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Ökologisches Gärtnern: So retten zwei Mölschbacher bedrohte Arten

Um das Artensterben aufzuhalten, motiviert eine bundesweite Kampagne Kommunen und Privatpersonen Naturgärten anzulegen. Ein Garten in Mölschbach, einem Stadtteil von Kaiserslautern, ist ausgezeichnet worden.


Wenn Claudia Weber und Guido Pfalzer in ihrem 600 Quadratmeter großen Garten in Mölschbach sitzen, dann schaut auch mal eine Spitzmaus zwischen den Sandsteinen im eigens dafür aufgeschichteten Hügel heraus.


Auf dem Grundstück der beiden Biologen blühen zwischen Laub und trockenen Ästchen auf den Rabatten schon die ersten Schneeglöckchen und Krokusse, am Baumstamm der Haselweide hängt ein Nistkasten für Vögel, an der Gartenlaube Bienen- und Insektenhotels und der fischlose Gartenteich ist ein Ort, an dem sich unter anderem auch Molche und Nur wenige Grünflächen in Rheinland-Pfalz naturnah bepflanzt


Für ihren naturnahen Garten sind Weber und Pfalzer ausgezeichnet worden. Die Kampagne "Tausende Gärten, Tausende Arten" (TGTA) hat dem Garten von Weber und Pfalzer das Prädikat "gold" verliehen: Die beiden Mölschbacher haben seit ihrem Einzug 2004 unterschiedliche Lebensräume entwickelt und setzen auf einheimische Pflanzen, ein Staudenbeet, Totholz und eine magere Wiese. "Noch immer sind die wenigsten Gärten und Balkone, Firmengelände oder öffentliches Grün so gestaltet, dass sich dort biologische Vielfalt entwickeln könnte", bemängelt Angela Koslowski von TGTA. Die Gründe: Zu wenig Wissen über einheimische Wildpflanzen und deren mangelnde Verfügbarkeit auf dem Markt.

Noch immer sind die wenigsten Gärten und Balkone, Firmengelände oder öffentliches Grün so gestaltet, dass sich dort biologische Vielfalt entwickeln könnte.


Die Kampagne TGTA läuft seit Beginn 2020 bis 2025 und wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert. Auf einer "Grünen Landkarte" sammelt die Kampagne alle Beteiligten. Das sind Gartenmärkte oder Wildstaudenproduzierende, naturnahe Gärtnerinnen und Gärtner, wie Weber und Pfalzer aus Mölschbach und auch Unternehmen und Institutionen, die eine Grünfläche naturnah gestalten.


Donnersbergkreis setzt auf blütenreihe Mähwiesen

Die Kampagne soll auch Kommunen und Kreise aktivieren, öffentliche Grünflächen so zu gestalten, dass sich Schmetterlinge, Bienen und andere bedrohte Arten wohl fühlen. Der Donnersbergkreis nutzt nach eigenen Angaben seine Freiflächen als blütenreiche, wenig gedüngte Mähwiesen. Auch in den Ortsgemeinden des Donnersbergkreises werden Einzelprojekte realisiert. Ein Beispiel dafür ist der Verkehrskreisel an der Jet-Tankstelle in Kirchheimbolanden, wie ein Sprecher erklärt.


Die Untere Naturschutzbehörde in Kaiserslautern setzt sich für den Erhalt schützenswerter Bestände ein. Ein Beispiel dafür sei der Bau des neuen US-Hospitals in Weilerbach.„Wir haben uns dafür eingesetzt, dass der Standort dafür ein wenig verschoben wurde. Dadurch konnten wir die Eingriffe in naturnahe Flächen reduzieren und einen guten Ausgleich rausholen", erklärt Andreas Dein von der Unteren Naturschutzbehörde.


Der Kreis Südwestpfalz steht nach eigenen Angaben in engem Austausch mit den Kommunen, um Artenschutz auf Freiflächen zu realisieren. In Contwig und Maßweiler sind dadurch mehrere Hektar große Äcker aus der konventionellen Nutzung genommen worden. Ein Blühstreifen wurde angelegt, der Flächenkern liegt nun brach, sodass sich hier Insekten und Vogel ansiedeln können, wenn sie wollen. Außerdem hatte der Landkreis heimische Obstbäume für Bürgerinnen und Bürger gestiftet und hunderte blütenreiche Samentütchen mit regionaltypischen Sorten kostenlos verteilt.


Kreis Südwestpfalz bald auf grüner Landkarte

Auf SWR-Anfrage teilten alle drei Kreise mit, dass die Kampagne "Tausende Gärten - Tausende Arten" ihnen bislang nicht bekannt sei. Der Landkreis Südwestpfalz will sich allerdings nach eigenen Angaben darum kümmern, künftig auf der "Grünen Landkarte" aufzutauchen, um ein Bewusstsein für naturnahes Gärtnern zu schaffen. Claudia Weber und Guido Pfalzer haben die Auszeichnung für ihren "goldenen", besonders naturnahen Garten gut sichtbar an der Straße angebracht. Damit hoffen sie, auch andere Menschen in Mölschbach und Umgebung für einen ökologisch vielfältigen Garten zu begeistern.

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