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Eltern, Kinder stark unter Druck

AK FÜR SIE, September 2022 © Mischa Nawrata

Besuch bei Familien in Wien: Wie hart die Schul-Lockdowns für sie waren, was ihnen immer noch nachhängt und wie ihnen die Teuerung bei den Schul-Kosten zusetzt.

 

Für viele Kinder und Jugendliche bedeuteten die Ferien Spaß, aber auch: Schulstoff wiederholen. Sie mussten dort ansetzen, wo die Schul-Lockdowns Lücken hinterlassen haben. So auch der 12-Jährige Luca. Im August besuchte er die Lernstation der Volkshochschule Donaustadt. Dort wird kostenlose Nachhilfe in Mathematik, Deutsch und Englisch angeboten im Rahmen der Wiener Lernhilfe. Er wollte einiges in Mathematik festigen, das während des Jahres zu kurz gekommen ist.

 

Hilflos gefühlt

Lucas Mutter Claudia erinnert sich noch genau an die Zeit der Schul-Lockdowns. Neben Homeoffice und Haushalt musste sie ihren Sohn bei den schulischen Aufgaben unterstützen. Sie findet, dass zu viel Verantwortung auf die Eltern abgeladen wurde.

 

Ähnlich erging es der Familie von Sandra Buczolits. Mit ihrem Mann hat sich die dreifache Mutter von Kindern im Alter von sieben bis elf hilflos gefühlt: „Wir sind keine Pädagogen. Das baut unheimlichen Druck auf für alle und füttert die Frustration.“

 

Die pensionierte Chemikerin und Informatikerin Margita Striz arbeitet als Lernbetreuerin in der Volkshochschule: „Ich sehe einen Unterschied seit den letzten zwei Jahren. Die Lernrückstände sind größer geworden.“ Margita Striz erinnert sich, dass besonders während der Lockdowns die Chancenungleichheit sichtbarer geworden ist. Viele Kinder hatten nicht die passende Ausstattung. Stattdessen haben sie versucht, mit dem kleinen Handydisplay den Stunden online zu folgen.

 

„Wie alles stemmen?“

Zurück zu Claudia.: „Wir sind sehr dankbar für das kostenlose Nachhilfe-Angebot der VHS. Als alleinerziehende Mutter könnte ich mir reguläre Nachhilfestunden für Luca nicht leisten.“ Die Wiener Lernhilfe wird von der Stadt Wien gefördert und ist daher kostenlos auch unterm Jahr.  (Info: www.vhs.at/wienerlernhilfe).

 

Das AK Nachhilfebarometer beweist, dass für viele Familien die Mehrkosten durch Nachhilfe nicht tragbar sind. Das bringt uns zur aktuellen Teuerung. Claudia : „Ich weiß nicht, wie ich alles stemmen soll. Auch wenn mein Teilzeitgehalt sehr gut ist.“ Und: „Ich möchte meinem Sohn unbedingt ermöglichen, eine weiterführende Schule zu besuchen. Auch wenn es für mich bedeutet, meinen eigenen Konsum extrem einschränken zu müssen.“

 

Gespendete Schulsachen

Sowohl Claudia . als auch Sandra Buczolits sind sich einig: Schule muss besser werden. Es brauchte mehr Förderungen wie zum Beispiel zum Schulstart, um besonders einkommensschwache Familien zu unterstützen.

Bei der Caritas Schulstartaktion können im carla, dem Caritas-Lager, gebrauchte und neue Schulmaterialen günstig gekauft werden. Dort treffen wir Ludvika Mashek mit ihrem Sohn Daniel: „Wir sind wegen des Krieges von der Ukraine nach Österreich geflüchtet. Mein Sohn kommt jetzt in die vierte Klasse Volksschule. Wir sind sehr froh, hier alle Materialen für einen deutlich günstigeren Preis kaufen zu können.“

 

Die Spenden werden das ganze Jahr über gesammelt und zwei Wochen vor Schulbeginn verkauft. Die stv. Leiterin des carla mittersteig Petra Rabl.: „Wir merken heuer definitiv eine stärkere Nachfrage und eine Steigung beim Verkauf um 20 Prozent. Besonders schön war, dass dieses Jahr auch die Spendenbereitschaft extrem groß war. Im Sinne der Nachhaltigkeit wollen viele Spenderinnen und Spender Gutes tun.“

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