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Eine Stadt als Licht und Fläche

Denkt man an Venedig, dann kommt einem der Canal Grande in den Sinn, der romantischen Charme, die Gondeln und die zahlreichen geschichtsträchtigen Sehenswürdigkeiten der Stadt. Der Künstler Martin Yves Vollmer denkt allerdings an das Wasser in den Kanälen, die Zerbrechlichkeit der Stadt, die dichte Bebauung, die vielen Lichter und das Silvesterfeuerwerk. All das hat den Germeringer Künstler zu seiner Ausstellung "Venedig - farbige Flächen" inspiriert. Bis Donnerstag, 30. September, kann man die 18 Aquarell-Gemälde in der Stadtbibliothek besichtigen. Auch der Künstler selbst ist jederzeit vor Ort. "Ich möchte mit den Besuchern in den kreativen Austausch gehen und beantworte gerne alle Fragen", sagt Vollmer.

Zu sehen gibt es allerdings keine klassischen Architektur- und Stadtbilder, sondern abstrakte Kunstwerke, die das Licht und die Farben der Stadt einfangen sollen. Es sind Flächen zu erkennen, die sich überlappen - sie sollen die Dichte und Fülle Venedigs widerspiegeln. Immer wieder streut Vollmer weiße Lücken ein. Diese Aussparungen sollen die Zerbrechlichkeit Venedigs zeigen. Die Paläste und prachtvollen Häuser stehen nämlich nicht nur auf dem sandigen, matschigen Boden der mehr als 100 Inseln, sondern auch auf Holzstelzen.

Neben den weißen Freiräumen verwendet der Künstler unter anderem die Farben Rot und Gold. "Ich möchte in meinen Gemälden gerne mit dem gesamten Farbkreis arbeiten. Selbst wenn ich mir bestimmte Farben vornehme, habe ich mich nicht in jedem Moment im Griff und dann kommt doch ein Gelb oder Blau rein", so Vollmer. Das Zeichnen ist für ihn eine Berufung. Schon mit vier Jahren bekam er Malunterricht. "Es kam immer eine Frau zu meinem Bruder und mir nach Hause. Einmal die Woche haben wir dann zwei bis drei Stunden gezeichnet. In dieser Zeit habe ich viele Krokodile gemalt, später auch Porträts", sagt Vollmer. Es folgten viele Malschulen und ein musisches Gymnasium. In seiner Freizeit hat er zahlreiche Museen besucht, etwa das Lehnbachhaus oder die Glyptothek in München. Vor den Gemälden verbrachte der Künstler viele Stunden beim Zeichnen. Mit 28 Jahren beschließt Vollmer, die Stuttgarter Kunstakademie zu besuchen. Dort fing er mit einer freien Malerausbildung an. "Ich lernte die Lithografie kennen - das ist eine grafische Technik, bei der man ein Motiv auf eine präparierte Steinplatte zeichnet. Das kann dann vervielfältigt werden", sagt Vollmer. Auch die Radierung und Malerei waren Studieninhalte, die ihn faszinierten.

Nach seiner Ausbildung folgten einige Ausstellungen. Seit 2007 präsentiert Vollmer seine Gemälde in Germering - gemeinsam mit dem lokalen Kunstkreis. Die aktuelle Ausstellung ist allerdings seine erste Einzelausstellung dieser Größe. Wenn Vollmer selbst vor Ort ist, ist er immer dankbar für Feedback. "Manche Kunstschaffenden sind wahnsinnig beleidigt, wenn man Kritik äußert. Dann sind sie sehr gekränkt - da muss man wirklich aufpassen. Aber ich bin immer sehr dankbar, wenn mir jemand seine Meinung mitteilt - selbst wenn ich zu hören bekomme, dass es demjenigen nicht gefällt", so Vollmer.

"Venedig - Farbige Flächen", Stadtbibliothek Germering, zu sehen bis zum 30. September. Geöffnet dienstags, donnerstags und freitags von 10 bis 19 Uhr, donnerstags von 15 bis 19 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr. Weitere Infos unter www.stadtbibliothek-germering.de Zum Original