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Büdelsdorf: Witwe fordert mehr Sorgfalt von Pflege-Personal

Büdelsdorf | Sieben Jahre lang hat Marlene Paske (72) aus Büdelsdorf ihren an Demenz erkrankten Mann gepflegt. Nicht einen einzigen Tag war sie in dieser Zeit von ihm getrennt - bis sie sich im Sommer dazu entschlossen hat, für ein paar Tage nach Süddeutschland zu reisen, um bei der Hochzeit ihrer Enkeltochter dabei sein zu können. Schweren Herzens brachte sie ihn in die Kurzzeitpflege. Dort verschlechterte sich sein Zustand, er musste ins Krankenhaus, die Ärzte konnten schließlich nichts mehr für ihn tun.

Für den Tod ihres Mannes mache sie niemanden verantwortlich, sagt Marlene Paske. Er sei im Alter von 76 Jahren an Organversagen gestorben. Doch dass er „völlig ausgetrocknet" in die Imland-Klinik eingeliefert worden sei, schreibe sie den Missständen in der Pflege zu. Jetzt möchte sie auf die deutschlandweit hohe Belastung von Pflege-Mitarbeitern aufmerksam machen und spricht deshalb über ihre Erfahrungen und Eindrücke.

Jahrelang hat Paske sich für ihren Mann aufgeopfert. Sie wollte alles alleine schaffen. Wickeln, Waschen, Füttern - all diese Aufgaben übernahm sie als Ehefrau gerne. Nach einem Schlaganfall und der Diagnose Demenz war ihr Mann an den Rollstuhl gefesselt, er konnte kaum noch sprechen. Erst vor drei Jahren nahm die Rentnerin Hilfe in Anspruch. Ein paar Mal die Woche kamen Mitarbeiter der Pflege Lebensnah, um Jürgen Paske aus dem Bett zu heben. Schon bei diesen Besuchen habe sie die hohe Belastung der Mitarbeiter bemerkt: „Sie stehen völlig unter Strom. Die Pfleger haben nicht einmal ihre Jacken ausgezogen, so sehr mussten sie sich beeilen", berichtet sie.

Ihre Sorge um die derzeitige Pflege-Situation wuchs, als sie Anfang September die Krankenakte ihres verstorbenen Mannes in den Händen hielt. Unter dem Punkt „Diagnose" steht dort neben Niereninsuffizienz und Harnwegsinfekt auch das Wort „Exsikkose", was so viel wie Austrocknung bedeutet.

In der vergangenen Woche hat Marlene Paske die Einrichtung um Aufklärung gebeten. Gemeinsam mit Geschäftsführer Norbert Schmelter und der Leiterin der Kurzzeitpflege Gaby Timm habe sie zusammengesessen. Einen Fehler haben sie nicht einräumen wollen, berichtet Paske. In den Unterlagen der Einrichtung sei dokumentiert, dass ihr Mann ausreichend zu Trinken bekommen habe. Das unterstrich die Pflege Lebensnah auch gestern gegenüber der Landeszeitung. Ihre Sorge um die Belastung von Mitarbeitern könne Schmelter aber nachvollziehen. Es gebe in ganz Deutschland immer mehr bedürftige Menschen, den Beruf dagegen wollen immer weniger ergreifen. Doch gerade deshalb setze er auf ein umfangreiches Konzept zur Personalentwicklung. Der Ausbildungsbereich sei ausgebaut worden, 20 Plätze gebe es derzeit dort, eine eigene Stelle für die Betreuung der Azubis sei zudem geschaffen worden. „Auch Fortbildungen sollen vermehrt für das Personal angeboten werden", sagte er. Von zu wenigen Mitarbeitern in seiner Einrichtung könne er nicht sprechen. Doch er betonte noch einmal, dass er Anfragen wie die von Marlene Paske sehr ernst nehme. „Wenn das Gefühl da ist, man sei mit den Angehörigen nicht richtig umgegangen, suchen wir das Gespräch", sagte er.

von Jana Walther erstellt am 15.Okt.2014 | 16:00 Uhr

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