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Energiebauern realisieren riesige Freiflächen-PV-Anlage, und der Wolf bleibt draußen

Versteckt zwischen Wald und Feldern entsteht in diesen Wochen in einem sehr abgelegenen Winkel der Gemeinde Schwabsoien der größte Solarpark im Landkreis Weilheim-Schongau. Der Strom (zehn Megawatt), den die Anlage ab Juli erzeugen soll, würde locker reichen, um alle Schwabsoier Ortsteile zu versorgen. Neben Landwirten, „Energiebauern" und der Umwelt profitiert auch die Gemeinde von dem Großprojekt.

- Lkw um Lkw quält sich derzeit die engen Straßen von Sachsenried nach Nördlich des Weilers werden die Sattelzüge entladen. Sie liefern Stahlpfosten, die eine Maschine sogleich in den Boden rammt. Auf einer Fläche von insgesamt 17 Hektar geschieht das, 20 Hektar wurden für das Projekt ausgewiesen. 36 360 Solarmodule, die noch folgen, werden dort im Sommer auf die Sonne ausgerichtet und zehn Megawatt Leistung bringen.

Strom für 3000 kleinere Haushalte

Das schafft keine andere Solaranlage im Landkreis Weilheim-Schongau. Und auch im Bereich der Bürgerstiftung „Energiewende Oberland", die in vier Landkreisen aktiv ist, gibt es nach Auskunft von Bauleiter Manuel Zimmer nichts vergleichbar Großes. Mit dem Strom können 3000 kleinere Haushalte versorgt werden. Er wird in Zukunft bei ins Netz der Lechwerke eingespeist.

Bauherr bei Dietlried sind die „Energiebauern" aus Sielenbach. Und mit ihnen drei ortsansässige Landwirte, die ihre Grundstücke für die Anlage zur Verfügung stellen. Natürlich wollen auch sie eine Scheibe vom künftigen Gewinn aus dem Sonnenstrom abhaben, der 20 Jahre lang mit 4,57 Cent pro Kilowattstunde vergütet wird. „Wir sind schließlich kein Ableger der Caritas", sagt Hans Geisenberger, einer der drei Landwirte. Gemeinsam wurde seinen Angaben nach eine in Schwabsoien ansässige GmbH und Co. KG gegründet. Das hat den Vorteil, dass die Gemeinde über die Gewerbesteuer ebenfalls von dem Großprojekt profitiert, in das satte 5,5 Millionen Euro investiert werden.

Auch die Gemeinde bekommt etwas vom Kuchen ab

Es ist also eine „Win-Win-Situation", und da wundert es nicht, dass dem Vorhaben zu keinem Zeitpunkt jemand einen Stein in den Weg gelegt hatte. Bekanntlich fielen in dem zwei Jahre andauernden Bauleitverfahren alle Abstimmungen im Gemeinderat in steter Einigkeit.

Und es ist wohl auch nicht möglich, irgendetwas an der Freiflächen-Anlage zu beanstanden, die erst durch eine Neuregelung der EU möglich geworden war: Vor 2017 durften Solar-Felder nur auf sogenannten Konversionsflächen errichtet werden, die sich unter anderem an Autobahnen und entlang von Bahnlinien befinden. Mittlerweile sind auch „benachteiligte" landwirtschaftliche Grün- und Ackerflächen für die Anlagen zulässig. Und die Wiese nördlich von Dietlried zählt dazu, weil sie höher liegt als 840 Meter über dem Meeresspiegel, erläutern die drei Landwirte. „Wir haben hier ein ganz anderes Klima als in Weilheim", sagen sie.

Schäfer hat Angst vor dem Wolf und freut sich über Umzäunung

Großen Wert legen die drei Landwirte auch auf die Feststellung, dass mit der PV-Anlage so gut wie keine Flächen versiegelt werden. Einzig für die Trafostation mussten ein paar Quadratmeter betoniert werden. Zwischen den Modulen soll die Naur auch in Zukunft wachsen und gedeihen. „Es ist ein Paradies für die Artenvielfalt", versichert Geisenberger, der auch politisch aktiv ist (Unabhängige/ödp) und dem Kreistag angehört. Obendrein tun die Energiebauern etwas für eine vom Aussterben bedrohte Schafrasse: Rund 250 Exemplare des Coburger Fuchsschafes werden demnach ab dem Sommer friedliche zwischen den Solarmodulen grasen. Und das behütet von einem Schäfer aus Asch, der besonders schätzt, dass das gesamte Gelände von einem Zaun umgeben ist. „Wegen der Wolfsproblematik", weiß Geisenberger.

Heutige Energiebauern haben damals in Wackersdorf gegen die WAA demonstriert

Der 63-jährige Sachsenrieder Landwirt war es, der den Stein ins Rollen gebracht hatte. Mit Sepp Bichler, einem der Chefs der Energiebauern, ist Geisenberger schon seit der Jugend befreundet: „Wir waren auch zusammen in Wackersdorf, um gegen die Wiederaufbereitungsanlage zu demonstrieren." Dass er mit Sepp Bichler und den zwei anderen Bio-Bauern aus Sachsenried nun das größte Solarfeld im Landkreis baut, empfindet Geisenberger als „positive Ironie der Geschichte".

Im Juli wird die Eröffnung groß gefeiert

Schon im Juli soll der Strom fließen, und natürlich wird das groß gefeiert, blicken die Beteiligten voraus. Und zwar mit einem Tag der offenen Tür am Solarfeld samt Bierzelt, Kabarett und mehr. Den genauen Termin wollen die Energiebauern noch bekannt geben.

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