Eine Bürgerinitiative will in Leipzig den Bau einer Moschee verhindern, an diesem Samstag ruft die NPD zur Demo. Die Islamophobie versteckt sich hinter Sachargumenten.
Als die Baubürgermeisterin der Stadt Leipzig Mitte Oktober grünes Licht gab für einen Moscheebau im Stadtteil Gohlis, rief sie die Bürger gleichzeitig zu Toleranz auf. Aus gutem Grund. Noch bevor der Bauvorantrag der Ahmadiyya-Gemeinde positiv beschieden war, formierte sich der Widerstand. Flugblätter warben für eine Bürgerinitiative gegen das Vorhaben. An diesem Samstag ruft die NPD Sachsen zu einer Demonstration gegen "Islamisierung und Überfremdung" unter dem Motto "Schöner leben ohne Moschee" auf.
Die Gründung der Bürgerinitiative stößt zunächst auf unerwarteten Widerstand: Vor einer Kneipe in Gohlis treffen sich an einem Freitag vor allem ältere Männer und Frauen, sie müssen draußen bleiben. Der Wirt erklärt den Anwesenden, er habe einen anonymen Drohanruf bekommen. Eine Person mit ausländischem Akzent habe ihn als Nazi beschimpft und gedroht, in der Kneipe zu randalieren, sollte die Veranstaltung dort stattfinden.
Ratlos stehen die rund 50 Anwohner auf dem Bürgersteig. Niemand will die Verantwortung übernehmen, niemand will zur Gründung der Bürgerinitiative aufgerufen haben, niemand will an diesem Abend seinen Namen nennen - Bedenken gegen die Moschee haben sie alle.
"Es gibt Leute, die morden für ihre Religion, sprengen Frauen und Kinder in die Luft, die begehen Ehrenmorde hier in Deutschland, denen möchte ich nicht auch noch ein Moschee bieten", sagt ein aufgebrachter Mann. Die Frage, ob er sich mit der Glaubensgemeinschaft beschäftigt hat, die den Bau plant, findet er überflüssig: "Es sind Muslime, das reicht für mich eigentlich aus, ich möchte es nicht!"
Die Rechten sind schon daLangsam reden sich auch andere in Rage. "Wir dürfen bei denen auch keine Kirche bauen", sagt eine Frau, die Umstehenden stimmen eifrig zu. Andere fürchten Umweltverschmutzung und Lärm, den die Moschee angeblich verursachen würde. Sie haben Angst um ihre Familien, ein Kindergarten und eine Schule lägen schließlich in unmittelbarer Nähe des Standorts. "Mehr muss man dazu ja wohl nicht sagen", findet eine weitere Frau. Sie verweist auch auf eine Burschenschaft, die sich seit mehr als zwanzig Jahren in der Nähe treffe. "Da ist der Ärger ja wohl vorprogrammiert, das will ich hier nur mal sagen, die Rechten kommen dann auch!"
Sie sind längst da. Der NPD-nahe Naziaktivist Alexander Kurth von der "Kameradschaft Möckern" und Paul Rzehaczek, Chef der NPD-Jugendorganisation Junge Nationalisten Sachsen, haben sich unter die Leute gemischt. Ein paar Meter weiter steht Sebastian Schermaul von der Burschenschaft Armenia. Er ergreift das Wort, macht Stimmung für die Bürgerinitiative. Die Moschee störe ihn wegen der "Emission". Auch meint er, ein "orientalisches Gebäude" passe nicht in die Gegend.
Nicht nur das "Anti Moschee"-Logo auf den Flugblättern, auch die Argumente, die von aufgebrachten Anwohnern vorgebracht werden, erinnern an die Rhetorik der Pro-Bewegungen. Der Verein pro Köln trat im Kampf gegen den dortigen Moscheebau in Erscheinung, schürte Ängste und bediente Ressentiments gegen Muslime, gern versteckt hinter scheinbaren Sachargumenten. "Parkplätze. Es gibt jetzt schon keine Parkplätze mehr", sagt eine Frau vor der Kneipe in Gohlis. Auch in Köln musste das als Grund gegen den Moscheebau herhalten.