Mittwochmittag, 13.30 Uhr: Die meisten Gäste des Budersand-Hotels in Hörnum genießen die Sonne am Strand oder sitzen beim Mittagessen. Zeit für mich und die Hausdame Julia Rehder und ihre Stellvertreterin, Annett Winke, die Zimmer zu checken. Checking - das bedeutet, wir überprüfen die Zimmer, ob alles auch sauber und ordentlich ist. Die Zimmermädchen sind schon seit Stunden dabei, die 79 Zimmer wieder auf Vordermann zu bringen - ob sie ihren Job auch richtig gemacht haben oder noch Hilfe brauchen, werde ich jetzt 30 Minuten lang überprüfen.
Doch ohne Uniform wird das nichts. Also führt mich mein erster Gang zu Mitarbeiterin Doris Krasa. Auf kleinstem Raum hängen hier bis unter die Decke rund 1400 verschiedene Uniformen. Schnell in die passende Kleidung geschlüpft und dann geht es mit dem Checking los. Die ersten Gäste reisen bald an oder kommen vom Mittagsausflug zurück. Wir starten in Nummer 334, ein sogenanntes Bleibezimmer, der Gast reist also noch nicht ab. Beim Türrahmen geht es los: Von oben nach unten mit dem Finger über jede Kante streichen, immer auf der Suche nach lästigen Staubresten. Bett, Tisch, Schubladen, Fenster - jeder kommt einmal dran und wird zur Not mit dem blauen Lappen noch einmal abgewischt. Die Hotelmappe legt Julia Rehder wieder ordentlich auf den Tisch. Alles soll ganz akkurat und gerade sein. „Kein Problem", denke ich, und will mir das nächstgelegene Buch schnappen und ordentlich auf den Nachtisch legen. „Finger weg von den Sachen des Gastes", kann mich die Hausdame gerade noch rechtzeitig aufhalten. „Die fassen wir nicht an." Innerhalb von zehn Minuten haben wir jeden Winkel der 334 überprüft. Der Gast ist zum Glück noch nicht wiedergekommen. „Wir sind gut, wenn wir stumm und unsichtbar sind", sagt Rehder. Im nächsten Zimmer geht das ganze Spiel wieder von vorne los. Sobald ich mal ein bisschen Staub an meinem Finger entdecke, präsentiere ich Julia Rehder stolz, dass ich etwas gefunden habe. Wissend nickt die Hausdame: „Ja, das Zimmer hat ein Mann geputzt."
Dass Julia Rehder und ihre Stellvertreterin ein eingespieltes Team sind, sieht man sofort. Und sie wissen ganz genau, wo sie bei welchem Zimmer was kontrollieren müssen. Sie kennen die Stärken und Schwächen ihrer Zimmermädchen. Böse sind sie nicht, wenn sie etwas entdecken. „Jeder Mensch macht halt Fehler. Deshalb checken wir die Zimmer ja", so Rehder.
Bei meinem dritten Zimmer wird es hektisch. Der Gast wartet schon unten in der Lobby. Seine Koffer sind bereits oben. Doch in Zimmer Nummer 70 sind die Zimmermädchen noch nicht fertig. Da packen wir gleich mal mit an und wuseln zu fünft durch den Raum. Die Kissen schüttel ich noch einmal auf, der Staubsauger muss noch aus dem Zimmer. Dass wir uns dabei häufiger auf die Füße treten, wundert einen kaum.
Nach weiteren zehn Minuten sind wir endlich fertig. Nein, doch noch nicht. Beim Rausgehen entdeckt Julia Rehder Fingerabdrücke an einem Glas. Das Geschirr muss unbedingt noch ausgetauscht werden. „Wir lassen den Gast lieber länger warten, als ihm ein nicht perfektes Zimmer zu geben." Nach drei Zimmern ist die halbe Stunde auch schon rum. Auf dem Weg zurück zum Personalbereich entdecke ich noch eine platt getretene Schnake auf dem Teppichboden. Die muss natürlich sofort entfernt werden.
Fazit des Jobs: Hier muss man ein geschultes Auge und ein hohes Sauberkeitsempfinden haben, unter Zeitdruck arbeiten und auch mal einen meckernden Gast wegstecken können.
von Jana Walther erstellt am 05.Jul.2014 | 06:18 Uhr