Wie ist es, als Zimmermädchen, Crêpes-Bäckerin oder Fischbrötchen-Verkäuferin zu arbeiten? Jana Walther, Volontärin der Sylter Rundschau, probiert in der Serie „Jobben auf Sylt" dreißig Minuten lang verschiedene Insel-Jobs aus und schreibt über die Menschen, mit denen sie zusammen arbeitet und darüber, welche Herausforderungen die verschiedenen Tätigkeiten bieten. In dieser Folge besucht sie die nördlichste Fischbude Deutschlands:
Glück gehabt, der Reisebus ist schon wieder weg. Den großen Ansturm habe ich gerade verpasst. „Wenn die Reisegruppen da sind oder die Fähre anlegt, kommen wir hier ganz schön ins Schwitzen", sagt Ingrid Wolf, die mich heute an der Nördlichsten Fischbude von Gosch in List unter ihre Fittiche nimmt.
Also mache ich mich erst einmal daran, die Auslagen zu betrachten und die Speisekarte zu studieren. Das Problem dabei: Die Namensschilder der Fischbrötchen stehen nur auf der vorderen Seite des Tresens. Ich muss also so schnell wie möglich die zwölf verschiedenen Sorten auswendig lernen. Doch nach ein paar Minuten kommt schon mein erster Kunde. „Einmal Bismarck, einmal Krabben und zwei mal Makrele bitte", bestellt der ältere Mann freundlich. „Gerne doch", und mein hilfesuchender Blick geht in Richtung Ingrid Wolf, die von allen liebevoll Mutti genannt wird. Krabbenbrötchen habe ich noch selber ausfindig machen können, doch dann war schon Schluss. „15,20 Euro sind das dann bitte. Gute Gäste geben aber 16", sagt Mutti schließlich mit einem kecken Lächeln und reicht ihm seine Bestellung. Der Mann lächelt zurück und gibt sogar 17 Euro. Ein lockerer Ton steht hier auf der Tagesordnung, ein bisschen Spaß muss eben sein. Doch nicht jeder Gast mag diesen Umgang, weiß Ingrid Wolf. „Man passt sich den Kunden an. Ich versuche aber nicht nur, ein Fischbrötchen zu verkaufen, sondern die Gäste immer auch zum Lächeln zu bringen", sagt sie.
Da das mit dem Matjes und Bismarck im Brötchen bei mir noch nicht so gut geklappt hat, darf ich mich als nächstes an der Fischsuppe versuchen. „Trotz der warmen Temperaturen ist die immer der Renner schlechthin", sagt Mutti. Das beliebte Mittagsgericht wird live, direkt vor den Kunden am Tresen zubereitet. Ein paar neugierige Augen schauen mir dabei zu, wie ich erst den fertige Sud zum Kochen bringe, dann eine große Ladung an Fischgemisch und schließlich noch eine Portion Buttergemüse hinzugebe. Stolz richte ich die erste Portion an. Bis auf einen leicht verbrannten Zeigefinger hat das schon mal ganz gut geklappt.
Am Ende meiner 30-Minuten-Schicht habe ich einiges dazugelernt: Makrele ist das lange silberfarbende, Matjes ein eher milderer Fisch. Doch für jemanden wie mich, der keinen Fisch essen mag, ist das sicherlich nicht der beste Job für den Sommer.
von Jana Walther erstellt am 12.Jul.2014 | 05:37 Uhr