Im Herbst vergangenen Jahres zog es den gebürtigen Sylter Peter Klint von der Insel nach Rendsburg. Inzwischen hat der Künstler sein eigenes Atelier in der Nienstadtstraße 23 in Rendsburg und zeigt dort nicht nur seine eigenen Werke, sondern organisiert auch regelmäßig Kulturveranstaltungen wie Lesungen oder Konzerte. Im Gespräch mit Landeszeitung-Redakteurin Jana Walther erzählt der 43-Jährige unter anderem, was die Kanalstadt im Gegensatz zur Insel zu bieten hat.
Herr Klint, warum haben Sie Sylt verlassen und sich in Rendsburg niedergelassen?Meine Frau und ich haben uns getrennt und ich wollte nicht auf der Insel bleiben. Fünf Jahre lang hatten wir zusammen ein Atelier in Tinnum. Nach der Trennung musste ich mir dann überlegen, wo es jetzt hingehen soll. Ich kannte Guido Froese vom Nordkolleg bereits von früher. Er hat mir dann angeboten, nach Rendsburg zu kommen und als „Artist in Residence" im Nordkolleg zu wohnen und zu arbeiten. Das habe ich dankend angenommen. Ich wollte schon immer mal mit dem Nordkolleg etwas zusammen machen. Das passte also perfekt.
Inzwischen haben Sie eine Galerie in der Nienstadtstraße 23. Es sollte doch wieder etwas Eigenes sein?Ja, ein halbes Jahr lang war ich im Nordkolleg. In dieser Zeit habe ich bemerkt, dass ich Rendsburg ganz attraktiv finde, obwohl ich immer viel Gegenteiliges gehört hatte. Ich habe mich dann dazu entschlossen, hier zu bleiben.
Was macht die Stadt für Sie so attraktiv als Künstler? Vor allem im Gegensatz zur Insel...Zunächst einmal sind die Mieten hier für Wohnungen und Atelierräume viel, viel günstiger. Für mein Atelier hier mit knapp 40 Quadratmetern müsste ich auf der Insel mindestens das zehnfache bezahlen. Die Nähe zum Meer ist mir aber auch wichtig. Ich bin schließlich am Wasser aufgewachsen. Aber das habe ich hier auch. Ich fahre öfter nach Eckernförde an den Strand, nach St.Peter-Ording ist es auch nicht so weit und selbst nach Sylt sind es nur zwei Stunden.
Was unterscheidet die Sylter und die Rendsburger Kunstszene?Also zunächst mal ist es das Publikum. Auf Sylt ist es extrem unterschiedlich. Dort hat man die Insulaner und die Touristen, die meist die städtische Kultur kennen. Viele Sylter legen mehr Wert auf den Dekorationsgedanken von Bildern und weniger auf den Inhalt. Da wird man schon schief angeguckt, wenn man sich etwas bei seinem Kunstwerk denkt und weniger den Profit berücksichtigt. Es fehlt außerdem an bestimmten Bevölkerungsschichten. Das ist in Rendsburg anders. Außerdem gibt es auf der Insel weniger alternative Kultur. Auch da hat Rendsburg für mich mehr zu bieten. Ich stoße hier auf eine andere Form der Offenheit. Das gefällt mir. Auch weniger Konkurrenz unter den Kulturschaffenden erlebe ich hier.
Und wie ist die Resonanz auf Ihre Werke?Zu den Veranstaltungen, die ich hier organisiere sehr gut. Allerdings habe ich nicht so viel Laufkundschaft. Das ist natürlich kein Vergleich in der Nienstadtstraße, wenn man in der Galerie am Meer direkt an der Westerländer Promenade ausgestellt hat. Obwohl man dort auch häufig nur nach der nächsten Toilette gefragt wurde.
Was haben Sie sich für die Zukunft vorgenommen?Ich möchte so produktiv bleiben, wie ich gerade bin. Im Moment male ich sechs Stunden jeden Tag. Dann lässt die Konzentrationsfähigkeit nach und die Augen werden müde. Außerdem plane ich noch weitere Projekte mit Rendsburger Künstlern. Wechselnde Ausstellungen stehen ebenfalls auf dem Programm.
von Jana Walther erstellt am 07.Aug.2015 | 15:14 Uhr