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Borkum: Urlaub an Deutschlands schönstem Strand

Borkum: Urlaub an Deutschlands schönstem Strand
Ein Bericht von Liane Ehlers
Urlaub vor der Haustür statt Massenansturm an einem Flughafen: Als wir uns im Mai für Urlaub auf Borkum entscheiden, ist die kurze und bequeme Anreise der Hauptgrund. Nach Jahrzehnten kehre ich an den Ferienort meiner Kindheit zurück. Im Juni wurde der Borkumer Südstrand zum zweiten Mal nach 2018 von den Lesern eines Online-Magazins zum schönsten Strand Deutschlands gewählt. Eine gute Entscheidung!
Eine kleine Seereise
Die größte der Ostfriesischen Inseln ist noch immer ein herrlich beschaulicher Ort zum Entschleunigen, perfekt für Familienurlauber, Hundebesitzer, Reiter, Schulklassen, Wanderer und Radfahrer, dabei jedoch keineswegs langweilig. Mit ihren endlosen breiten Stränden und über 130 Kilometern Rad- und Wanderwegen liegt der „schönste Sandhaufen der Welt“, wie ihn die Insulaner nennen, im UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer, Hochseeklima inbegriffen. Menschen mit Atemwegserkrankungen und Allergiker können hier tief durchatmen.
Die mehr als zweistündige Fahrt mit der Autofähre ist eine kleine Seereise, bei der wir auf dem Oberdeck schon mal ganz entspannt die Sonne genießen. Für Eilige gibt es den Katamaran, der braucht nur eine Stunde. Am Hafen wartet bereits die bunte Inselbahn auf die Neuankömmlinge, um sie mitten ins schmucke Zentrum zu bringen.
130 km Rad- und Wanderwege
Die Ferienwohnung beim Alten Leuchtturm haben wir schnell zu Fuß erreicht. Und weil es auf Borkum gefühlt an jeder Ecke einen Fahrradverleih gibt, sind auch wir schon am nächsten Morgen glückliche Besitzer von zwei Sieben-Gänge-Rädern, Ricardo‘s Fahrradverleih bietet eine riesige Auswahl.
Neun Erlebnis-Routen zwischen 2,1 und 20 Kilometern hat Borkum Tourismus in einer Broschüre zusammengestellt, um die Vielfalt der Insel zu entdecken. Mit dem QR-Code kann man sie aufs Handy scannen. Wir entscheiden uns spontan für die längste Tour in die unberührte Natur von Duala. Am Waldlehrpfad und am Flugplatz vorbei führt der Weg direkt ins wunderschöne Ostland, wo gleich zwei Lokale zur Einkehr einladen. Von dort aus sind es noch zehn Minuten zur Aussichtsdüne Steerenk-Klipp. Eine Weg mit Holzgeländer führt auf das Plateau, von dort haben wir einen Rundblick über die ganze Insel und das Wattenmeer.
Am Deich entlang und über den erst kürzlich fertiggestellten 655 Meter langen Loopdeelenweg (Holzbohlenweg) Dünenkamm geht es zurück zum Südstrand. Nach mehr als 20 Kilometern durch hügelige Dünenlandschaften genießen wir bei Bier und Currywurst vor einer der typischen Borkumer Milchbuden den Sonnenuntergang.
Insel im steten Wandel
Borkum ist eine Insel im steten Wandel. Nicht nur was Wirtschaft und Tourismus betrifft, auch das Land selbst hat sich im Laufe der Jahrhunderte unter dem Einfluss von Wind, Meer und Strömungen verändert. Dass das 31 Quadratkilometer große Eiland kein starres Gebilde ist, zeigt besonders die jüngste Entwicklung der Seehundebank „Hohes Riff“ auf eindrucksvolle Weise. Durch die natürliche Zufuhr von Sandmassen ist die Seehundebank in den letzten Jahren so stark angewachsen, dass sie die Badebucht am Nordbad beinahe einschließt. Heute kann man von der Promenade aus die possierlichen Tiere mit bloßem Auge in ihrem Revier liegen sehen.
Sport am Strand
Seit die ersten Touristen im 19. Jahrhundert die Insel betraten ist der Hauptbadestrand ständig „gewandert“. Zurzeit verlagert sich der Badebetrieb immer weiter Richtung Südbad. In der Saison von Mai bis Oktober wird vormittags am Nord- und Südbad von der Strandanimation Yoga, Qi Gong und Strandgymnastik für Erwachsene angeboten, nachmittags gibt es dann allerlei Spiele für Kinder. „Das Freizeitangebot wird durch die Kurtaxe abgedeckt, eine Anmeldung ist nicht erforderlich“, sagt Suraya Stefanie Schmidt, Chefin der Strandanimateure. 2003 ist die gelernte Physiotherapeutin auf die Insel gekommen und geblieben. Zunächst nur für die Sommermonate als Animateurin, seit 2012 auch im Winter als Physiotherapeutin im „Gezeitenland“, das auf 8000 Quadratmetern einen Fitness-, Sauna- und Wellnessbereich am Meer anbietet.
Sportliche Möglichkeiten gibt es auf Borkum wie Sand am Meer. Neu hinzugekommen ist in diesem Jahr die Wassersportbasis „Öy“ am Hauptstrand. Die gebürtigen Insulaner Wilke Brinkmann (32) und Jörn Donat (23) sind in Ihre Heimat zurückgekehrt, um eine Lücke zu schließen und Borkum zu einer Wassersportdestination zu machen. Windsurfen, Kitesurfen, Wellenreiten und Stand-up-Paddling sind den ganzen Tag über möglich. „Die Lagune ist das perfekte Anfängerrevier, Fortgeschrittene gehen an die Nordseite, wo es auch Wellen gibt“, sagt Jörn Donat, der 2019 und 2020 auf der GKA Kite Surf World Tour startete und beim Worldcup einen 17. Platz belegte.
Von Walen und Walfängern
Wer Borkum und seine wechselvolle Geschichte kennenlernen will, muss ins Heimatmuseum Dykhus gehen. „Eine alte Insulanerin vererbte das typische Friesenhaus in den 1950er-Jahren dem Heimatverein“, erzählt Tjard Steemann, der immer montags mit vielen Geschichten zum Schmunzeln durchs Museum führt. In liebevoller Kleinarbeit ist aus dem Gulfhaus von 1750 eine wahre Schatzkiste geworden. Dort erfahren Besucher u.a. etwas über die Borkumer Walfangepoche, die 1643 begann und im 18. Jahrhundert endete. Mehr als 100 Kommandeure aus Borkum fuhren unter holländischer Flagge in der „goldenen Epoche“, die Wohlstand und Anerkennung brachte, doch kehrten auch viele Seeleute nicht zurück. Ein Kapitänswohnzimmer gibt Einblick in den damaligen Lebensstil. Besonders beeindruckend ist das 15 Meter lange Skelett eines jungen Pottwals, das zwischen anderen kleinen Walskeletten an der Decke hängt.
Vieles habe ich in diesem Urlaub wiedererkannt, den alten und den neuen Leuchtturm, den Musikpavillon und die Gründerzeithäuser an der Promenade. Vieles ist neu, und ich habe in einer Woche längst nicht alles ausprobieren können. Wie gut, dass Borkum quasi vor der Haustür liegt.
Informationen in Kürze
Anreise: Mit Auto oder Bahn bis Emden oder Eemshaven (NL). Fähre oder Katamaran buchbar bei AG Ems. Das Ticket für die Borkumer Inselbahn ist im Preis inkludiert: Tel. 01805 180 182 (14 Cent aus dem Festnetz) oder www.ag-ems.de
Heimatmuseum Dykhus: Geöffnet täglich von 10 bis 17 Uhr, montags nur Museumsführungen um 15 Uhr und 16.30 Uhr. Eine vorherige Anmeldung und der Kauf einer Eintrittskarte ist während der regulären Öffnungszeiten im Museum erforderlich. Tel: 04922/4860.
Info: http://www.heimatverein-borkum.de/heimatmuseum/ | Tourist-Information Borkum, Georg-Schütte-Platz 5, 26757 Borkum, Tel. 049229330, E-Mail: info@borkum.de, https://www.borkum.de

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