George Clooney wäre gerne eine Frau. Nicht nur irgendeine, sondern Angela Merkel. Natürlich nur als Filmrolle, aber dennoch: der Mann überrascht uns immer wieder. Vor allem seine Begründung dieses Wunschtraums, die er im Interview mit der Zeitschrift „Emotion" äußerte, ist, gelinde gesagt, mutig: „Ich wollte immer gern eine kleine deutsche Frau sein." Und doch: Sie hat trotz aller Surrealität Charme, denn sie stammt vom Allesverführer und Fastalleskönner höchstpersönlich. Eine Reaktion aus dem Kanzleramt (oder von Kollegin Schröder, die sich bestimmt gern aufopferungsvoll zur Kritik an dieser Formulierung anbieten würde) blieb bisher aus.
Aber was könnte sich die Kanzlerin mehr wünschen, als mit einem allseitig talentierten, nach eigener Aussage dazu auch noch „politisch wachen" Mann die Öffentlichkeit zu teilen, dem bei aller Unabhängigkeit privat, öffentlich und politisch nichts ferner liegt als Blamage und Fehltritt? Politikern, denen letzteres dann doch einmal passiert - also quasi jedem - gibt Beau George natürlich auch noch einen guten Rat mit auf den Weg: „Ich glaube, es wäre am einfachsten, Politiker würden ihre Karriere mit einem General-Schuldbekenntnis beginnen: 'Ja, ich hab's getan!'", sinniert er souverän.
Die Sehnsucht der Kanzlerin nach einem solchen Kenner politischer Notwendigkeiten in ihrem Umfeld dürfte damit noch mehr steigen, wird in ihrem ganz persönlichen Film doch seit Wochen das Gegenteil gezeigt. Daher sollte Clooney eigentlich gar nicht ihre Rolle übernehmen, sondern viel eher die eines anderen Mannes an Merkels Seite, nach eigener Aussage „ein guter, erfolgreicher Bundespräsident". Der kann sich vom Hollywoodstar in diesem Interview einiges abschauen. Zum Beispiel effektive Werbung für die eigene Person - oder, wie in Clooneys Fall, für einen neuen Film, bei dem man alle Fäden in der Hand hält (Regisseur, Darsteller, Co-Autor, Co-Produzent von „The Ides of March").
Auf solch ein Geschick warten wir bei jenem Präsidenten noch, und das wohl vergeblich. Aber ein Film über ihn, weniger mit ihm, ist sicherlich nur noch eine Frage der Zeit. Und zumindest da wäre dann, man glaubt es kaum, George Clooney die bessere Wahl. Den deutschen Titel „Tage des Verrats" hingegen übernähme man gern.
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