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Kleine Trommler

"Ding ding boom, ding ding boom, ding ding boom" - rhythmisches Getrommel dröhnt vom Estinger Spielplatz an der Ringstraße in die umliegende Nachbarschaft. Es sind die Klänge eines Kreativnachmittags für Kinder und Familien, der an diesem Nachmittag dort stattfindet. Denn in Zusammenarbeit mit den Familienstützpunkten des Landkreises organisiert der Gröbenzeller Verein "Start international" noch bis zum 11. September ein mobiles Mitmachangebot mit dem Namen "Start mobil" im Landkreis. Das Angebot ist kostenlos und eine Anmeldung unabhängig von Sprach- oder anderen Vorkenntnissen für alle Familien möglich.

Weil die vergangenen Monate so herausfordernd waren, wartet nun ein bunter Mix an Aktivitäten - die sollen Spaß machen und ein bisschen Lebensfreude wiederbringen. "Die Kinder können Trommeln, Freundschaftsbänder knüpfen, mit Wasser filzen, an einer Bewegungsstation jonglieren und mit einem bunten Schwungtuch spielen", erzählt Myrtha Faltin. Sie ist Mitgründerin von Start international und sieht in diesem Gemeinschaftsprojekt eine echte Chance: "Die Corona-Pandemie belastet die Kinder sehr. Jetzt helfen wir ihnen durch traumatherapeutische Methoden, die vergangenen Monate zu verarbeiten."

Wie das geht, zeigt zum Beispiel Kofi Onny, er ist Theaterkünstler aus Freiburg und bringt den Kindern bei, wie man richtig trommelt. Mit größeren und kleineren Trommeln vor sich, lauschen die Kinder gespannt den Anweisungen des Freiburgers. "Wisst ihr denn aus was die Trommeln gemacht sind? Aus einem riesigen Baumstamm. Da nimmt man einen Meißel und dann "chip chip chip", schnitzt man das Holz in Form." Interessiert heben die Kinder ihre Trommeln und begutachten sie von allen Seiten. Manche von ihnen stecken sogar ihren ganzen Kopf in die hohle Seite des Instruments. "Und jetzt will ich euch alle trommeln hören", ruft Onny den Kindern zu. Freudig klopfen alle auf das weiche Schlagfell.

Eigentlich unterstützt Onny die Organisation durch seine Arbeit mit Flüchtlingen. Und auch sonst ist der Verein üblicherweise in Krisengebieten wie Georgien, Nepal und Lesbos unterwegs. Dort unterstützt er seit 2008 Familien und vor allem Kinder bei der Traumabewältigung. Aber auch im Inland stehen die Therapeuten und Pädagogen von "Start international" immer wieder vor Herausforderungen. Dieses Jahr helfen sie ehrenamtlich bei der psychologischen Betreuung in den Überschwemmungsgebieten in der Eifel, einige Mitarbeiter nutzen dafür sogar ihren Urlaub.

Auch die Corona-Pandemie hat bei vielen Kindern psychosoziale Schäden hinterlassen. "In Familien gibt es viel mehr Krach, weniger soziale Bindung und fehlende Sicherheit. Denn nicht einmal Mama und Papa, die sonst auf alles eine Antwort haben, können dem Kind sagen, wie es weiter geht", erzählt Faltin. Der Freiburger Rhythmus-Trommler Onny betont deshalb, wie wichtig die Lebensfreude ist: "Ich bin immer noch wie ein kleines Kind. Wenn ich hier mit den Kindern trommel, dann vergesse ich den ganzen Alltagsstress, wie den Anruf beim Steuerberater."

Am 23. und 25. August ist das "Start mobil"-Team in Maisach unterwegs. Alle Termine sind auf der Homepage familienleben-ffb.de zu finden Zum Original