Interview
Narzissmus-Forscher "Ein Narzisst ist besser als sein Ruf. Er kann lieben und Beziehungen führen"Der Narzisst ist der Sündenbock unserer Zeit - und an allem Schuld. Weil er "toxisch" und "manipulativ" ist. Das ist aber ein Zerrbild, findet Mitja Back. Der Professor für Persönlichkeitspsychologie hat zahlreiche Studien durchgeführt und sagt: Narzissten sind besser als ihr Ruf, und werden in den Medien oft nicht richtig dargestellt. Sie können, entgegen vielfacher Behauptungen, empathisch sein - und auch Liebe empfinden. Wer also sind diese Menschen wirklich?
GEO: Es wird geschätzt, dass weniger als ein Prozent der Menschen eine narzisstische Persönlichkeitsstörung haben. Sie sagen, Narzissmus betrifft viel mehr Menschen. Wie kommen Sie zu dieser Annahme?
Mitja Back: Ich spreche von Narzissmus, und nicht über die narzisstische Persönlichkeitsstörung. Das ist eine wichtige Unterscheidung: Es gibt gescheiterte Narzissten, die eine Persönlichkeitsstörung entwickeln. Aber in den allermeisten Fällen haben wir es gar nicht mit einer Störung zu tun, sondern mit einer Persönlichkeitseigenschaft. Und wir sehen es in hunderten Studien immer wieder: Diese Eigenschaft ist breit verteilt in der normalen Bevölkerung. 16 Prozent der Menschen haben überdurchschnittliche Ausprägungen an Narzissmus.
30 Tage kostenlos testen. Monatlich kündbar.
Bereits registriert?
Hier anmelden