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„Mit Fleisch und Seele" für Deutschland: Böbingerin darf zur Metzger-WM

Team „Butcher Wolf Pack"

Für Katharina Bertl geht ein Traum in Erfüllung: Die 32-jährige Böbingerin hat den Sprung in die Nationalmannschaft des deutschen Metzgerhandwerks geschafft. Das Team „Butcher Wolf Pack" wird Deutschland 2020 bei den Weltmeisterschaften in Kalifornien vertreten. Und die Böbingerin freut sich schon jetzt „wie ein Schnitzel" darauf, sagt sie.

Böbing

Den Mut hatte die Böbingerin gebraucht, weil sie gar keine klassische Metzgerin ist. Die 32-Jährige hat den Beruf der Metzgereifachverkäuferin gelernt und leitet seit zweieinhalb Jahren die einzige auswärtige Filiale der Murnauer Großmetzgerei Haller in Bad Tölz. Mit ihrer Leidenschaft für den Beruf und dem unbändigen Fleiß war es schon davor in Katharina Bertls Karriere stets bergauf gegangen. Mit 15 hatte sie ihre Lehre in der damals gerade komplett neu eingerichteten Metzgerei des Gasthofs Haslacher in Böbing begonnen. Die Ausbildung schloss sie als Innungsbeste ab. Nach einem Intermezzo beim V-Markt führte ihr Weg nach Seeshaupt, wo sie acht Jahre im Metzgereibetrieb ihres Ex-Freundes arbeitete. Schon mit 19 machte sie den Filialleiter im Nahrungsmittelhandwerk, quasi den Meister im Verkauf.

Jetzt ist Bertl in Bad Tölz angekommen, die Haller-Filiale wurde komplett nach ihren Wünschen eingerichtet. Und die Böbingerin ist in ihrem Element. Sie zaubert raffinierte Kreationen aus Fleisch und Wurst, in einem „Dry Ager" lässt sie das Fleisch am Knochen reifen. Die Fotos von ihren Werken postet Bertl gerne auch bei Instagram. So ist die deutsche Metzger-Elite auf die Böbingerin aufmerksam geworden.

Deutsche Metzger-Elite wurde bei Instagram auf 32-Jährige aufmerksam

Reif für das Nationalmannschafts-Casting war Bertl trotzdem noch nicht. Die 32-Jährige musste nachholen, was gelernte Metzger längst können: Ein Schweinekotlett mit Filet und ein Huhn zerlegen, und das möglichst schnell. Ihr heutiger Freund Heiko Gieschler, selbst Metzger bei Haller in Murnau, übte jeden Sonntag mit ihr. Und am Ende hatte Katharina Bertl den Dreh raus. Beim Casting hatte sie dann noch das Glück des Tüchtigen. Zur großen Freude der Böbingerin wurde ihr ein Huhn zugelost. Das zerlegt sich schneller als eine Schweinehälfte. So blieb Bertl in den vorgegebenen 25 Minuten mehr Zeit fürs Kreieren. Eine Hühnerbrust im Blätterteigmantel zauberte sie zum Beispiel auf den Tisch. Das Herrichten, Füllen und Dekorieren sei ihre Stärke, sagt sie. Wenn sie die Zutaten in ihren Händen hält, „dann weiß ich sofort, was ich damit machen kann".

In Frankreich gratuliert der Präsident den Metzgern

So war es für das Team „Butcher Wolf Pack" am Ende keine Frage, wen es mit zur WM nach Sacramento nimmt. Zusammen mit der fröhlichen Böbingerin wird sich die Nationalmannschaft jetzt im Herbst 2020 mit dem Vorjahressieger Irland, den Franzosen, Neuseeländern und anderen Feinschmeckernationen messen. „Da drüben wird das mehr geschätzt", weiß Bertl. In Frankreich komme sogar der Präsident zum Gratulieren. Deutschland wird erst das zweite Mal bei der WM vertreten sein. „Jetzt wissen wir, worauf es ankommt", sagt Bertl, die mit ihren Teamkollegen auch dafür antritt, dass der Metzgerberuf hierzulande an Prestige gewinnt.

Ein halbes Rind, ein halbes Schwein sowie fünf Hendl und ein Lamm werden bei der WM von jedem Team zerlegt

Jedes Team wird bei der WM ein halbes Rind, ein halbes Schwein sowie fünf Hendl und ein Lamm zerlegen und aus dem Fleisch ausgefallene Gerichte kreieren. Trainingsbeginn ist am 15. Mai. Dann trifft sich das Team jeden Monat einmal in Augsburg. „Ich freue mich wie ein Schnitzel, volle Kanne", sagt Bertl und zeigt stolz das Messer, das sie beim Casting geschenkt bekommen hat. Die Eltern Hermann und Sylvia Bertl sitzen mit am Tisch und blicken zufrieden auf ihre zweitälteste Tochter. Die Mutter lächelt. Im Schaufenster einer Metzgerei habe sie den Spruch „mit Fleisch und Seele" gelesen, erzählt Sylvia Bertl. „Der passt genau zu meiner Tochter."

Auch das ZDF hat über das Metzger-Casting berichtet:

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