Johanna Pauls

Freie Journalistin, Nicosia

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Hype um künstliche Intelligenz: Wo steckt KI im Alltag?

Auch abseits von ChatGPT hat künstliche Intelligenz längst Einzug in unseren Alltag gefunden. Diese fünf Beispiele zeigen, wo KI bereits jetzt unser Leben verändert.

Die Anwendung ChatGPT ist spätestens seit diesem Jahr in aller Munde. Der auf künstlicher Intelligenz basierende Chatbot hat mittlerweile den Sprung in die breite Öffentlichkeit geschafft und damit eine Vielzahl von Diskussionen rund um das Thema künstliche Intelligenz (KI) angeregt.

Und der Hype um das Programm lässt sich leicht nachvollziehen: Einerseits verfügt ChatGPT über eine Vielzahl von Features, die bisher kein vergleichbares Programm anbietet. Andererseits war es für Nutzende noch nie zuvor so einfach, an einer vermeintlich nerdigen Technologie wie KI aktiv teilzuhaben - und das auch noch kostenfrei.

Doch wenngleich ChatGPT derzeit der beliebteste Aufhänger für öffentliche Debatte rund Ethik, Grenzen und Regulierungen von künstlicher Intelligenz ist, ist KI längst auch in Form von anderen Anwendungen und Gadgets in unserem Alltag vertreten. Fünf Beispiele, wo KI bereits jetzt unser alltägliches Leben beeinflusst:

1. Einsatz in der Medizin

Eines der wohl wichtigsten Felder, in dem KI immer öfter Anwendung findet, ist die Medizin. Dabei unterstützt Technologie medizinische Abläufe bereits jetzt in verschiedenen Teilen von Prävention, Diagnostik bis hin zu Therapie. Für die Prävention von Krankheiten oder das simple Erfassen der eigenen Gesundheitsdaten können beispielsweise Gesundheits-Apps oder Smartwatches hilfreich sein. Und auch die Diagnostik wird bereits von künstlicher Intelligenz unterstützt: In Indien versucht ein Unternehmen derzeit etwa mit Hilfe von KI Brustkrebs schneller zu erkennen. Bei der Therapie von Erkrankungen können durch Robotik (und dahinter stehende KI) gestützte Operationen durchgeführt werden. Besonders in diesem Feld könnte uns zukünftig eine Vielzahl KI-gestützter Innovationen erwarten.

2. Smart Home

Wer sein zuhause entsprechend ausstattet, kann mit KI bereits heute das Licht oder die Temperatur in den eigenen vier Wänden regeln. Neben dem weit bekannten Amazon Echo gibt es mittlerweile bereits Möglichkeiten zum KI-basierten Lebensmitteleinkauf oder gar eine entsprechende Heizungssteuerung. Diese Features klingen vielleicht nicht neu, sind nun aber immer öfter auch mit künstlicher Intelligenz ausgestattet. Das ermöglicht, dass sie sich durch aktives Dazulernen an die Vorlieben der Nutzenden anpassen können. Ein smarter Kühlschrank kann beispielsweise erkennen, wann sich die Vorräte dem Ende zuneigen und so, sofern entsprechend eingestellt, diese direkt im (Online-)Supermarkt nachbestellen.

3. Smartphones

Mehr als 90 Prozent der österreichischen Bevölkerung nutzen ein Smartphone. Dabei basieren auch hier viele Funktionen wie Fingerabdruck-Erkennung, Kamera oder Sprachassistenz ganz wesentlich auf künstlicher Intelligenz. Wer etwa sein Telefon mit Gesichtserkennung entsperrt, kann dies nur durch einen entsprechend trainierten Algorithmus tun. Und auch beim Fotografieren kann mit Hilfe von KI nachgebessert und auf Wunsch im Nachhinein Korrekturen vorgenommen werden. Wer im Anschluss in der eigenen Fotogalerie nach den (verschönerten) Fotos sucht, kann mittlerweile nach Schlagwörtern wie beispielsweise „Hund" suchen und bekommt so alle Bilder angezeigt, auf denen ein solcher zu erkennen ist, denn: Die KI kann Bilder in sekundenschnelle analysieren und filtern.

4. Social Media

Auch in den sozialen Netzwerken findet künstliche Intelligenz längst breiten Einsatz. Facebook, Instagram und Co. nutzen KI in erster Linie, um Inhalte, zu identifizieren, die gegen die jeweiligen Nutzungsbedingungen verstößen. Dies umfasst beispielsweise gewaltverherrlichende oder pornografische Postings, Fotos oder Videos. Außerdem hilft KI dabei, das Nutzungsverhalten der User zu analysieren. Die Plattformen können so Marketing- und Werbemaßnahmen individuell auf die Nutzenden abstimmen und entsprechend ausspielen.

5. Streaming-Plattformen

Amazon Prime, Disney Plus oder Netflix - wer über ein Abonnement bei einem der beliebten Streaming-Dienste verfügt, kennt die berüchtigte Vorschlagliste. Diese ist individuell auf die User abgestimmt und basiert auf dem jeweils plattformeigenen KI-Algorithmus. An dieser Stelle ist besonders die bisherige Historie wichtig. Wer mit dem eigenen Account bevorzugt RomComs anschaut, dem werden so eher keine Action-Thriller empfohlen und umgekehrt. Das ist einerseits gut, weil persönliche Präferenzen bedient werden, kann aber auch dazu führen, dass andere, potenziell spannende andere Inhalte verpasst werden.

Wie viel KI hält unsere Zukunft bereit?

Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, unser Leben einfacher zu machen. Sie kann dafür sorgen, Prozesse effizienter zu gestalten und Aufgaben, die bisher von Menschen verrichtet wurden, an die KI outzusourcen. Jedoch kommt es in diesem Zusammenhang darauf an, mit welchem Ziel und in welchem Interesse die Anwendungen eingesetzt werden. In Callcentern, dem Kreativbereich und im Journalismus könnte künstliche Intelligenz durchaus dafür sorgen, dass bisher von Menschen durchgeführte Arbeiten gänzlich maschinell durchgeführt werden und somit Arbeitsplätze verloren gehen. In diesem Zusammenhang kann sie jedoch auch dafür sorgen, dass menschliche Fähigkeiten anderweitig eingesetzt und besser genutzt werden.

Während in manchen Redaktionen beispielsweise heute noch einzelne Redakteure das Wetter täglich händisch abtippen, könnte dies zukünftig eine KI für sie übernehmen, während sie sich mehr auf Recherchetätigkeiten oder anderweitige, kreative Tasks konzentrieren. Zudem könnte mit Hilfe von KI der Zugang zu Wissen so barrierefrei und weitläufig wie nie zuvor gestaltet werden, wodurch sich wiederum neue Berufsfelder eröffnen könnten. Dafür muss jedoch ein möglicher Missbrauch der Technologie erschwert und das dahinter stehende Wissen öffentlich zugänglich gemacht werden.In diesem Zusammenhang werden feste und mindestens EU-weit geltende Regulatorien zukünftig eine wichtige Rolle spielen.

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