Warum
an der Sonne getrocknete Wäsche so gut riecht, wollte eine italienische
Chemie-Studentin an der Universität Kopenhagen herausfinden. Es war wohl die
Erinnerung an einen typischen Geruch ihrer Kindheit, der Silvia Pugliese zum
Thema ihrer Master-Arbeit inspiriert hatte. Ihre Mutter habe die Wäsche früher immer
an der Leine in der Sonne getrocknet, erklärte sie einer Journalistin der New
York Times. Und sie mache es ebenso, wenn irgend möglich. Denn nichts sonst
verleihe der Wäsche einen so unvergleichlich frischen und herrlichen Duft wie
das bloße Trocknen an der Sonne.
Gemeinsam
mit zwei Mitstudenten besorgte sie für ihre Studie zunächst einen Stoß
Ikea-Handtücher. Sie wuschen die Baumwoll-Handtücher dreimal nacheinander in purem
Wasser, dann hängten sie die Tücher zum Trocknen auf Wäscheleinen: einige davon
in einem dunklen, ungenutzten Büro, die anderen draußen auf einem Balkon im
fünften Stock des Universitätsgebäudes – zum Teil in der Sonne, zum Teil im
Schatten hinter einer Plastik-Markise verborgen. Sobald die Handtücher trocken
waren, verpackten sie die Wäsche luftdicht in Plastiktüten, um die Ausdünstungen
der Tücher anschließend im Labor auf ihre chemischen Bestandteile hin
analysieren zu können.
Nur
auf den sonnengetrockneten Tüchern fanden sie bestimmte Aldehyde und Ketone –
chemische Stoffe, die auch in den ätherischen Ölen vieler Pflanzen zu finden und
für deren Duft charakteristisch sind. Pentanal zum Beispiel, das nach Kardamom
riecht, Octanal, das für Zitrus-Aromen typisch ist, und Nonanal, das in rosenartigen
Düften vorkommt. Weder auf den im Büro noch auf den an der frischen Luft im
Schatten getrockneten Handtüchern waren diese Stoffe zu finden.
Warum das so ist, darüber können die jungen Wissenschaftler bisher nur Hypothesen aufstellen: „Vielleicht hat es etwas mit dem Ozon in der Luft zu tun, das zusammen mit den UV-Strahlen der Sonne und den Wassermolekülen in den feuchten Baumwolltüchern zur Bildung der Aldehyde und Ketone führte“, vermutet Silvia Pugliese. Oxidative photochemische Prozesse auf der Oberfläche der trocknenden Baumwollfasern könnten flüchtige organische Bestandteile wie Kohlenwasserstoffe aus der Atmosphäre unter Einfluss von UV-Licht in die Duftstoffe verwandelt haben.
Quellen: Environmental Chemistry 17(5) 355-363; The New York Times v. 29.05.2020
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