Wie ist es, als Zimmermädchen, Crêpes-Bäckerin oder Fischbrötchen-Verkäuferin zu arbeiten? Jana Walther, Volontärin der Sylter Rundschau, probiert in der Serie „Jobben auf Sylt" dreißig Minuten lang verschiedene Insel-Jobs aus und schreibt über die Menschen, mit denen sie zusammen arbeitet und darüber, welche Herausforderungen die verschiedenen Tätigkeiten bieten. In dieser Folge: die Crêperie am Meer.
„Crêpe machen ist ein eigenes Handwerk." Das habe ich gleich zu Beginn meiner Schicht in der bekannten Crêperie an der Westerländer Promenade von Inhaber Mario Witt gesagt bekommen. „Es braucht rund hundert Versuche, bis es richtig klappt." Deshalb will mich der Crêpes-Meister auch nicht gleich auf die Gäste loslassen. Den Stresstest muss jeder Mitarbeiter erst einmal bestehen, bevor er in das Verkaufsfenster treten darf. Denn wenn bei strahlendem Sonnenschein die Schlange hungriger Feriengäste immer länger wird und die ersten Wartenden ungeduldig mit den Füßen zu wippen beginnen und der Blick etwas genervt durch die Luft schweift, muss man schon so einiges aushalten können. Und dann im Akkord Crêpes zu machen, „da braucht man schon wirklich ein gutes Durchhaltevermögen", so Mario.
Heiß ist es hier, sehr heiß. Bei einer Außentemperatur von 28 Grad herrschen hier drinnen gefühlte 40. Die Schürze muss trotzdem angelegt werden - schließlich gehört sie zur Arbeitskleidung dazu. Mit mir wuseln noch drei weitere Mitarbeiter plus Chef Mario durch die Räume. Im hinteren Bereich wird fleißig geschnibbelt und am Teig gerührt. Einer ist für den Eis-Verkauf zuständig, der nächste bereitet die Kaffeespezialitäten vor.
Erstaunt beobachte ich, wie der Crêpes-Meister seine ungewöhnlichen Kreationen wie Ziegenkäse, Feigensenf und Crème fraîche zubereitet. Dabei lässt er es sich nicht nehmen, mit jedem Gast einen Klönschnack zu halten. Gerade ist Markus an der Reihe, er gehört zu den Sylter Stammgästen von Mario. Käse, Schinken und ein Spiegelei kommen in seinen Mittagssnack, dazu noch ein paar frische Kräuter oben drauf. Der nächste Kunde ist Urlauber, er erzählt von seinen ersten Tagen auf der Insel. „Passen Sie auf die Möwen auf. Die klauen den Crêpes glatt aus der Hand. Essen Sie lieber hier oben", gibt Mario noch den guten Ratschlag mit. Zu oft hat er schon miterlebt, wie seine Gäste zwei mal bei ihm anstanden, weil die dreisten Vögel wieder zugeschlagen hatten. Deshalb weist auch ein Schild auf den riskanten Essensverzehr am Strand hin.
von Jana Walther erstellt am 19.Jul.2014 | 05:52 Uhr