Jens Hecht

freiberuflicher Musikproduzent, Sound Designer, Dozent & Autor, Berlin

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Blue Box: Stramp Synchanger 2 4000 (1976), Guitar-Synthesizer - AMAZONA.de

Die Firma Stramp und ihr einziger Synthesizer

Die deutsche Firma Stramp (zusammengesetzt aus dem Namen des Herstellers Peter Strüven aus Hamburg und seiner ursprünglichen Produktreihe, nämlich Amplifier) wurde 1969/1970 in Hamburg gegründet. Neben den u. a. bei Rory Gallagher, Gerry McAvoy, John Entwistle, Leslie West und Paul Fenton sehr beliebten Amps stellte Stramp u. a. auch ganze PA-Anlagen, Mischpulte, Quadrophonie-Endstufen und Echogeräte her. Bereits nach kurzer Zeit, im Jahre 1975, wurde die Firma Stramp von Dynacord übernommen und 1980 kam auch schon das Aus der Firma. Der ‚Peter Strüven Audio Vertrieb' jedoch überlebte noch eine ganze Weile bis ins Jahr 2003. 1976 bescherte Peter Strüven der Synthesizerwelt einen Gitarrensynthesizer mit dem eindrucksvollen Namen Stramp Professional Series Synchanger 2 4000. Im Netz kursieren Produktionszahlen von weniger als 200, tatsächlich waren es wohl nur etwa 25 Einheiten die produziert wurden. Bereits 1974 entwickelte er in Zusammenarbeit mit Wolfgang Palm (PPG, Erfinder der Wavetable-Synthese) den Vorgänger zum Stramp Synchanger 2 4000. Eigentlich als Gitarren-Verzerrer konzipiert, bringt er doch alle elementaren Funktionen eines Synthesizers mit sich.

Die Oberfläche des Synchangers 2 4000

Mittels eines Pitch-to-Voltage-Converters und einem Envelope-Follower mit Hold wird der Stramp Synchanger durch bspw. eine Gitarre oder einen Synthesizer angesteuert. Durch den schnellen Envelope-Follower ist es auch möglich, Signale wie Drums und Percussion zu bearbeiten. Betrachtet man die Oberfläche, lassen sich folgende Sektionen erkennen: ‚Synthesizer Functiones' (ich übernehme die Schreibweisen) bestehend aus Oszillator und Modulatoren (hier ‚Modyfiers'), ‚'Synthesizer Interface' als Einschleifweg für die externen Signale, einem ‚Graphic Equalizer', einem ‚Mixer' für Synth Level, Source Level und Fuzz Level, sowie einer Sektion für den ‚Output'.

Das Synthesizer Interface enthält 2 Inputs, eine LED für die Triggeranzeige und einen Sensitivity-Drehregler für den Envelope-Follower. Zudem gibt es hier einen Per-Filter, einen Eingang für ein Pedal, zwei Eingänge mit der Beschriftung ‚Loudness-Store' und ‚Synchanger On/Off' sowie einen Kippschalter mit der Option ‚Tune Store' zu aktivieren.

Die Klangerzeugung und Klangbearbeitung

Der VCO ist ein Rechteckoszillator mit variabler Pulsbreite (per Hand oder Pedal) und kann von einem internen LFO (ebenfalls per Hand oder Pedal) moduliert werden. Man kann den Oszillator mit zwei separaten Kippschaltern jeweils um eine Oktave nach unten und 20 Cent nach oben verstimmen. Die Frequenz des LFOs kann per Fader und einem Kippschalter für High und Low bestimmt werden. Außerdem gibt es einen Kippschalter mit der Auswahl zwischen Fuzz und Source.

Das Filter (ähnlich dem Analogfilter vom PPG-1002) besitzt einen Fader, um stufenlos zwischen Lowpass und wohl Highpass mit erhöhter Resonanz zu regulieren. Folglich hätte man bei der Mittenstellung des Fades ein Bandpassfilter mit leichter Resonanz. Das kann zu einem ganz eigenem Ergebnis führen, wie die Klangbeispiele zum Ende des Artikels beweisen. Die Cutoff-Frequenz lässt sich ebenfalls wieder per Hand einstellen oder per Pedal modulieren. Die Hüllkurve für das Filter hat einen weiteren Kippschalter für jeweils kurze Attack- und längerer Release-Zeit sowie für längere Attack- und kürzerer Release-Zeit. Intensität und Zeitverlauf lassen sich über verschiedene Fader einstellen. Der LFO kann wahlweise Dreieck- oder Rechteckschwingungsform ausgeben und über einen Fader geregelt werden.

Zur weiteren Klangbearbeitung gibt es einen 7-Band Equalizer, aufgeteilt in Oktavbereichen zwischen 100 Hz und 6,4 kHz, der sich im Mixer separat auf Synth Level, Source Level und Fuzz Level legen lässt. Erfahrungsberichte zeigen auf, dass der Equalizer qualitativ sehr hochwertig ist.

Ausgänge gibt es für Kopfhörer und High als auch Low. Einige Parameter lassen sich zwar wie beschrieben per Pedal steuern, eine Möglichkeit, das Ganze per CV/Gate zu steuern, gibt es allerdings nicht. Auch das Umrüsten auf CV/Gate scheint schier unmöglich zu sein. Bei einem äußerst netten Gespräch mit Bernd-Michael Land, welcher bis 2017 noch im Besitz eines Synchangers 2 4000 war, offenbarte er nach 3 Jahren, den Versuch auf CV/Gate umrüsten zu lassen, wohl oder übel aufgeben musste.

Der Klang des Synchangers

Verbaut wurde der STRAMP Synthesizer in einem stabilen, tragbaren Aluminiumkoffer und kommt auf ein Gesamtgewicht von 8 kg. Auf der Rückseite hat er einen Flansch, um den Koffer an Mikrofonständern anschrauben zu können. Wer nun neugierig ist, wie das Ganze klingen kann, darf sich gerne bei Bernd-Michael Land bedanken, der so freundlich war, neben den Fotos uns auch ein paar Klangbeispiele zur Verfügung zu stellen. Ich persönlich finde die Ergebnisse ziemlich beeindruckend und man hört hier definitiv einen eigenständigen, kraftvollen Klangcharakter raus. Ich denke, speziell für Drums und basslastige Leadsounds würde der Synchanger auch für moderne Produktionen noch eine gute Figur machen. Zum Gebrauchtpreis lässt sich nicht viel sagen, da der Synchanger aufgrund seiner Größe und fehlenden CV/Gate-Ein- und -Ausgängen nicht sonderlich gefragt ist. Ein Sammler würde hierfür aufgrund der Rarität jedoch sicherlich etwas tiefer ins Portemonnaie greifen. Sollte man mal eine der seltenen Einheiten irgendwo finden, lohnt es sich aber definitiv, sich über Preis und Zustand zu informieren.

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