Johanna Pauls

Freie Journalistin, Nicosia

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Artikel

Der österreichische Pass als Tor zur Welt

Der österreichische Pass rangiert auf Platz vier der stärksten Pässe der Welt. Damit können Österreicher mehr Länder bereisen als ein Großteil der Weltbevölkerung.

Wer einen österreichischen Pass besitzt, muss sich üblicherweise kaum Gedanken vor dem Planen einer Reise machen. Vom freien Reisen innerhalb der EU bis in den mittleren Osten bleiben Inhabern eines österreichischen Ausweisdokuments mühsame Visa-Verfahren bis auf wenige Ausnahmen erspart.

Drittstaaten für Österreicher leicht zu bereisen

Jedes Jahr vergleicht der Henley Passport Index den Zugang zu visafreien Zugang von knapp 200 Pässen in mehr als 220 Reisedestinationen. Diese werden anschließend in einem öffentlich zugänglichen Ranking aufgelistet. Österreich gehört dabei seit Jahren zu den Spitzenreitern, was den freien Zugang zu Ländern in aller Welt anbelangt.

Hierzulande müssen sogenannte Drittstaaten-Angehörige, wie beispielsweise aus der Türkei, ein teils langwieriges Visa-Verfahren durchlaufen, um Österreich bereisen oder um eine Aufenthaltsbewilligung ansuchen zu können. Für österreichische Staatsbürger ist die Einreise entsprechenden Drittstaaten - und die EU - hingegen deutlich einfacher. Wer einen Urlaub nach Istanbul plant, kann seit 2020 auch ohne mühseligen Papierkram bis zu 180 Tage im Land verweilen.

190 Visa-Freie Destinationen

Stand 2023 können all jene, die einen österreichischen Pass besitzen insgesamt 190 Länder weltweit bereisen, ohne ein Visum beantragen zu müssen. Dies markiert einen neuen Rekordwert für den Pass: Vor fünf Jahren lag der österreichische Pass noch auf Platz fünf, gereiht mit einer Anzahl von 186 Ländern.

Und tatsächlich gibt es nur wenige Länder, deren Pässe stärker sind als der hiesige. Allein Japan, Singapur, Südkorea, Italien, Spanien und Deutschland verfügen mit 191 bis 193 visafreien Ländern über mehr Reisefreiheit. Während es für Österreicher jedoch immer leichter wird, die unterschiedlichsten Länder der Welt zu bereisen, weitet sich die Kluft zu jenen, die einen schwächeren Pass besitzen weiter aus. Die drei letzten Plätze belegen derzeit Afghanistan, der Irak und Syrien mit maximal 30 visafreien Destinationen.

Dabei geht es weniger um Einschränkungen, die das touristische Reisen beeinflussen, sondern vielmehr um Familienbesuche oder beispielsweise die Teilnahme an internationalen Fachkonferenzen und Kooperationen. Geflüchtete, die in Österreich ein zweites zuhause gefunden haben und Akademiker aus afrikanischen und asiatischen Ländern müssen entsprechende Reisen lange im Voraus planen und stets um die Bewilligung der Einreise bangen.

Reisefreiheit zum Schnäppchenpreis

Diese eingeschränkte Reisefreiheit führt zu einer andauernden Benachteiligung für Drittstaatsangehörige. Das führt zu hohen zusätzlichen Kosten und einer ständigen Ungewissheit für die Betroffenen und hat beispielsweise zur Folge, dass auf akademischen Fachtagungen oft ein Ungleichgewicht zwischen anwesenden Wissenschaftlern aus Europa und jenen aus Drittstaaten herrscht. Entsprechend bleibt der akademische Dialog deutlich von westlichen Ideen dominiert und führt zu weniger Repräsentanz und Sichtbarkeit der Arbeit internationaler Forschender.

Wer bisher noch nicht in Besitz eines österreichischen Passes ist muss dennoch nicht verzagen. Neben dem Pass-Ranking bietet Henleys auch gleich eine Übersicht, wie man verschiedene europäische Staatsangehörigkeiten, sogenannte „Golden Visa", für ein Investment in variierender Höhe erwerben kann. Österreich wird darin als „Ein exzellenter Ort um sich innerhalb Europas niederzulassen" und „einziges westeuropäisches Land, welches die Möglichkeit bietet, die Staatsangehörigkeit und den EU-Pass durch ein Investment ohne vorherige Niederlassungsvoraussetzung" angepriesen. Voraussetzung dafür ist das Kenntnis der deutschen Sprache, ein fester Wohnsitz sowie Versicherung in Österreich und liquide Geldmittel in der Höhe von mindestens 40.000 Euro. Wer über genügend Liquidität verfügt, kann sich die Reisefreiheit demnach innerhalb eines Bearbeitungszeitraums von bis zu 36 Monaten ebenfalls erkaufen.

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