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Mit „Hähnchen-Eiern" gegen das Kükentöten

Meinungen gehen auseinander

Männliche Küken sollen in Deutschland fürs Erste weiter getötet werden, weil sich ihre Aufzucht nicht lohnt. Die Meinungen über das Urteil aus Leipzig gehen auch im Landkreis auseinander. Demeterbauer Markus Schleich aus Peiting hält es für „blamabel", der Großanbieter Jürgen Fischer aus Hohenfurch kann es dagegen nachvollziehen.

- „Für mich gibt es ethisch keinen anderen Weg", sagt Markus Schleich mit Blick auf seine „Hähnchen-Eier". Als der 53-jährige Demeter-Landwirt vor zwölf Jahren den Kuhstall des Bicklhofs in Peiting-Hohenbrand zum Hühnerstall umbaute, war ihm noch nicht bewusst, „dass jedes Huhn, das zu uns kam, ein gemordetes Brüderchen zu beklagen hatte". Schleich: „So wollten wir unsere Tiere nicht halten, so können wir nicht auf Dauer mit gutem Gewissen unsere Eier essen und verkaufen."

Die „Brüderchen" haben in der konventionellen Zucht gemeinhin wenig Chancen auf ein langes Leben. Beim Eierlegen sind die weiblichen Tiere von Natur aus im Vorteil, in der Mast wachsen sie schlicht schneller.

Hähnchen werden nach 18 Wochen „küchenfertig verkauft"

Schleich suchte nach einem Ausweg aus der Misere und stieß auf einen Aufzüchter in Unterrüsselbach bei Nürnberg. „Er hatte schon vor 2010 erste Anläufe gewagt und Hahnenküken mit durchgefüttert", weiß der Peitinger. Mittlerweile zieht der fränkische Betrieb den gesamten Legehennen-Nachwuchs für den Bicklhof so auf, dass die kleinen Hennen und Hähne die ersten acht Lebenswochen miteinander aufwachsen können. Anschließend dürfen die Hähne in einen eigenen Stall samt Wintergarten und Grünauslauf. „Und erst wenn sie 18 Wochen gescharrt und gekräht haben, werden sie als traditionelle Gockel küchenfertig an bewusste Verbraucher verkauft", berichtet der Peitinger Landwirt.

„Hähnchen-Eier" werden zum Verkaufsschlager

Natürlich kommt das teurer als das sofortige Töten. „Es muss doppelt so viel investiert werden, über den Verkauf sind diese Mehrkosten nicht zu decken", sagt Schleich, der deshalb seine „Hähnchen-Eier" anbietet. Sie seien besonders gekennzeichnet und um wenige Cent teurer. „Diesen kleinen Mehrbetrag sammeln wir für die Aufzucht." Der Erfolg gibt dem Peitinger Recht: „Die Leute haben uns die Eier aus den Händen gerissen", freut sich Schleich, der auf dem Bicklhof drei Herden mit 7500 Hühnern hält.

Viel Energie, wenig Fleisch

Im nicht weit entfernten Hohenfurch leben noch ein paar Hühner mehr. Jürgen Fischer hält an der B17 10 000 Legehennen und ist somit einer der größte Anbieter in der Region. Der Landwirt kann das Urteil der Richter aus Leipzig nachvollziehen, die argumentierten, dass die Aufzucht männlicher Küken mit einem unverhältnismäßig hohen Aufwand verbunden sei. Da gibt ihnen Fischer ohne Wenn und Aber Recht: „Das Tier hat nicht viel Gewinnerwartung", sagt er mit Blick auf die männlichen Küken. Es würden nur Kosten für Futter und Energie erzeugt. Und das für verhältnismäßig wenig Fleisch.

Dennoch sei auch er „an dem Thema dran", versichert Fischer, der jederzeit auf die „Hähnchen-Eier" umstellen könnte. „Meine Brüterei bietet das auch an." Jedes Ei würden dann aber zwei bis drei Cent mehr kosten, gibt der Hohenfurcher Landwirt zu bedenken. Auf dem Wochenmarkt wäre das kein Problem, meint er. Bei den Großabnehmern in den Supermärkten dagegen schon. „Es sind viele Mitbewerber in den Regalen, die das nicht machen."

Fischer ist Mitglied der Solidargemeinschaft „Weilheim-Schongauer Land". Dort ist man mittlerweile sensibilisiert für das Thema. Die Vorsitzende Brigitte Honold aus Polling sieht die laufende Diskussion „als Anstoß, sich im Netzwerk Gedanken zu machen".

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