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In dieser Facebook-Gruppe wird Ihnen geholfen

"Meine Oma wird 90. Was kann ich ihr schenken?" fragt eine Userin und bekommst prompt zahlreiche Antworten mit kreativen Tipps. Mehr als 24.000 Mitglieder zählt alleine die Berliner "Nett-werk"-Gruppe auf Facebook. In jeder großen Stadt Deutschland hat sich inzwischen das öffentliche Netzwerk etabliert - und wächst stetig. Von Wohnungsangeboten über Party-Tipps, bis zu Dating: Die "Nettis", wie sie sich selbst nennen, helfen einander! So finden auf dem umkämpften Wohnungsmarkt Berlins tatsächlich noch 1-Zimmer-Wohnungen unter 350 Euro in Szenekiezen ihren Weg ins Netz. Konventionelle Immobilienplattformen werden dabei immer öfter übergangen. Das "Nett-Werk" will Community sein und Menschen zusammenbringen. Hier ist das Gemeinschaftsgefühl stark: Pöbler werden von Usern gemeldet, Spam markiert - die Gruppenleiter können sich auf ihre "Nettis" verlassen.

Fulltime-Job nebenbei: Zu dritt managen sie 24 lokale Gruppen

Die nette Community startete 2009. Der Kölner Fotograf Phil Daub gründete die Gruppe "Brüsseler Platz" nach seinem Kiez. Was zunächst nur auf Freunde und Bekannte beschränkt war, breitete sich aus. In den Anfängen als Frage-Antwort-Community ginge es noch um "Wo läuft heute was? Wo kann ich Gurken kaufen?" Bei dem 3.000 Mitglied wurde aus dem "Brüsseler Platz" das "Nett-Werk" und Daub ging mit seiner Mitstreiterin Esther Lorenz (44) Kölsch trinken. In 24 Städten helfen sich inzwischen "Nettis". Verwaltet wird dennoch so gut wie jedes Detail aus Köln. Ein Vollzeit-Job, den sie sich aufteilen: Neben Daub und Lorenz ist noch Kirsten Olsen im Admin-Team. "Einer von uns ist immer online", erklärt Lorenz zur B.Z. "Ich arbeite in einem Hotel und füge tagsüber die neuen Mitglieder hinzu. Außerdem schaue in meinen Pausen kurz über alle 'Nett-Werke', damit alles gut läuft." Ein paar Stündchen Zeit nehme es schon morgens und abends ein, so die 44-Jährige: "Für mich ist es ein Hobby". Doch mit diesem Aufwind habe niemand gerechnet, erzählt Lorenz. Mehrere hundert neue Mitglieder pro Tag kommen deutschlandweit hinzu und in Stoßzeiten seien es auch mal 5.000 Kommentare in einer Gruppe. Das Prinzip des gegenseitigen Helfens hat Erfolg! Inzwischen arbeiten sie sogar an einer App.

"Nettis" in Not wird selbstlos geholfen

Dabei unterscheiden sich alle lokalen "Nett-Werke" nicht nur im Tonfall. Die Berliner seien schon etwas rauer im Umgang miteinander, so Lorenz und es würde stärker als Trödelfläche genutzt werden. "Aber nun denn, die 'Nettis' verkaufen hier lieber als auf Ebay". Die User machen die Gruppe zu dem, was sie ist. Doch zu rührenden Momenten komme es immer wieder. So besorgten Mitglieder für eine schwangere 17-Jährige, die über ihre schwierige Situation schrieb, eine Erstausstattung. Auch einer Familie, deren Haus durch einen Brand zerstört wurde, half die nette Community auf die Beine zu kommen. "Sie haben einen gesamten Hausstand beschafft! Das motiviert", erinnert sich Lorenz.

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