Jasmin Sarwoko

Journalistin Video/TV/Online/Social Media, Johannesburg

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Marta nach Brasiliens WM-Aus : "Verlangt mehr!"

Quelle: dpa

Nach dem Ausscheiden ihres Teams bei der Frauenfußball-WM geht Brasiliens Fußball-Star Marta mit starken Worten zum Fußball und zum Feminismus viral. Fußballstar Marta fordert fußballgebeisterte Frauen und Mädchen auf, für ihre Träume zu kämpfen.


Sie ist der Superstar des Frauenfußballs - Teamkapitänin, Rekord-Torjägerin und mehrfache Weltfußballerin: Marta Vieira da Silva. Nachdem ihr Team bei der Frauenfußball-WM im Achtelfinale gegen Frankreich ausgeschieden ist, richtete sie ihr Wort an alle Frauen und Mädchen in Brasilien. "Verlangt mehr! Trainiert mehr und passt besser auf euch auf!", ruft Marta in die Kameras. Den Tränen nahe bringt sie hervor: "Der Frauenfußball braucht euch, um zu überleben! Lernt das zu schätzen!" Fans und Presse reagierten begeistert.

Es sind Tränen der Freude und Rührung, die die 33-Jährige trotz der verpassten Chance auf den WM-Titel, vor den Kameras vergießt. Für ihre Herzensangelegenheit, junge Frauen darin zu bestärken, für ihren Erfolg zu kämpfen, ganz gleich wie hart der Weg sein mag.


Obwohl der Frauenfußball in Brasilien starke Einschaltquoten erzielt, steht die Gleichberechtigung noch in den Kinderschuhen. Von einer annähernd gleichen Bezahlung von Mann und Frau ist der Sport, genau so wie in vielen anderen Ländern, noch weit entfernt. Im Fußball spitzt sich zu, was Brasiliens Gesellschaft immer noch stark auszeichnet: Sexismus und fehlende Gleichberechtigung. Die Gehaltslücke zwischen den Geschlechtern klafft sogar im höheren Management: Hier verdienen Frauen manchmal nur rund ein Drittel des Lohnes ihrer männlichen Kollegen.

Sexismus in Fußball und Gesellschaft


Für Männer wie Marco Aurélio Cunha ist Ungleichheit im Sport jedenfalls keine Überraschung. Der Fußball bleibe eben eine Männerdomäne, sagte der Koordinator des brasilianischen Fraußenfußballs einst in einem Interview - ehe er rasch hinzufügte, dass die öffentliche Wahrnehmung durch schöneres Make-Up und kürzere Röcke immerhin Steigerungspotenzial hätte. Das war 2015.


Umso wichtiger für Marta, dass sie und ihre Teamkolleginnen die Menschen wirklich über den Fußball erreichen. Ihre Botschaften gehen auch deshalb weit über den Sport hinaus, weil in der Politik frauenfeindliche Äußerungen geduldet werden. Ein Mann, der einer Frau einmal im Parlament gesagt hat, dass sie es nicht verdienen würde, vergewaltigt zu werden, ist seit Anfang des Jahres Präsident. Jair Bolsonaro musste sich zwar auf Anordnung eines Gerichts für diese sexistische Beleidigung entschuldigen. Dies tat er aber erst 16 Jahre später und nach der Zurückweisung mehrerer Berufungsanträge. Ganz sicher nicht aus Gewissensgründen.


"Weint am Anfang, sodass ihr zum Schluss lächeln könnt."


Bei ihrer emotionalen Ansprache hat Marta wahrscheinlich nicht im Entferntesten an Bolsonaros Eskapaden gedacht. Ihr lautstarkes "Verlangt mehr!" kann in zivilgesellschaftlichen Kreisen jedoch durchaus als Schlachtruf für Minderheiten oder Benachteiligte verstanden werden. Oder wie Marta sagt: "Weint am Anfang, so dass ihr zum Schluss lächeln könnt."



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