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"jetzt red i": Nach Dürre - wie kommt Unterfranken an Wasser?

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Wieder geht ein Sommer der Wetterextreme zu Ende. In Deutschland schwinden die Wasservorräte so schnell wie in kaum einer anderen Region der Welt. In Bayern weisen 80 Prozent aller Grundwassermessstellen niedrige und sehr niedrige Grundwasserstände auf. Das spürt zum Beispiel Bad Königshofen besonders stark, in der trockensten Stadt Bayerns in Unterfranken ist jetzt die Trinkwasserversorgung akut gefährdet. In der Sendung "jetzt red i" im BR Fernsehen diskutierten betroffene Bürgerinnen und Bürger aus der Region mit dem bayerischen Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) und dem grünen Oppositionsführer im Landtag, Ludwig Hartmann.


Sorge ums Trinkwasser

"Meine Sorge ist, dass uns das Trinkwasser ausgeht", sagte Bewohner Klaus Schmid. Denn seit Januar dieses Jahrs hat es im Landkreis nur 157 Liter pro Quadratkilometer geregnet. Mit verheerenden Folgen auch für den Biobauer Thomas Eschenbach, der nur ein Drittel seines Ernteertrages einfahren kann. "So wie heuer habe ich es noch nie erlebt, dass es so schlecht steht um die Ernte", klagte der Landwirt in der Sendung.

Franken als Wüstenzone

Aufgrund des akuten Mangels hat der Wasserzweckverband Bad Königshofen nun per behördlicher Anordnung das Wassersparen vorgeschrieben. Private Pools dürfen nicht mehr gefüllt und Autos nicht mehr geputzt werden. Wer gegen die Richtlinien verstößt, muss mit Geldstrafen von bis zu 600 Euro rechnen. Die Bürgerinnen und Bürger begrüßen diese Maßnahme, doch man schaut auch zur Staatsregierung und wartet auf Hilfe. Gerhard Jäger, Bürgermeister von Kleineibstadt appellierte an Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler): "Ich glaube, Ihre Mitstreiter in München kümmern sich nicht so drum, weil sie genügend Wasser haben, nicht wie wir in der Sahel-Zone Franken, bitte bleiben Sie dran, dass wir eine kurzfristige Lösung kriegen!"


Wasser aus Thüringen für Bayern?

Mögliche Lösungsansätze liegen auf dem Tisch. In den Plänen zur "Wasserzukunft Bayern 2050" plant der Umweltminister sogenannte Wasserspangen zwischen dem Bodensee über Franken bis nach Niederbayern. Dafür müssten hunderte Kilometer neue Leitungen gelegt werden. Anwohner des Landkreises sprachen sich in der Sendung für mögliche Wasserleitungen aus Thüringen aus, die näher an der Region lägen. Glauber wollte sich zu dazu laufenden Gesprächen nicht äußern, gab sich aber solidarisch mit den Bewohnern der Region: "Wir lassen niemanden alleine", so der Umweltminister.


Anreize zum Wassersparen

Der Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im Landtag, Ludwig Hartmann, erachtet die Fernwasserleitungen als eventuell notwendig, plädierte dennoch für lokale Lösungsansätze. Vor allem beim Wassernentnahmeentgelt bei Betrieben sieht Hartmann Handlungsbedarf. Bayern sei eines von drei Bundesländern, in denen vom Staat kein Entgelt erhoben werde, wenn Unternehmen eine angemeldete Menge Grundwasser für ihre Produktion verwenden. Hartmann: "Wo ist da der Anreiz, effizient und sparsam mit Wasser umzugehen?"

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