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Currywurst und Dürüm locken den König

Das wurde auch Zeit: An den verschiedensten Orten in Oberbayern hat sich Thailands König schon blicken lassen, nun machte seine Majestät Maha Vajiralongkorn endlich dem Schongauer Land seine Aufwartung: bei Curry-Wurst, Dürüm und Pide in einem Bistro in Altenstadt.

Das Pächter-Ehepaar Marianne und Kenan Arslan vom Bistro Lions wusste gar nicht, wie ihm geschieht: Die beiden hatten jüngst Besuch vom thailändischen König und bekamen es gar nicht mit. Erst ein paar Tage später habe ihr ein Nachbar erzählt, dass sie den Monarchen zu Gast gehabt habe, erzählt die Pächterin. Der Nachbar hatte den Auflauf der Wachläufe von seinem Balkon aus beobachtet und auch den König erspäht. Die Arslans hielten die Asiaten, die später auch ins Lokal strömten, dagegen für Diplomaten: „Wir dachten, sie sind auf der Rückreise vom G20-Gipfel." Schon tags zuvor hatte das Ehepaar Merkwürdiges in dem Lokal beobachtet, als sich ein asiatischer Mann und eine Frau im Bistro umsahen und sogar Fotos machten: „Die hielten wir für Touristen", sagt Marianne Arslan. Dass es die Vorhut war, die die Örtlichkeiten auskundschaftete, wurde ihr erst viel später klar.

Am Freitag vor eineinhalb Wochen dann, gegen 18 Uhr, standen plötzlich acht Thailänder im Lokal und bestellten etwas zu essen. Offenbar schmeckte es, denn die Männer orderten mehr: „15 mal Currywurst, 15 mal Pide und 10 mal Dürum", zählt Arslan auf. Alles sollte in kleine Häppchen geschnitten und serviert werden, so wie man es in Asien gewöhnt ist. „Die wollten von uns wissen, ob wir das in einer Stunde schaffen", erinnert sich die Pächterin. Natürlich sagte sie „Ja".

Während sich die Altenstadterin in der Küche an die Zubereitung des Essens machte, liefen vor der Tür des Bistros die Vorbereitungen ebenfalls auf Hochtouren. „An jeder Ecke standen Männer, einige waren sogar bewaffnet", weiß die Pächterin aus den Erzählungen des Nachbars. Dann fuhr ein schwarzer Bus vor, dem ein Mann im Fahrradtrikot entstieg: der König.

Umringt von fünf Securitys und weiteren Männern in Fahrradtrikots spazierte der Monarch ins Bistro. Dort gönnte sich Vajiralongkorn zwei bis drei Häppchen Currywurst, Dürum und Pide, bevor sein Weg zur Toilette in den Keller führte. „Auch dorthin haben ihn sechs Leute begleitet", wunderte sich die Wirtin. Dann war der Spuk beendet. Der König und sein Tross ließen sich die Häppchen einpacken, die Wirtin bekam ein großzügiges Trinkgeld. Marianne Arslan freute sich darüber. Und seit sie weiß, von wem das Geld kam, ist sie richtig stolz: „Es war mir eine Ehre, dass der König bei uns aufgetaucht ist."

Maha Vajiralongkorn besitzt bekanntlich eine Villa in Tutzing am Starnberger See. Er unternimmt für sein Leben gerne ausgiebige Fahrradtouren quer durch die Region. So wurde er in seiner Radlerkluft zum Beispiel im Frühjahr in Unterammergau gesichtet, als ihm seine Diener auf Knien rutschend Getränke und ein Handtuch kredenzten. Zuletzt kam es bei einer seiner Touren in Oberbayern sogar zu einem Zwischenfall, als in Erding Lausbuben den 64-Jährigen mit Softair-Pistolen attackierten. Seine königliche Hoheit soll dabei zwei Plastikkügelchen abbekommen haben. Verletzt wurde er aber nicht.

Womöglich wegen dieses Zwischenfalls wurden nun in Altenstadt bis zu 100 Begleiter beobachtet, die aufpassen, dass ihrem zukünftigen Herrscher nichts passiert. Der König, der in München schon recht kuriose Auftritte hingelegt hat, als er bauchfrei mit seinem Pudel auf dem Arm am Rollfeld des Airports stand und in selber Aufmachung mit seiner Freundin durch ein Möbelhaus spazierte, ist noch nicht gekrönt. Sein Vater, König Bhumibol, war am 13. Oktober 2016 gestorben. Ein Jahr wird getrauert, erst dann beginnt die offizielle Nachfolge.

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