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Longevity: Länger gesund leben - und den Tod abschaffen?

Trend im Silicon Valley Longevity: Länger gesund leben - und den Tod abschaffen?

Möglichst lange gesund zu leben - das ist das Ziel der meisten Menschen. Natürlich wittern auch viele Unternehmen die Chance, aus diesem Wunsch Profit zu schlagen. Also forschen sie seit Jahren nach Mitteln und Wegen, die unser Leben verlängern sollen. So hat der Internet-Gigant Google 2013 Calico gegründet - ein Biotechnologieunternehmen, dass Methoden gegen das Altern entwickelt. Das Ziel von Calico ist es, alle Krankheiten, die erst im hohen Alter der Menschen auftreten, heilbar zu machen.

Auch immer mehr Wissenschaftler*innen und Forschende an Universitäten und Forschungseinrichtungen wollen in Studien herausfinden, wie wir unsere Gesundheit und Jugendlichkeit möglichst lange biologisch erhalten können. In den USA hat sich dazu seit einigen Jahren der Begriff "Longevity" etabliert - und ist zu einem echten Trend-Thema geworden.

Was versteht man unter Longevity?

Das englische Wort Longevity leitet sich aus dem Lateinischen ab: "Longus" bedeutet auf Deutsch "lang", "Vita" "das Leben". Longevity lässt sich also mit Langlebigkeit übersetzen.

Bei Longevity geht es allerdings nicht nur um ein langes Leben, sondern vor allem um die Lebensqualität. Der Körper soll fit und gesund gehalten werden, die Zellen sollen sich "verjüngen" oder zumindest langsamer altern.

Longevity: "Wir werden gar nicht sterben"

In einem Artikel des US-Magazins "The New Yorker" beschreibt der Autor eine Longevity-Veranstaltung. Dort erzählt der Präsident der "National Academy of Medicine" von einer Technik, bei der eine alte Maus chirurgisch mit einer jungen Maus verbunden wird, ihr Blut teilt und innerhalb von Wochen jünger wird. "Wir können das Altern für immer beenden", wird der Arzt Joon Yun zitiert.

Aubrey de Grey geht noch weiter: Er möchte den Tod komplett abschaffen. Der Biogerontologe ist Mitgründer der "SENS Research Foundation" - einer Non-Profit-Organisation, an der unter anderem die Universitäten Yale, Harvard und Cambridge beteiligt sind.

"Wir werden gar nicht sterben", sagt de Grey in einem Interview mit dem Stern. "Wir wollen Menschen nehmen, die, sagen wir, 50 oder 60 Jahre alt sind und noch keine erkennbaren Krankheiten aufweisen, und sie biologisch wieder wie einen 30-Jährigen aufstellen." Wenn die Menschen dann wieder biologisch 60 Jahre alt sind, wird das ganze wiederholt. "Allerdings haben wir dann ja Jahre gewonnen, um die Therapien besser zu machen, und aufs Neue viele gesunde Jahre gewonnen. Und so wird es kommen, dass Sie 60 Jahre alt sind, obwohl Sie bereits 150 Jahre auf dem Buckel haben." So soll ein ewiges Leben möglich sein.

Klingt absurd. Wie soll das genau gelingen? Laut de Grey, indem man Zellen ersetzt, die sich nicht mehr teilen; diejenigen entfernt, die toxisch geworden sind; und die Folgen von DNA-Mutationen abwendet. Was eher nach einem Zukunftsszenario klingt, soll manchen Menschen bereits gelungen sein. Sie haben sich nach eigenen Aussagen bereits verjüngt.

Longevity: Tech-CEO aus Silicon Valley angeblich um Jahre verjüngt

Manche Tech-Millionäre und CEOs aus dem Silicon Valley haben sich auf die fixe Idee eingeschossen, nicht nur gesund zu leben - sondern so lange wie möglich. Die Führungspersönlichkeiten glauben, dass Wissenschaft und Technologie das Potenzial haben, das Altern zu bekämpfen und die Lebensqualität zu verbessern. Dafür investieren sie Unmengen an Geld.

Tech-CEO Bryan Johnson (45) etwa hat das Ziel, biologisch wieder 18 Jahre alt zu werden. Um das zu erreichen, beschäftigt er 30 Ärzte und Experten. Diese sind überzeugt, ihn bereits fünf Jahre jünger gemacht zu haben. Indem sich Johnson vegan ernährt, jeden Tag eine Stunde trainiert - und neben anderer Nahrungsergänzungsmittel jeden Morgen 13,5 Milligramm Spermidin zu sich nimmt. Denn Spermidin soll, da sind sich Longevity-Anhänger einig, das Potenzial haben, das Leben zu verlängern. Ob das tatsächlich der Fall ist, hat uns ein Experte erklärt.

Forschung zu Longevity: Harvard-Forscher will sich um 10 Jahre verjüngt haben

Auch der renommierte Genetik-Forscher David Sinclair von der Harvard Medical School in Boston hat nach eigenen, aktuellen Angaben sein biologisches Alter um zehn Jahre zurückgedreht. Er ist 53, behauptet aber, dass sein biologisches Alter bei 43 läge. Wie ihm das gelungen ist? Durch eine Änderung seines Lebensstils. Früher hätte er zu viel gegessen und getrunken, sagt er im Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Insider". Seinen Körper habe er folgendermaßen verjüngt:

Sinclair hätte täglich ein bis zwei Tassen Matcha-Tee getrunken, Resveratrol (einen sekundären Pflanzenstoff) eingenommen, sich viel bewegt und versucht, Stress zu vermeiden - und 12 Stunden pro Tag gefastet.

Longevity: Fasten und länger leben?

Tatsächlich konnten Wissenschaftler*innen bereits in der Vergangenheit in Studien mit Tieren zeigen, dass sich eine reduzierte Kalorieneinnahme positiv auf die Lebenserwartung auswirkt. Dass Fasten sich auch positiv auf den Alterungsprozess von Menschen auswirken könnte, zeigen zwei aktuelle Studien aus dem Jahr 2023.

Ein Forscherteam um Dr. Daniel Belsky von der Columbia University in New York etwa hat untersucht, wie sich eine Kalorienreduktion auf den Alterungsprozess auswirken kann. Die Studie lief wie folgt ab: Eine Gruppe von 75 Personen ernährte sich normal, 145 weitere Personen verringerten ihre Kalorienzufuhr im Vergleich zu davor um 25 Prozent. Dabei wurde darauf geachtet, dass der Körper genügend Nährstoffe erhält. Das Ergebnis der Studie: Nach zwei Jahren hatte sich die Geschwindigkeit des Alterungsprozesses bei den 145 Probanden um zwei bis drei Prozent verlangsamt. Gemessen wurde die Geschwindigkeit des Alterns über einen Biomarker im Blut. In einer aktuellen Studie konnten Forschende der Universität Köln klar belegen, dass sich eine gesunde Ernährung und eine Kalorienrestriktion langfristig positiv auf die Zellen auswirkt.

Als wissenschaftlich erwiesen gilt, dass beim Fasten nach 12 Stunden die Autophagie eintritt. Autophagie ist sozusagen die Müllabfuhr des Körpers, bei der schädliche, alte oder krankhafte Zellbestandteile abgebaut werden. Aus diesem Grund kann Fasten die Erneuerung der Zellen anregen. Yoshinori Ōsumi, ein japanischer Zellbiologe, erhielt 2016 den Nobelpreis für Medizin für die Entdeckung der Autophagie.

Ernährung für Longevity: Ernährung wie in der "Blauen Zone"

Die Epigenetik, also die Kombinationen aus Genen und Umwelteinflüssen entscheidet darüber, wie alt wir werden. Gene machen dabei anscheinend nur sieben Prozent aus. Das bedeutet: Unser Lebensstil hat großen Einfluss darauf, wie gesund wir alt werden.

Ein Grund, sich die Lebensweise der Menschen auf der Welt anzusehen, die am längsten leben.

Als "Blaue Zone" wird eine Region der Welt bezeichnet, in denen Menschen viel länger leben als der Durchschnitt. Fünf davon gibt es: Okinawa (Japan), Ogliastra auf Sardinien (Italien), Loma Linda in Kalifornien (USA), Insel Ikaria (Griechenland), Nicoya-Halbinsel (Costa Rica).

Verhält man sich wie die Menschen dort, könnte man also länger leben. Doch was machen sie gleich? Tatsächlich gibt es einige Überschneidungen. Die Menschen essen in allen fünf Regionen wenig Fast-Food und Zucker, und dafür umso mehr Gemüse, unverarbeitete Lebensmittel (etwas frischen Fisch und Fleisch). Sie überessen sich nicht.

Außerdem sind die Menschen sehr gesellig, stressen sich nicht, und bewegen sich regelmäßig. Interessant: In allen fünf Regionen leben die Menschen etwas isoliert von der modernen Lebensweise, etwa in Tälern oder auf Inseln. Sie leben ein traditionelles Leben, ohne zu viel Arbeitsstress, Auto-Smog, digitale Medien und Zeitdruck. Der Weg für ein langes Leben scheint also zu sein, ein entschleunigtes, ursprünglicheres Leben zu führen.

Für die Menschen in den "Blauen Zones" funktioniert Longevity schon seit Jahren. Ohne, dass sie dafür Millionen ausgeben müssen.

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