Hamburg. Zum Dirigenten oder Violinisten reichte sein Talent leider nicht. Er sitzt in der letzten Reihe des Staatsorchesters. In der Hierarchie ganz unten. Deprimierend ist das Schicksal des Kontrabassisten. Ein verkanntes Genie, für das kein Solo geschrieben wurde. Kein Wunder, denn aus dem unförmigen Instrumentenkörper kommt sowieso kein vernünftiger Ton heraus.
Im Solostück "Der Kontrabass" von Patrick Süskind ("Das Parfüm") beklagt der frustrierte Musiker, gespielt von Thomas Kienast, das tragikomische Leben mit seinem Hindernis: dem Kontrabass. Bei Gästebesuch ist er omnipräsent, steht immer im Weg, stellt sich in den Vordergrund, macht sich über ihn lustig. Deshalb pflegt der Musiker bei Damenbesuch das sperrige Ding im Badezimmer zu verstecken. Ohne Erfolg. Er kann beim anderen Geschlecht sowieso nicht landen. Unglücklich ist er in die fast 20 Jahre jüngere Mezzosopranistin Sarah verliebt und spinnt verzweifelt Pläne, nur ein einziges Mal auf sich aufmerksam zu machen.
Doch anstatt sie einfach zum Essen einzuladen, bleibt er lieber den ganzen Tag im Bademantel in seiner schallisolierten Stadtwohnung und gibt sich dem Schicksal seiner Festanstellungspsychose hin. Denn als Kontrabassist ist er lebenslänglich verbeamtet.
Jazz und Rock lehnt er übrigens grundsätzlich ab. Auch mit den klassischen Musikern hat er so seine Probleme. Wagner steht er eher skeptisch gegenüber, Mozart findet er als Komponisten total überschätzt und der aggressive Beethoven hat mehrere Klaviere totgeschlagen. Nur nie einen Kontrabass – das muss man ihm zu Gute halten.
Kienast zeichnet tragikomisch den mürrischen Musiker, der seinen enormen Flüssigkeitsverlust durch das anstrengende Spiel mit Bier kompensiert. Er schwankt ständig zwischen dem Stolz, ein Bassist zu sein, und dem Frust über die Nichtigkeit seiner Rolle im städtischen Orchester. Mit dem Monodrama über eine Hassliebe gelingt es dem Schauspieler, die Zuschauer zu fesseln, sie mitlachen und mitfühlen zu lassen.
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