Frau Burel, wir befinden uns mitten im Megatrend Gender Shift und dennoch setzen zahlreiche Unternehmen auf tradierte männliche Führungsriegen. Es kursieren viele Aussagen, die diesen Status quo verteidigen. Die Allbright-Stiftung hat diese in einem Führungsfrauen-Floskel-Bingo zusammengeführt. Ich würde Sie gern in unserem Gespräch damit konfrontieren, und hören, was Sie diesen Argumenten entgegnen würden. Sind Sie bereit?
Ja, unbedingt.
„Gleichstellung hat keine betriebswirtschaftlichen Vorteile."
Diese Behauptung ist längst widerlegt worden. Gleichstellung ist mittlerweile zu einem strategischen Thema in der Wirtschaft avanciert und vielen Stakeholdern und Stakeholderinnen ist es wichtig, wie die Belegschaft von Unternehmen zusammengesetzt ist. International ist zudem zu beobachten, dass Fondsgesellschaften teilweise weniger oder gar nicht investieren, wenn Diversität in dem Unternehmen keine Rolle spielt. Ein zweiter Punkt ist die Zufriedenheit der Mitarbeitenden. In diversen Teams geht es den Menschen besser, weil sie das Gefühl haben, sie können sich dort in ihrer Individualität eher zeigen, die Redezeiten sind fairer verteilt, die Perspektiven sind vielfältig, Probleme werden eher identifiziert und kreativere Lösungen gefunden. Eine aktuelle Studie des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung ergab, dass automatisch ineffiziente Strukturen abgebaut werden, wenn Unternehmen sich mit Diversität beschäftigen.
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