Johanna Bauer

Journalistin, Autorin, Lektorin, Raubling

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Kolumne

Riesenratten mit Superspürnasen


Die afrikanische Riesenhamsterratte oder Gambia-Ratte verfügt wie alle Ratten über einen extrem guten Geruchssinn. Zugleich ist sie außerordentlich intelligent und lernfähig. Die belgische Non-Profit-Organisation „Apopo“ kam deshalb schon vor Jahren auf die Idee, sie zum Aufspüren von Minen einzusetzen.

 

Die „Apopo“-Mitarbeiter nannten ihre Spür-Ratten „Hero Rats“. Es sind wirklich kleine Helden, denn sie retten Menschenleben. Gezüchtet und trainiert werden die „Hero Rats“ an der Sokoine Universität im ostafrikanischen Tansania.

 

Gegenüber Hunden haben die Ratten bei der Minensuche einige Vorteile. Sie lösen durch ihr geringes Gewicht keine Tretminen aus, brauchen weniger Futter und lernen sehr schnell. Schon nach einer dreimonatigen Dressur weisen sie eine 50-mal höhere Treffsicherheit als Metalldetektoren auf. Ihre ersten Minenräum-Einsätze absolvierten die „Hero Rats“ 2003 in Mosambik. Das ehemalige Bürgerkriegsland gilt inzwischen als frei von den gefährlichen Landminen. Auch in Angola, Kambodscha und Thailand kamen und kommen die Minensuch-Ratten zum Einsatz.

 

Inzwischen haben die „Hero Rats“ ein weiteres Aufgabenfeld hinzubekommen: Sie werden auch zu Tuberkulose-Spürratten ausgebildet. Die Ratten können Tuberkelbazillen in Sputum-Proben, also im ausgehusteten Schleim von Patienten, erriechen. TBC-Erreger produzieren flüchtige Verbindungen, die von den Tieren als Duftstoffe erkannt werden.

 

In Zusammenarbeit mit „Apopo“ versucht Prof. Dr. Stefan Schulz von der TU Braunschweig herauszufinden, anhand welcher chemischen Duftstoff-Verbindungen die Ratten die Tuberkulose riechen. Vielleicht lassen sich sogar verschiedene Stämme von Tuberkulosebakterien und auch verschiedene Krankheitsstadien an ihrem Duft unterscheiden.

 

Tuberkulose ist immer noch ein großes Problem in vielen Ländern, besonders wenn die Krankheit unerkannt und unbehandelt bleibt. Weltweit starben 2017 etwa 1,6 Millionen Menschen daran. In den ärmeren Regionen Afrikas wird vermutlich nur die Hälfte der auftretenden TBC-Fälle erkannt. Das liegt vor allem an der schlechten Gesundheitsversorgung: Kliniken sind unterfinanziert, es mangelt an geschultem Personal, die Diagnosemöglichkeiten sind begrenzt.

 

Eine Ratte kann hundert Proben in weniger als zwanzig Minuten überprüfen. Ein Laborant oder eine Laborantin bräuchte dafür bis zu vier Tage. Dank der „Hero Rats“ konnten die Erkennungsraten in den beteiligten Kliniken  um 40 Prozent erhöht werden. Übers Internet kann man übrigens auch Patenschaften für die „Hero Rats“ übernehmen und so die Arbeit der gemeinnützigen Organisation auf Spendenbasis unterstützen.

Quelle: TU Braunschweig, www.apopo.org