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Ruf der Wildnis am Yukon River

Ruf der Wildnis am Yukon River
„Es muss doch nicht immer Sonne, Strand und Meer sein, um seinen Urlaub zu verbringen“, dachte ich. Schon lange hegte ich die den Wunsch nach etwas Außergewöhnlichem, Einzigartigem und Wildem. Kanada- Traum von endloser Weite, abenteuerlichen Lagerfeuern und wilder Natur.
yukon River KanutourKanutour auf dem Yukon- River
14 Tage sollten es sein, davon eine Woche Kanutour auf dem Yukon- River und eine Woche Wandertouren im Kluane-Nationalpark. Gemeinsam mit weiteren Alleinreisenden wollte ich in einer kleinen Gruppe dieses Abenteuer angehen, der Einzelgängertyp bin ich nämlich nicht.
Die Legende: der Yukon
yukon River Kanutour_ 2Schon als kleiner Junge faszinierten mich die Berichte über dieses Territorium und den legendären Goldfluss. Heimat von Goldschürfern, die mit ihren Waschpfannen kniehoch im Wasser stehen, robusten Trappern und drahtigen Lachsfischern. Die Region Yukon, am nordwestlichen Ende Kanadas gelegen, ist grösser als Deutschland, Belgien, Niederlande und Dänemark zusammen und umfasst dabei nur ca. 35.000 Einwohner, wobei der Großteil in der Hauptstadt Whitehorse lebt. Dabei beheimatet diese Region beinahe ebenso viele Grizzlies und Schwarzbären, fünf Mal so viele Caribous und doppelt so viele Elche. Zerklüftete Berge, tosende Flüssen, riesige Gletscher und stille Seen bilden dabei den Rahmen.
Get together
Ausgangspunkt unserer Reise war Whitehorse, einzige Stadt dieses Territoriums. Hier sollte mein Abenteuer beginnen. Aufgeregt und erwartungsvoll trafen wir uns am Anreiseabend in der Gruppe und lauschten Robert, unserem Guide für die nächsten Tage. Robert lebt mit seiner Frau Carmen schon über 15 Jahre im Yukon Territorium. Auf der Suche nach Natur, Weite und Wildnis wanderten sie aus der Schweiz aus und fanden am Wheaton River das, was sie schon lange suchten. Diese ungemeine Lust und Freude am Abenteuer war bei Robert allgegenwärtig und ich merkte, wenn ich seinen Erzählungen und Geschichten lauschte, wie auch ich im Laufe dieser Reise zunehmend umtriebiger und erlebnishungriger wurde.
Ein Kanuneuling erobert den Yukon
Nachdem wir die letzten zwei Tag in dem beschaulichen Ort Whitehorse verbracht haben erwartete uns am Morgen des dritten Tages ein Highlight dieser Reise. Mit dem Wasserflugzeug werden wir vom Schwatka Lake zu dem Startpunkt der Kanutour gebracht. Viele Regionen des Yukonareals sind über Straßen nicht erreichbar. Deshalb sind hier Wasserflugzeuge ein wichtiges Transportmittel.
Behauptete ich, mir wäre nicht mulmig geworden beim 20 minütigen Flug zum Lower Laberge, so würde ich lügen. Nichtsdestotrotz ist ein solcher Flug ein beeindruckendes Erlebnis! Gerade in der Vogelperspektive wird einem bewusst, welch übermächtige und atemberaubend schöne Natur unter einem liegt. Der Wahnsinn!
Yukon River ist leicht zu befahren
„Der Yukon River ist technisch leicht zu befahren und somit auch für Kanuneulinge geeignet.“ Auf dieser Aussage von Robert habe ich mich einfach verlassen, als wir nach einer kurzen Einführung ins „Paddel-1x1“ die Kanus wassern. Diverse Säcke gefüllt mit Proviant und Campingausrüstung, sowie blaue Tonnen, in den wir unser Reisegepäck verstaut haben, wurden genauso wie Zelte und Isomatten fest im Kanu verzurrt. Alles war nun wasserdicht verpackt und hatte seinen festen Platz.
yukon River Kanutour_Mein Handy, Kamera und einige Wenigkeiten verstaute ich in einem kleinen Drybag vor mir. Zusammen mit Christian, meinem Kanukumpanen ging es los. Das gleichmäßige und abgestimmte Paddeln gestaltete sich am Anfang noch ein wenig umständlich, aber nach ein paar Kilometern hatten wir es raus, sodass wir unser Ziel, den 30 Mile River (der Yukon wird hier so genannt)bald erreichten. Der Fluss fließt hier kurvenreich an hohen Steilufern vorbei. Das Wasser ist glasklar und sehr fischreich. Vor mir lagen Tage, an denen Wasser und Wildnis 24 Stunden am Tag der Hauptfokus waren. Wo es am schönsten ist, wurden die Zelte aufgestellt, das Lager errichtet und ein Feuer geschürt. Herrlich! Welch unendliches Gefühl von Freiheit.
Holz sammeln zum Wasser kochen
Nachdem die Zelte aufgebaut wurden hieß es Holz sammeln zum Wasser kochen und Abendessen zuzubereiten. Das Wasser wurde frisch aus dem Yukon geschöpft und abgekocht. Robert tischte einen leckeren Gemüse-Fleisch-Eintopf auf. Mit einer heissen Tasse Café in der Hand saßen wir ums Lagerfeuer und tauschten unsere Eindrücke und Gedanken aus. Die nächsten Tagen gestalteten sich ähnlich abenteuerlich. Sobald wir Doug, den vierbeinigen Rüde morgens um die Zelte flitzen hörten, wussten wir, dass Robert eine Viertelstunde später heissen, dampfenden Café für uns parat hatte.
Nach einem ausgiebigen Frühstück verstauten wir die Ausrüstung wieder auf unseren Kanus und eroberten weiter den Yukon River. Abends bereitete uns Robert immer wieder etwas Leckeres auf offener Flamme zu. Ob eine rustikale Gemüsepfanne, Burger, Würste oder „Buschpizza“, wir waren immer wieder erstaunt, was Robert da alles aus den Taschen zauberte. Welch beeindruckende Weite da vor uns lag. Hinzu kommt die Einsamkeit und die damit verbundene absolute Stille. Lediglich das Holz hörten wir in den lodernden Flammen knistern.
Kurz vor Ende der sechs Paddeltage und als Highlight der Kanutour passierten wir noch 20 km flussabwärts von Carmacks am Klondike Highway die legendären “Five Finger Rapids“. Vier Felssäulen, die den Fluss in fünf Stromschnellen, die „Finger“ teilen. Für die Schaufelraddampfer stellte diese Stelle zur Goldrauschzeit, aufgrund der engen Durchfahrt eine große Gefahr dar. Im Kanu ist die Passage easy machbar und ich konnte ein paar einzigartige Fotos schiessen.
Am achten Tag endete unsere Kanutour am Yukon und der Kluane Nationalpark stand auf dem Programm.
Unvergessliche Wandererlebnisse im Kluane Nationalpark
Nach einem freien Tag ging es am zehnten Tag auf dem Alaska Highway nach Haines Junction, Tor des Kluane Natioonalparks. Der Kluane Nationalpark ist der viertgrösste Nationalpark in Kanada und gilt auch als einer der Schönsten. Erste Anlaufstelle war das Visitor Information Center, welches uns zahlreiche Informationen, Dia Shows und Videos über die Flora und Fauna dieser Region lieferte. Danach fuhren wir noch einige Kilometer zu unserer gemütlichen Unterkunft „The Cabin“, welche einen traumhaften Blick auf den Kluane Nationalpark bietet.
Die verschiedenen Cabins sind nur einige Gehminuten vom glasklaren Kathleen Lake entfernt. Geführt wird diese Unterkunft seit 22 Jahren mit viel Herzblut von Wenda und Brent Liddle. Dieser idyllische Rückzugsort optimierte mein kanadisches Yukonabenteuer!
Die darauf folgenden Tage waren geprägt von den unterschiedlichsten Wanderungen. Mal passierten wir sprudelnde Gebirgsbäche auf dem Weg zu Sheep Mountain, durchquerten boreale Wälder bis hinauf in die baumlose Tundra, folgten dem Auriol Trail durch den lichten Aspenwald.
yukon River Kanutour_ 9Fussbad im erfrischenden Kathleen Lake
Anderntags erklammen wir Kings Throne. Zu Recht trägt der Berg diesen Namen. Sowohl auf dem Plateau wie auf dem Gipfel wurden wir mit spektakulärer Sicht belohnt,ein großartige Fotomotiv! Kleiner Tipp: ein Fussbad im erfrischenden Kathleen Lake am Abend ist perfekt für strapazierte Wanderfüsse.
Auch hier wurde abends bei offenem Feuer gekocht, gelacht und ein geselliges Miteinander gelebt. Hier konnte man das gemeinsam Erlebte teilen, sich austauschen und mit einem kühlen Bier den Tag gemütlich ausklingen lassen. Die Natur erschien stets so übermächtig und atemberaubend. Es keine Ablenkung. Meine Aufmerksamkeit galt einzig und allein dieser beeindruckenden Weite und Stille.
Einen Ausflug der besonderen Art gönnte ich mir noch am Ende unserer Aufenthaltes: ein Rundflug über die Gletscherfelder des Mount Logan, der höchste Berg Kanadas mit 5959 m Höhe. Die kleine Propellermaschine brachte mich zu dem abgelegenen Gebiet des Kluane Nationalparks. Ich hatte Glück und die Wetterverhältnisse waren gut, sodass ich eine atemberaubende Sicht auf den riesigen Gletscher und die türkisblaue Gletscherseen hatte.
Da stockt einem schon ein wenig der Atem und das Adrenalin schiesst durch den Körper, wenn man in dieser doch einfachen Propellermaschine sitzt, an den Berghängen die starken Winde spürt und unter sich nur das gewaltige Bergmassiv thront. Ein Once-i-a-lifetime-Moment der Superlative auf jeden Fall!
yukon River Kanutour_ 4Resumée der Reise
Wenn ich jetzt zu Hause an meinem Rechner sitze und mir die Bilder dieser Reise wieder hervorhole, dann möchte ich gleich wieder los. Die Reise war ein einziger Rausch von einzigartigen Erlebnissen, grandiosen Landschaften, grossartigen Momenten und wirklich netten Reisegefährten. Ein richtiges Abenteuer eben mit Eindrücken, die mich seither nicht loslassen.

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