaltlichen Vielfalt bei Readly tatsächlich bestellt ist.

Mehr als 3.000 Magazine, bis 5 Nutzer pro Account

Readly wurde 2012 in Schweden gegründet und besitzt mittlerweile auch Büros in Deutschland, Großbritannien und den USA. Eigentlich kein Wunder, dass das Unternehmen schnell expandieren konnte: Eine App für Smartphone, Tablet oder Browser, die über 3.000 Magazine inklusive älterer Ausgaben bieten kann, gab es in dieser Form noch nicht. Außer Zeitschriften aus Deutschland, die den Großteil des Angebots ausmachen, bietet Readly unter anderem auch Lesestoff aus Großbritannien, den USA, Indien, Irland und den Philippinen. Außerdem Ausgaben in exotischen Sprachen wie hindi, litauisch oder türkisch.

Readly kann auf dem Laptop, Smartphone oder Tablet genutzt werden, bei Bedarf sogar überall gleichzeitig. Denn es können bei Readly mit einem Account bis zu fünf unterschiedliche Profile mit eigenen Favoriten-Listen angelegt werden - ohne Aufpreis.

Abos ohne Mindestlaufzeit

Readly gestaltet die Auswahl eines Abos für den Nutzer sehr einfach. Der erste Mitgliedsmonat kostet gerade einmal 0,99 Euro, im Anschluss sind 9,99 Euro pro Monat zu bezahlen. Das Abo ist fortlaufend, kann allerdings jederzeit gekündigt werden und hat keine Mindestvertragslaufzeit.

Im Verhältnis zu ähnlichen Apps auf dem Markt sind die Kosten für ein Jahresabo durchaus günstig. So bezahlt man beispielsweise bei Zinio pro Ausgabe einer Zeitschrift, welche für einen ladenähnlichen Preis angeboten wird. Die Jahresabos der jeweiligen Zeitschriften sind je nach Medium aber bedeutend günstiger.

Verlage, die ihre Zeitschriften auf Readly anbieten, dürfen dies kostenlos machen. Denn sowohl der Verlag als auch Readly ziehen einen Vorteil aus der Zusammenarbeit. So gibt Readly zwar keine nutzerspezifischen Daten an die jeweiligen Verlage weiter, wohl aber anonymisierte Informationen wie beispielsweise das Überblättern bestimmter Seiten.

Readly Angebot: Von "Kicker" bis "Spektrum"

Readly bietet keine Tageszeitungen an, dafür braucht es nach wie vor die App aus dem entsprechenden Verlagshaus. Leider ist bei Readly die Anzahl an Klatschzeitschriften und Fernsehzeitungen recht auffällig. Aus allen Ecken lacht Helene Fischer oder irgendeine buckelige Verwandte irgendeines Königshauses. Auch diese Zeitschriften haben ihre treuen Leser. Hier wirken sie allerdings fast überpräsent.

Auf Klatschzeitschriften folgen dann im Bezug auf Häufigkeit unzählige Lifestyle- und Fitness-Magazine. Aber auch an Fach- und Special Interest-Magazinen fehlt es nicht. Da bietet Readly auch ein paar richtige Goldstücke wie beispielsweise das "Schach-Magazin", "Airbrush" oder die "International Kirmes & Park Revue". Aber auch herkömmliche Sachen wie "Chip", "Kicker" oder "Auto Motor Sport" stecken im Angebot. Readly bietet allerdings eine große Auswahl an Themengebieten, so dass der Nutzer sich seine Ergebnisse filtern kann und nicht auf die Vorschläge der Startseite angewiesen ist.

Einige etablierte Magazine fehlen aber in Readly. Während "Spektrum" als angesehenes Wissenschaftsmagazin vorhanden ist, gibt es "National Geographic" nur in der Kinder-Ausgabe. Etablierte deutsche Magazine wie "Spiegel", "Focus" oder "Stern" sucht man bei Readly vergeblich. An Geschichtsmagazinen ist die Auswahl dann wiederum sehr groß. Das Angebot von Readly ist zwar umfangreich, aber teilweise zu "nischig". Außerdem ist es schwer sich ein Muster daraus zu machen, welche Zeitschriften Readly nun haben könnte und welche nicht. Es scheint viel von den Anfragen der Verlage abzuhängen, welche Zeitschriften angeboten werden.

Meine Erfahrungen mit Readly

Die Anmeldung bei Readly ist unkompliziert und geht schnell. Kaum ist die App installiert und ein Profil erstellt, kann auch schon auf das komplette Angebot zugegriffen werden. Bei der Angabe, dass ich weiblich bin, werde ich direkt mit Vorschlägen für "Intouch", "das goldene Blatt" und irgendeiner Backzeitschrift konfrontiert. Beim Erstellen eines männlichen Profils sind es "Men's Health", "GQ" und irgendeine Autozeitschrift. Ich lasse es Readly durchgehen, die Statistik ist vermutlich auf ihrer Seite. Außerdem lassen sich die Zeitschriften problemlos nach Interessengebieten filtern.

Über den Reiter "Entdecken" schlägt Readly unter anderem beliebte und favorisierte Zeitschriften vor, darunter auch die Favoriten aus den USA und Großbritannien. Das Angebot auf dieser Seite gestaltet sich als durchaus abwechslungsreich. Unten rechts auf dem Titelbild der jeweiligen Zeitschrift befindet sich ein orangenes Plus, das für die Auswahl der Optionen zuständig ist. Möchte ich alle Ausgaben von "Die Aktuelle" sehen oder sie zu meinen Favoriten hinzufügen? Na gut, ausnahmsweise mal. Aber nur, weil sich dort neben dem Plus noch ein weiteres orangenes Symbol befindet. Es sieht aus wie ein Blattpapier und verwandelt die Zeitschriften-Ansicht in eine PDF-Ansicht auf weißem Hintergrund und schwarzer Schrift. Die überfordernden grellen Farben und wirr angeordneten Bilder der Klatschzeitschrift ordnen sich zu einem übersichtlichen Uni-Vortrag. Ein sehr praktisches Tool besonders für Smartphone-Nutzer, aber es geht dennoch ein wenig des Charmes verloren.

Außerdem wird diese Funktion nur für bestimmte Zeitschriften angeboten. Das macht Zeitschriften ohne dieses Tool auf dem Smartphone fast unlesbar. Das ständige hin- und herzoomen macht das Lesen zu keinem Vergnügen und beschränkt Readly damit auf Tablet oder PC. Meiner Meinung nach macht das die App für das Smartphone mehr oder weniger unbrauchbar. Vielleicht sollte Readly darüber nachdenken, die Funktion für jede Zeitschrift anzubieten.

Praktische Zusatz-Tools

Als nächstes lege ich Accounts für meine ganze Familie an. Obwohl Geschlecht und Alter angegeben werden können, berücksichtigt der Algorithmus nur das Geschlecht und schlägt unabhängig vom Alter die gleichen Zeitschriften vor. Da diese Auswahl aber ohnehin nur eine Spielerei ist, die im Nachhinein vom Nutzer nie mehr verwendet wird, lasse ich auch das durchgehen. Zwischen den Accounts lässt sich durch ein kleines Symbol in der oberen rechten Ecke ganz leicht hin und her wechseln. Durch die Fünf-Konten-Funktion lässt sich ein Readly-Standard-Account ohne zusätzliche Kosten in einen Familien-Account verwandeln, denn die Konten lassen sich auch zeitgleich auf verschiedenen Geräten öffnen.

Abgesehen von einer Suchfunktion für Zeitschriften bietet Readly auch eine Suchfunktion für Wörter. Diese sucht dann quer durch das gesamte Angebot nach dem angegebenen Suchwort. Auch eine durchaus praktische Funktion, die einen Pluspunkt verdient.

Des Weiteren ist es möglich alle Zeitschriften auch herunterzuladen, um sie auf einem Ausflug oder einer langen Autofahrt offline zu lesen. Über den Reiter "Downloads" sind vorher ausgewählte Zeitschriften auf ohne Internetverbindung über die App abrufbar. Zu guter Letzt existiert noch eine Lesezeichenfunktion. Diese befindet sich ebenfalls oben rechts und kann während dem Lesen abgerufen werden. Beim Daraufklicken öffnet sich ein Fenster, welches das Bild der ausgesuchten Seite zeigt und ein Textfeld, in dem eine Notiz eingetragen werden kann.

Readly Test: Mein Fazit

Der deutsche Zeitschriftenmarkt ist groß und beheimatet eine große Auswahl an Wissens- und Lifestylemagazinen sowie Special Interest- und Fachmagazinen. Eigentlich gibt es nichts, was es nicht gibt und jeder Besuch in einem Zeitungsladen im Bahnhof führt zumindest bei mir oft zu einer Reizüberflutung. Oft kommt da die Frage auf: "Wer braucht den ganzen Mist?". Nichts gegen Segelflugzeug- oder Modellboot-Zeitschriften, ein Hobby ist ein Hobby. Aber unzählige Boulevard- und Lifestyle-Magazine übertrumpfen sich im Angebot und der Aufmachung der quietschbunten und überfüllten Cover um die Wette.

Da schon der Besuch in einem Zeitungsladen eine überwältigende Wirkung haben kann, ist der erste Blick in Readly ein kleiner Schock. Auch hier dominiert die Klatschpresse und die nackten Oberkörper durchtrainierter Männer und das immer fröhliche Lächeln der 0815-Blondinen. Readly ist eben nicht nur eine Plattform für Leser, sondern eben auch eine für Verlage, die wissen wollen, wie ihr Medium ankommt.

Aber umso mehr ich mich mit Readly beschäftigt habe, desto mehr brauchbares Lesematerial konnte ich ausfindig machen. Beispielsweise mangelt es Readly nicht an Geschichtsmagazinen oder Fotografie-Ratgebern. Außerdem verfügt es über eine Reihe von "...for beginners"-Magazinen oder Zeitschriften, um Programmiersprachen zu lernen. Readly ist eine gute App, wenn man sie erst einmal für sich optimiert hat und die Klatschpresse von der Vorschlags-Seite so gut wie verschwunden ist. Vorausgesetzt man möchte das. Es fehlt an einigen etablierten Medien, die ich in der App gerne gesehen hätte. Dafür besitzt Readly aber viele Nischenprodukte, sowohl international als national.

Für das Smartphone halte ich Readly für eher ungeeignet, die PDF-Funktion als Option bei jeder Zeitschrift könnte dieses Manko aber leicht glattbügeln. Ab und an neigt die App beim Öffnen der Zeitschrift zu langen Ladezeiten, was sich gleichwohl immer noch völlig im Rahmen des erträglichen bewegt.

Im Großen und Ganzen kann ich Readly für Tablet und PC weiterempfehlen, wenn auch nicht uneingeschränkt. Aber in diesem Fall gilt: Testen kostet praktisch nichts, und wenn es dann was kostet, ist der Preis mit unter zehn Euro im Monat immer noch sehr erschwinglich für ein solches Überangebot an Lesematerial.

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