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Hausstaub-Allergie hat in der Heizperiode Hochsaison

Foto: Istockphoto/Eraxion

Von Janna Cornelißen

Mit Beginn der Heizperiode erreicht die Hausstaubmilbenallergie ihren Höhepunkt. Etwa 30 Allergene aus Körper und Kot des winzigen Tieres sind bekannt

Berlin. Mit Beginn der Heizperiode erreicht die Hausstaubmilbenallergie ihren Höhepunkt. Etwa 30 Allergene aus Körper und Kot des nur 0,25 bis 0,5 Millimeter großen Spinnentieres sind bekannt. In Deutschland gibt es laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) etwa fünf Millionen Betroffene. Eine Hyposensibilisierung setzt bei den Ursachen an.

Warum ist die Heizperiode so problematisch?

Hausstaubmilben lieben eine warme, feuchte Umgebung. Sie ernähren sich von abgestorbenen Hautschuppen und tummeln sich vor allem im Bett. Ein Gramm Staub kann bis zu 10.000 Milben beherbergen, eine Matratze bis zu zwei Millionen. Mit der Heizperiode wird die Luft trockener, viele Milben sterben, ihre Kotbällchen zerfallen, Allergene werden freigesetzt. Hinzu kommt: Die Heizungsluft wirbelt verstärkt Staub und damit Allergene auf.

Wann sprechen Mediziner von einer Allergie?

"Eine wichtige Unterscheidung muss man zwischen einer Allergie und einer Sensibilisierung treffen", sagt Professor Karl-Christian Bergmann vom Allergiezentrum der Charité. Nur im Zusammenspiel mit Symptomen liege eine Allergie vor. Viele Menschen seien gegen die Allergene sensibilisiert, aber nicht allergisch. Sie hätten Antikörper im Blut, aber keine Beschwerden. Bergmann: "Das ist der häufigste Fehler bei einer Allergietestung wie einem Prick- oder einem Bluttest." Das Ergebnis laute: falsch positiv.

Welche Symptome zeigen sich bei einer Hausstauballergie?

Die häufigsten Symptome sind eine verstopfte Nase, Hustenreiz, rote Augen und Abgeschlagenheit. Nachts und morgens sind diese besonders stark. Außerdem bemerken viele Betroffene ein Unwohlsein beim Bettenmachen und Saugen. "In 70 Prozent der Fälle kommt zu einer Hausstaub- noch eine Pollenallergie hinzu", sagt Karl-Christian Bergmann.

Wie kann eine Allergie zweifelsfrei erkannt werden?

Mittels Provokationstest. Dabei wird das Allergen entweder in die Nase gesprüht oder in die Bindehaut des Auges geträufelt. "Nach zehn bis fünfzehn Minuten ist in der Regel die Reaktion zu spüren", sagt Bergmann. Nach einem Provokationstest sollten Patienten immer noch eine Zeit lang in der Praxis bleiben. Der Körper kann heftige Reaktionen zeigen.

Warum ist eine Milbenallergie so gefährlich?

Eine Hausstaubmilbenallergie hat ein besonders hohes Potenzial, dass der Betroffene Asthma entwickelt. Karl-Christian Bergmann zufolge entwickelt durchschnittlich von zwei unbehandelten Milbenallergikern einer Asthma. Bei Pollenallergikern sei es nur einer von dreien. Die Ursache für diesen sogenannten Etagenwechsel ist nicht ganz geklärt. Experten halten es für wahrscheinlich, dass es an der Häufigkeit des Kontakts mit den Allergenen liegt - Staub gibt es das ganze Jahr hindurch.

Wie verläuft die Therapie?

An erster Stelle steht die Hyposensibilisierung, also die langsame Gewöhnung an das Allergen. Hier gibt es die Wahl zwischen der subkutanen Immuntherapie per Spritze unter die Haut oder der sublingualen, bei der das Allergen als Tablette oder Tropfen unter die Zunge gelegt wird. "Die längsten Erfahrungen haben wir mit der subkutanen Immuntherapie. Jedoch hat es in den letzten fünf Jahren viele Studien zu Tropfen und Tabletten gegeben, die Wirksamkeit konnte dort bestätigt werden", sagt Bergmann. Das Milbenallergen gibt es in Deutschland aktuell vor allem als Tropfen. Das Paul-Ehrlich-Institut aber bestätigte: Anfang dieses Monats ist hierzulande eine Tablette gegen Milbenallergie zugelassen worden. Das Präparat soll voraussichtlich im Januar auf den Markt kommen.

Neben der Hyposensibilisierung, die das Übel an der Wurzel packen soll, wird auch bei der Milbenallergie die klassische symptomatische Behandlung mit Antihistaminika empfohlen. Je nach Symptomen helfen dann auch lokale Medikamente wie cortisonhaltige Sprays für die Nase oder die Bronchien.

Welche Nebenwirkungen gibt es?

Bei der Hyposensibilisierung kommt es zu allergischen Symptomen und Abgeschlagenheit. Besonders vorsichtig sollten Patienten sein, die schon unter einem Asthma leiden. Die Erfolgsaussichten einer Hyposensibilisierung sind besonders gut, je früher die Patienten damit beginnen.

Was kann ich zuhause tun, um die Allergiefolgen abzumildern?

Für Allergiker gilt es, das Zuhause so zu gestalten, dass sie möglichst wenige Milben umgeben. Dazu gehört es, Staubfänger zu verbannen, regelmäßig zu saugen und feucht zu wischen. Für das Bett gibt es spezielle Bezüge, sogenannte Encasings. Diese sollen verhindern, dass die Allergene in die Luft gelangen. Die meisten Krankenkassen bezuschussen Allergikern den Kauf dieser Hüllen oder übernehmen die Kosten komplett. Wichtig ist es auch, die Bettwäsche regelmäßig bei mehr als 55 Grad zu waschen, diese Temperaturen überleben die Milben nicht. "Studien haben jedoch gezeigt, dass einzelne Maßnahmen klinisch kaum einen Effekt haben", sagt Karl-Christian Bergmann. Wichtig sei es also, in der gesamten Wohnung den Staub zu minimieren.

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